Kapitel 3

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Jeongin POV: „Bitte, Jeongin. Vergiss nie wie lieb wir dich haben, ja?" Meine Mutter strich mir noch einmal durch die Haare und ich wischte ihr eine Träne von der Wange. Man konnte ihre Angst im Raum riechen. Ich schluckte kurz, bevor ich nickte und die alte Werwölfin umarmte.

Da öffnete mein Vater von draußen die Tür und bedeutete uns, dass wir los mussten. Vor unserem Haus hatte sich schon das Rudel meines Vaters versammelt und ich spürte die angespannten Blicke, die mal wieder auf mir lagen.

Während wir uns auf den Weg zum Schlossplatz machten wurde kein einziges Wort gesprochen. Ich hielt den Blick gesenkt und konzentrierte mich darauf, nicht auf der Stelle in Ohnmacht zu fallen.

Einige andere Rudel aus unserer Nachbarschaft schlossen sich uns an und ich fühlte wie mich die Betas mitfühlend oder auch angeekelt und schadenfreudig musterten. Die meisten Alphas würdigten mich keines Blickes, nur eine relativ junge Rudelführerin behielt mich den ganzen Weg über im Auge.

Als Omega hatte ich eine Art Sinn dafür, zu merken wenn ich beobachtet werde, eine Art Maßnahme der Natur, die wohl das Überleben von mehr Omegas herbeiführen sollte. Hat ja super funktioniert, Mutter Natur!

Auf dem Schlossplatz tummelten sich schon einige Werwölfe. Im Vorbeigehen konnte ich einige Familien sehen, die ihre Kinder weinend umarmten und auch einige Rudel, die ihrem Omega auf die Schulter klopften oder ihn in den Arm nahmen.

Meine Kehle schnürte sich zu als ich auf das Podest sah, wo schon der Thron des Uralphas vorbereitet war und daneben der altbekannte Glasbehälter stand, mit dem er immer das Blut des toten Werwolfs auffing.

Traditionsgemäß mussten die Omegas vor der Menge stehen, also war es mal wieder an der Zeit. Ich umarmte ein letztes Mal meinen Vater, der es nicht schaffte etwas zu mir zu sagen und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn.

Unweigerlich stiegen mir wieder die Tränen in die Augen und ich musste mich schnell abwenden um nicht laut aufzuschluchzen.

Ich trat zwischen die anderen Omegas, die allesamt angstvoll auf das Podest sahen. Einige weinten, andere guckten nur betreten zu Boden.

Man konnte sehr gut erkennen aus welcher Lage die einzelnen Werwölfe neben mir kamen. Einige hatten zahlreiche Narben im Gesicht oder sogar noch offene Wunden, während die, die nicht von ihren Eltern verstoßen wurden, wie ich, häufig nicht einen Kratzer aufwiesen. Das hing aber auch davon ab, wie gut ihre Eltern zu ihnen waren. Ich erkannte zwischen den Omegas auch den ein oder anderen Diener, auch diese wurden nicht verschont.

Die Adelsfamilie war mittlerweile auch eingetroffen und ich konnte sogar Hyunjin sehr gut sehen, der so aussah als würde er gleich wichtige Organe auskotzen müssen. Sein Blick durchfuhr suchend die Omegas vor dem Podest bis er mich schließlich entdeckte. Ich konnte sehen, dass er noch größere Angst hatte als ich. Seine sonst glänzenden Augen hatten einen stumpfen Ton und ich konnte selbst aus der großen Entfernung sehen, wie er zitterte.

Da hörte man die Glocke. Sie schlug immer nur dann wenn der Uralpha den Palast verließ. Um mich herum hörte ich erschrockenes Aufatmen. Ich selbst sah nur zitternd zu, wie der Gebieter der Werwölfe das Podest betrat.

Man konnte ihm beim besten Willen nicht ansehen, dass er schon über 500 Jahre alt war. Seine schulterlangen, silbernen Haare hatten exakt den Farbton von Hyunjins Fell, da sah man die Gene doch.

Aus seinen blutroten Augen musterte er erst die Menge hinter uns bevor sein Blick zu den Omegas schliff. Ich konnte spüren als sein Blick über mich glitt und sich mir die Nackenhaare aufstellten.

Der Lord ließ sich wie immer exorbitant viel Zeit seine Entscheidung zu fällen. Immer wieder besah er sich die Werwölfe unter ihm bis er mir in die Augen sah.

A tale of wolves | When we run (Stray Kids FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt