2. Aufgeweckter Banknachbar

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Neo

Erfolgreich das Sekretariat gefunden, klopfte ich höflich an. Eine schrille Stimme rief mich herein. Gespannt betrat ich den Raum, worin sich eine junge Frau befand, die nach meinem Geschmack viel zu betonte Kleidung trug. Wahrscheinlich wollte sie die Typen dieser Schule 'anlocken', da hatte sie ihren Job ja perfekt gelegt. An einer reinen Jungs Schule gab es gute Chancen für sie.

,, Wen haben wir denn hier? ", fragte sie mich zuckersüß. Es klang so, als würde sie mit mir flirten wollen.
,, Neo Roux", ich hatte ein engelsgleiches Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen lassen in der Hoffnung es schnell über mich bringen zu können.

,, Ah ja, also deine Klasse ist die 10 b. Hier ist dein Stundenplan und deine Bücher ", sie drückte mir einen ganzen Stapel der reinsten Hölle in die Hände.
,, Oh und noch eine Frage. Fährst du mit einem Verkehrsmittel hierher, wenn ja dann welches? ", fragte sie mich grinsend und spielte mit einer Strähne von ihren nussbraunen Haaren herum.

,, Ich fahre Motorrad", gab ich zögerlich hervor. Freudig klatschte sie in ihre Hände.
,, Dann gehört dir nun der Parkplatz 177. Hier ist noch dein Schließfachschlüssel", sie warf mir einen kleinen Schlüssel zu, den ich elegant auffing.
,, Dein nächster Unterricht wäre Mathe mit Herr Strebger. Findest du den Weg alleine oder soll ich dir behilflich sein? ", fragte sie mich mit einem mir undefinierbaren Blick.

,, Wenn Sie mir beschreiben wohin ich muss, finde ich den Weg sicherlich alleine", meinte ich nur freundlich. Nie im Leben würde ich weitere Minuten mit dieser Frau aushalten können!
,, Na gut. Also du musst aus der Tür rechts den Gang entlang, dann links und wieder rechts die Treppen hoch, dann geradeaus das 5te Zimmer ", beschrieb sie mir den Weg. Schnell nickte ich ihr zu und verließ das Sekretariat.

Erleichtert seufzte ich, als ich die Tür wieder hinter mir schloss. Ich hoffte diese Frau nie wieder sehen zu müssen. Dieses 5 Minuten Gespräch war grausam. Hoffentlich waren meine Klassenkameraden besser. Ab pro pro, wo waren die ganzen Schüler hin? Der ganze Gang war wie leer gefegt. Schnell huschte mein Blick auf die Uhr, die bereits 7:00 Uhr anzeigte.

Wie aufs Stichwort erklang die Schulglocke, die unseren Unterricht begann. Zum Glück war jedem Schüler klar, dass der neue Schüler so gut wie in jedem Fall etwas später kam. Also versuchte ich den Weg, den mir die überaus nette Sekretärin beschrieben hatte, zu finden.

Nach geschlagenen 10 Minuten kam ich tatsächlich bei einem Raum an. Unsicher klopfte ich, wie es sich gehörte an der Tür an. Nach wenigen Sekunden wurde sie auch schon von einem lieb lächelnden Lehrer geöffnet.

,, Ich bin der Neue ", presste ich nervös aus mir raus. Was war denn mit mir los?
,,Ah ja ich bin informiert, komm doch rein", er trat ein Schritt zur Seite und lächelte freundlich. Etwas zögerlich trat ich ein. Der Lehrer machte die Tür zu und schob mich regelrecht zum Lehrerpult.

Die neugierigen Blicke der Schüler durchstachen mich gnadenlos.
,, Stell dich uns vor. Sag deinen Namen, Alter und dein Hobby ", forderte mich der Lehrer auf.
,, Ich heiße Neo Roux, bin sechzehn Jahre alt und mein Hobby ist Zeichen", erzählte ich den neugierigen Schülern von mir.

