11. Plötzlich Engel

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Neo

Wie erwartet kamen wir 6 Minuten zu spät, aber zum Glück waren die Lehrer hier sehr gnädig und anstatt eine Strafe aufgerückt zu bekommen, durften wir uns netterweise setzen. Nun hatten wir Geographie mit einer gut genährten Lehrerin. Ich roch die ganze Zeit den Duft von Kieve, dessen Namen ich nun wusste.

Nachher musste ich mich definitiv bei ihm bedanken. Es war nicht selbstverständlich etwas einer fremden Person zu leihen. Leider war mir das T-shirt ein wenig zu groß und ging mir bis zu den Oberschenkeln. Es verdeckte meine kurze Hose! Wenn man es nicht wusste, könnte man denken ich rannte ohne Hose rum.

Naja der Titel des Verrückten, war vielleicht gar nicht so schlimm. Obwohl...vielleicht passte Luis besser in diesen Titel hinein, als ich. Den Titel als Primaballarina hatte ich schon mal gehabt und dieser hatte es echt in sich. Nicht im positiven. Ich wurde wegen meiner Interesse am Ballett zum Mobbingopfer und musste vieles über mich ergehen lassen.

Seit dem Tag, als mich mein bester Freund beim Ballett gesehen hatte, war es aus mit mir. Er fand es widerlich, dass ein Junge Ballett tanzte und erzählte es gleich der ganzen Schule. Man hängte Plakate mit einer Ballerina auf, wo mein Kopf anstatt ihr Kopf war. Sie lachten mich aus. Schupsten mich, beleidigten mich und liebten es jeden meiner Tage zur Hölle zu machen. Mein bester Freund, ganz vorne.

Ich hatte nie eine Wort darüber bei meiner Familie verloren und wollte die Schule durchziehen. Dann kam unser Umzug und befreite mich aus der täglichen Hölle. Gleichzeitig hatte ich Angst davor woanders hinzugehen, weil ich die Menschen dort nicht kannte. Nun war ich allerdings froh darüber hier zu sein.

,, Sweetie alles okay?", fragte mich Luis plötzlich besorgt. Ich schreckte aus meinen schlechten Erinnerungen auf und sah in seine großen Augen.
,, Ja warum?", fragte ich ihn verwirrt. Sag nicht ich hatte laut gedacht!
,, Na weil du weinst", flüsterte Luis besorgt.

Verwundert fasste ich mir an die Wange und tatsächlich waren sie feucht. Ich hatte unbemerkt, wegen den Erinnerungen meiner Vergangenheit geweint?
,, Alles gut", murmelte ich beschämt. Ich wischte mir die Augen trocken und schenkte dem Unterricht meine Aufmerksamkeit.
,, Wenn du das sagst ", seufzte Luis daraufhin, aber ich wusste, dass er mir nicht glaubte.

Nachdem wir auch die letzte Stunde überstanden hatten, packten alle schnell ein und verließen den Raum. Auch ich tat dies und machte mich dann zusammen mit Luis auf die Suche nach Kieve. Draußen am Ausgang stand er mit seinen Freunden und hatte so wie es aussah auch Schluss.

,, Ich möchte mich eben noch kurz bei Kieve bedanken ", erklärte ich Luis und lief auf die Gruppe zu. Die Mandarine kam mir sofort hinterher gehüpft.
,, Ich komme mit ", summte er aufgeregt. Mittlerweile hatten sie uns auch schon registriert, da sie ihr Gespräch unterbrachen und zu uns sahen.

Als wir an der Gruppe ankamen, stellte ich mich vor Kieve, welcher mich eindringlich musterte. Ich hoffte für ihn, dass er wegen meines Outfits nicht pervers dachte.
,, Ich wollte mich bei dir für das T-Shirt bedanken ", meinte ich erschöpft vom heutigen Tag. Ich hatte ja nicht mal was zum Mittag gegessen!

,, Kein Problem. Es war auch sehr merkwürdig, dass eine Katze hier rein gekommen war", meinte Kieve dann mit einem leichten Lächeln. Ich erwiderte das Lächeln, wollte allerdings gerade wieder gehen, da sprach Kieve mich wieder an.
,, Mein T-Shirt steht dir großartig", wisperte er rau. Meine Wangen erhitzen sich schlagartig auf sein Kompliment.

,, D..Danke ", stotterte ich verlegen. Nervös sah ich auf meine Füße und wusste nicht so recht was ich tun sollte.
,, Übrigens hab ich etwas für euch", sagte Kieve dann und hielt mir im nächsten Augenblick eine Tüte hin. Unsicher nahm ich sie ihm ab und sah neugierig in sie hinein. Als mir der Geruch von Essen in die Nase stieg, hätte ich sabbern können.

,, Ihr habt nichts gegessen und es war am Ende noch genug übrig. Also hab ich euch was einpacken lassen. Leider wusste ich nicht mehr genau welchen Nudelauflauf du hattest und habe dir deswegen alle drei einpacken lassen ", klärte er mich auf. Mit offenen Mund und großen Augen sah ich zu meinem Retter hinauf.

Man hatte mir ein Engel geschickt! Mein Essen hielt ich in meinen Händen und konnte es kaum erwarten anzufangen mit essen.
,, Danke! Danke!", rief ich komplett aus dem Häuschen und umarmte ihn reflexartig. Als ich bemerkte, was ich da gerade tat, stammelte ich zurück und blickte beschämt auf den Boden.

,, Ich meinte Dankeschön ", räusperte ich mich unwohl. Luis neben mir quittierte es nur mit einem Kichern, wodurch ich ihn grimmig ansah. Als nächstes spürte ich ein raues Lachen und eine Hand, die durch meine Haare wuschelte.
,, Das hab ich gerne gemacht. Du brauchst dich nicht schämen ", meinte Kieve daraufhin lieblich.

Kurz nickte ich ihm zu, bis mir wieder etwas einfiel.
,, Ich werde dir das T-Shirt diese Woche gewaschen wiedergeben ", versprach ich ihm zuversichtlich. Eine Hand lag noch immer auf meinem Kopf, als ich entschlossen zu ihm aufsah. Wenn ich schon etwas geliehen bekam, sollte ich es auch wieder ordentlich zurückgeben!

,, Kein Stress, aber danke ", meinte Kieve, was mich zum Lächeln brachte. Einige Sekunden standen wir still da, bis ich mir dann Luis krallte und den Rückzug antrat.
,, Okay...d..dann bis morgen", rief ich der Gruppe zu und verschwand schnellen Schrittes.

,, Hey nicht so schnell Sweetie", jammerte Luis rum. Als wir aus dem Schulgelände waren blieb ich stehen und ließ auch Luis wieder los. Er klopfte sich den imaginären Staub von der Kleidung und grinste mich im nächsten Augenblick schelmisch an.

,, Was soll das Grinsen?", fragte ich ihn unwohl. Er zuckte nur mit den Schultern und sah sich im nächsten Augenblick um.
,, Komm wir holen unser Mittagessen nach und quatschen ein wenig", schlug Luis vor und zog mich zur nächsten Bank.

Dort setzten wir uns hin und packten unser Essen aus. Glücklicherweise war das Essen sogar noch lauwarm und viel besser zu genießen, als wäre es nun kalt. Zufrieden stopften wir uns mit Essen voll und quatschen ein wenig über alles Mögliche. Luis konnte es natürlich nicht lassen mich und Kieve zu erwähnen. Tief im Innern träumte er sicherlich schon von unserer Hochzeit, obwohl wir uns nicht mal richtig kannten. Luis's Logik würde immer ein Fall für sich bleiben.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt