A tale of wolves | When we run (Stray Kids FF)

Kapitel 37

Changbin POV: Der Uralpha hatte uns erwischt. Das realisierte ich eigentlich erst in dem Moment indem ich ihn sah und die Erkenntnis tat noch um einiges mehr weh als der Griff des Werwolfs um meinen Unterarm.

Wiederwillig betrat ich nach Minho und Felix, der immernoch besorgniserregend blass aussah, den wirklich riesigen Saal und mein Blick heftete sich direkt an den Thron am anderen Ende des lang gestreckten Raumes.

Mit einem schmalen, aber selbstgefälligen Lächeln beobachtete der Uralpha wie uns die Alphawölfe seiner Leibwache durch den Raum auf ihn zu stießen. Mehr als nur einmal versuchte einer von uns noch den ein oder anderen Fluchtversuch, vor allem meine drei Freunde, deren Fluchtinstinkte wahrscheinlich gerade vollständig austickten, aber die Wachen ließen das natürlich nicht zu. Die Lage war aussichtslos.

Sonst waren nicht viele Leute im Thronsaal anwesend, aber was mich verwunderte war, dass Hyunjin zusammen mit seinem Vater an der Seite stand und sich augenscheinlich alle Mühe gab nicht entsetzt die Augen aufzureißen. Sonst stand noch ein älterer Mann seitlich der Stufen, die zum Lord hinaufführten, der nicht umher kam mindestens genauso selbstgefällig auszusehen wie sein Chef. Irgendwie kam er mir bekannt vor.

Vor dem Thron blieben wir schließlich stehen und ich war gerade nah genug an Felix dran um zu erkennen wie er zitterte. Seine linke Hand war immernoch blutverschmiert und zu gerne hätte ich meine eigene Hand ausgestreckt und nach seiner gegriffen.

Was mich außerdem noch wunderte war die Tatsache, dass wir nicht gezwungen wurden uns hinzuknien, wie es eigentlich Etikette bei den Werwölfen war. Nun gut, mich sollte es nicht stören.

„Zwei Jahre und vier Monate." Laut hallte die Stimme des Uralphas durch den Raum und ließ eine Gänsehaut über meine Arme laufen. Der Lord richtete seine blutroten Augen direkt auf Minho, der sich sichtliche Mühe gab davor nicht zurückzuzucken, was laut ihm eigentlich jeder tat. Der Blick des Uralphas war zu intensiv.

„Wie ich nun sehe zwei Alphas, ein Beta, zwei Omegas und zwei Menschen." fuhr der Lord langsam fort. Obwohl die Angst gerade meinen gesamten Körper lahmlegte musste ich mit ein wenig Schadenfreude feststellen, dass der Anführer der Werwölfe wohl auch von den Nebenwirkungen des Blutmangels nicht verschont blieb. Um es kurz zu sagen: Er sah alt aus. Und irgendwie freute mich das.

„Ich muss sagen, du verdienst meinen Respekt, Minho." Der Alpha neben mir sah dem Lord rebellisch in die Augen. „Und du scheinst relativ überzeugend zu sein, nicht wahr Chan?" Der Uralpha drehte den Blick zu dem Blondhaarigen, der aber ebenfalls genau wie Minho Haltung bewahrte und schwieg. So einfach würden wir es diesem Tyrannen nicht machen.

„Ich hätte wirklich nicht von jemandem mit deinem Talent erwartet, dass du dich mich Verrätern einlässt." Der Lord klang ehrlich enttäuscht. „Aber was soll man machen? Die Welt ist nunmal nicht fair." Äh, wusste er eigentlich dass er hier gerade einen Monolog führte, mit dem er auch die Wand volllabern könnte?

Plötzlich aber veränderte sich etwas im Blick des Uralphas. Seine Pupillen weiteten sich ein Stück und aus der Selbstgefälligkeit auf seinem Gesicht wurde schierer Zorn. Die Anspannung im Raum wurde um ein Vielfaches größer und langsam lehnte er sich etwas vor.

„Wo ist er? Wo ist Jeongin?!" Zitterte seine Stimme etwa? Hörte ich da Panik heraus? Um ehrlich zu sein hatte ich das Verschwinden unseres Maknaes erst vor wenigen Augenblicken selbst bemerkt und mich mindestens genauso sehr darüber gewundert wie der Lord offensichtlich. Als ich zu Felix hinüber sah biss er sich verstohlen auf die Unterlippe und deutete unauffällig mit zwei Fingern eine laufende Bewegung an.

Ohne es zu wollen schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Kluger Jeongin. Aber wie hatte er es geschafft den Wachen auszuweichen? Nun gut, er konnte durchaus dafür sorgen unauffällig zu sein, aber reichte das in so einer Situation? So richtig konnte mir offensichtlich keiner der anderen die Frage beantworten.