,, Gut. Hat noch jemand Fragen an Neo oder können wir mit dem Unterricht fortfahren? ", das war wohl der Startschuss, denn sofort schossen einige Hände wie Raketen in die Luft. Überfordert sah ich mir die vielen Hände an. Ich entschied mich dazu, die Fragen in der Reihenfolge die ich mir spontan ausdachte zu beantworten.

Der Erste dem ich zunickte, war ein recht zart gebauter Junge mit braunen Haaren.
,, Woher kommst du? ", fragte mich der Junge neugierig. Hatte ich ein so auffälligen Akzent ?
,, Frankreich", war meine schlichte Antwort.

Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Es ging los mit dem Geflüstere in der Klasse.
,, Bitte beruhigt euch! ", bat der Lehrer die Klasse nun. Das Getuschel stellte sich zum Glück wieder ein. Ich nahm sogleich den nächsten dran.
,, Trainierst du?", wurde ich von einem blonden Jungen gefragt.

,, Bisschen ", antwortete ich schulterzuckend. So ging es weitere 10 Minuten und ich war froh, als ich alle Fragen beantwortet hatte.
,, Gut du kannst dich neben Luis setzten ", forderte mich der Lehrer auf und zeigte auf einen orangehaarigen Jungen mit einem riesen Grinsen.

Sofort spazierte ich auf meinen zugeteilten Platz zu, um mich dort hinzupflanzen. Die Blicke der anderen Schüler waren noch immer neugierig auf mich gerichtet.
,, Hi", grüßte mich mein neuer Banknachbar.
,, Hallo ", begrüßte ich ihn ebenfalls und konzentrierte mich wieder auf den Lehrer.

Dieser kündigte das neue Thema an. Und zwar waren das Wahrscheinlichkeitsrechnungen. In meiner Schule hatten wir bereits dieses Thema behandelt, aber eine Auffrischung konnte ja nicht schaden.

Konzentriert hörte ich dem Lehrer zu und machte mir Notizen in meinem Notizenblock. Plötzlich wurde mir mitten im Unterricht ein Ellenbogen leicht in die Seite gestupst. Fragend sah ich meinen Banknachbar an, der noch immer dieses dicke Grinsen im Gesicht trug.

,, Ich kann dich später in der Schule herumführen, wenn du möchtest ", bot er mir freundlich an.
,, Danke das wäre nett", erwiderte ich lächelnd. Er schien gar nicht so schlimm zu sein. Vielleicht etwas aufgeregt, aber ansonsten ziemlich gut gelaunt.

Die Stunde zog sie nicht wie erwartet in die Länge, sondern endete schon nach einigen Minuten. Wie in meiner alten Schule sprangen sofort alle auf und verließen den Raum. Ich schwang meinen Rucksack ebenfalls auf den Rücken und verließ mit Luis, der auf mich gewartet hatte den Raum.

,, Du hast Glück mein Lieber ", grinste der Junge neben mir verschmitzt. Verwundert sah ich ihn an. Seine orangenen Haare waren etwas unordentlich, aber es stand ihm trotzdem ganz gut. In seinem Gesicht zierten sich Sommerspossen, die ihn irgendwie niedlich aussehen ließen.

,, Warum? ", fragte ich auf seine Aussage zurückkommend.
,, Wir haben mit der a und c Klasse heute Sport", klärte er mich auf, doch ich stand leider immer noch auf dem Schlauch.
,, Und was ist da so besonders? ", fragte ich also weiter.

,, Die sind übelst heiß", schwärmte er begeistert.
,, Okay? ", dieser Junge war echt ein Fall für sich.
,, Was? Du willst mir doch nicht weiß machen, dass dich das nicht neugierig gemacht hat! ", rief er empört. Er war so laut beim erzählen, dass alle die, die sich gerade im selben Gang befanden wie wir, alles von unserem Gespräch mitbekommen konnten.

,, Ein wenig ", gab ich nun ehrlich zu.
,, Wusst ichs doch", grinste er stolz. Dieses Grinsen verließ anscheinend nie sein Gesicht und wenn... dann nur kurzzeitig.
,, Komm ich zeig dir jetzt alles von unserer Schule ", aufgeregt nahm er meine Hand und zog mich irgendwo hin.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt