Kapitel 18

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Seungmin POV: Es dauerte nicht lange bis wir auf die erste Patrouille trafen. Wegen der Anlässe der letzten Tage war es relativ offensichtlich, dass nach uns gesucht wurde, wie noch nie zuvor und vor allem auf Minho musste der Uralpha unfassbar wütend sein, immerhin war er 1. unser Anführer, 2. vor zwei Jahren aus dem Palast abgehauen und 3. dafür verantwortlich, dass Jeongin ihm hatte entkommen können. Es war sowas von klar gewesen, dass wir ihnen nicht lange entkommen konnten.

Am Abend nach dem Essen machten Chan und ich uns noch einmal in den Wald um uns herum auf. Minho hatte nichts dagegen gehabt, dass wir zu zweit gingen, wir beide waren starke Kämpfer und er vertraute meiner Schwertklinge, also durften wir die sichere Lichtung verlassen.

Wir bewegten uns auf dem Waldboden fort, obwohl wir sonst für gewöhnlich die Bäume bevorzugten, wenn wir nicht gerade auf Jagt waren. Aber heute hatte ich nicht mehr wirklich Lust aufs Klettern, so liefen der ältere Alpha und ich entweder über die schmalen Pfade des endlosen Waldes oder durchs Unterholz, welches ich manchmal nur in meiner Zweitgestalt überqueren konnte.

Wir hatten viel zu bereden, vor allem Chan konnte gar nicht mehr aufhören mir alles mögliche zu erzählen, was sich in der Zeit ereignet hatte, in der wir uns nicht gesehen hatten. Es tat gut mit ihm zu reden und ich merkte schnell, dass es Chan ähnlich ging. Seitdem er hier bei uns war hatten wir nicht wirklich Zeit dazu gehabt und es fühlte sich nach dem richtigen Zeitpunkt an, sich gegenseitig das Herz etwas auszuschütten. Irgendwie merkwürdig, dass wir jetzt wohl Freunde waren. Früher, in der Stadt hatte ich ihn einfach nur als Sohn eines mit meiner Mutter befreundeten Alphas gekannt, ein junger Halbwolf, vor dessen Fähigkeiten ich viel Respekt gehabt hatte. Was hatte sich in diesen wenigen Stunden geändert? Zugegeben, ich hatte ihm schon früher vertraut, aber nicht auf einer Basis auf der wir uns jetzt befanden.

Immer wenn er lachte verspürte ich das Verlangen dieses Geräusch einzufangen, es immer wieder in meinem Kopf abzuspielen und nie wieder loszulassen. Seine angenehme Stimme erzeugte in mir ein warmes, geborgenes Gefühl und seine bloße Anwesenheit fühlte sich einfach nur großartig an. Was waren das für Gefühle? Wieso verspürte ich das? Bei meinen anderen Freunden fühlte ich mich nicht so.

Gerade liefen wir einen der unzähligen verwinkelten Pfade entlang, die den Wald in allen erdenklichen Richtungen durchkreuzten. Ich achtete immer darauf, nicht die Orientierung zu verlieren, damit wir später zum Lager und den anderen zurückfinden würden, da hörte ich etwas hinter uns. Reflexartig zuckte meine Hand zum Schwertgriff, während ich mich wachsam in alle Richtungen umsah. Chan sah mich besorgt an. Ich wies unauffällig mit dem Kopf hinter uns. Er verstand offensichtlich, denn der Alpha beschleunigte seine Schritte und zog mich hinter sich her.

Nach einiger Zeit verstummten die raschelnden Geräusche hinter uns, vielleicht war doch niemand dort gewesen und ich entspannte mich etwas, doch Chan blieb aufmerksam und plötzlich, ohne Vorwarnung zog er mich zur Seite und presste mich mit dem Rücken an einen der Bäume, deren Laub die Strahlen der tief stehenden Sonne etwas abschirmten. Ich wollte aufschreien, doch er drückte mir schnell die Hand auf den Mund. Entsetzt weiteten sich meine Augen. Hatte er uns doch verraten? Hatte er mir das alles nur vorgespielt? Der Gedanke stach schmerzhaft in mein Herz. Doch Chan hielt sich nur mit der freien Hand einen Finger an die Lippen und deutete dann auf den Weg, der sich neben uns durch die Bäume schlängelte. Ich hörte Schritte, gleich mehrere auf einmal und Stimmen, die sich über irgendetwas aufregten. Mein Blut rauschte in meinen Ohren während mein Herz immer schneller schlug. Das waren Werwölfe. Eine Patrouille. Das erklärte dann wohl alles.

Chan wartete ab bis sie vorbeigelaufen waren, bevor er vorsichtig die Hand von meinem Mund nahm.

„Es tut mir wirklich Leid, Seungmin. Hast du dir wehgetan?" fragte er mich besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf und sah in die Richtung in die die anderen Werwölfe verschwunden waren.

A tale of wolves | When we run (Stray Kids FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt