10. Alle für Einen

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Neo

Der restliche Tag verlief eigentlich ganz normal bei dieser Schule. Die Typen starrten mir hinterher und Luis versuchte mich auf komische Art glücklich zu machen, damit ich mich umso schneller wohl fühlte. Tja und nun hatten wir Mittagspause. Mein Magen knurrte unglaublich laut und wäre ich ein Bär, dann würde ich wohlmöglich der gefürchteste sein.

Wir liefen zu der Cafeteria, die unnormal schön aussah. Sie sah nicht so aus wie eine gewöhnliche Schulcafeteria, weil es hier so gepflegt und sauber aussah. Die Pflanzen oder auch die Möbel harmonierten grandios miteinander. Bevor ich aber alles bestaunen konnte, wurde ich von Luis am Arm gepackt und zu den Essensausgaben gezogen.

Heute schien es viele verschiedene Aufläufe zu geben, wie zum Beispiel Kartoffelauflauf, Nudelauflauf und für die Vegetarier gab es Gemüseauflauf. Für Veganer gab es Salat und andere Kleinigkeiten. Grübelnd stand ich mit meinem Tablett vor drei verschiedenen Arten von Nudelauflauf die mich alle irgendwie anschmachteten. Schlussendlich nahm ich mir den, der sehr cremig und knusprig aussah.

Der Mann, welcher uns das Essen auf die Teller packte, reichte mir meinen Teller mit Nudelauflauf, den ich ihm sofort abnahm. Als Getränk packte ich mir ein Päckchen Apfelsaft auf das Tablett. Alles in allem war das mit Abstand das beste Schulessen, was ich jemals gesehen hatte.

Ich spürte innerliche Freude, wenn ich daran dachte, dies gleich probieren zu dürfen. Mein Magen konnte es kaum erwarten, genauso wie ich. Doch schneller als hätte ich gucken können, schrie Luis vor mir auf und ließ sein Essen fallen.

Ich konnte nicht mal gucken was los war, da sprang mir eine Katze entgegen, welche ich ungeschickt auffing. Durch den plötzlichen Ruck stolperte ich zurück und fiel schreiend zu Boden. Mein Kopf tanzte Walzer, während mein Magen über den Verlust des Essens trauerte.

Erst als man mich ansprach und mir die Katze entnahm, konnte ich mich wieder sammeln. Luis sprach mich mehr oder weniger beruhigt an, während ich eine Hand an meinem Hinterkopf spürte. Perplex drehte ich mich um und sah in die braunen Augen eines mir bekannten Gesichts. Es war der Typ, welcher mich gestern in Sport auf die Bank getragen hatte.

,, Seinem Kopf geht es gut", sagte dieser mit seiner rauen Stimme und hatte dabei ein erleichterten Gesichtsausdruck. Wieso war hier eine Katze?! Wir waren mitten in der Schule, das konnte doch nicht wahr sein!
,, Luis...ich glaube Garfield wollte meinen Auflauf klauen", murmelte ich erschüttert.

Es sah so lecker aus und jetzt war es weg. Luis wollte zuerst lachen, doch als er meinen betrübten Gesichtsausdruck sah, zog er mich in eine Umarmung. Dabei drückte er sich nicht zu nah an mich, weil ich komplett mit Essen eingeschmiert war.
,, Keine Sorge. Bald gibt es wieder die Möglichkeit den Auflauf zu essen. Aber wir müssen dich erstmal sauber machen und umziehen, so kannst du unmöglich in den Unterricht ", redete Luis gutmütig auf mich ein.

,, Okay", murmelte ich bedrückt. Luis half mir hoch und rief im nächsten Moment 'Code 4' durch die komplette Cafeteria. Alle meine Klassenkameraden sprangen von ihren Tischen auf und eilten zu uns hinüber. Ehe ich mich versah, war ich mit meiner kompletten Klasse auf der Jungstoilette.

,, Hat jemand von euch Wechselsachen dabei?", fragte Luis in die Runde. Wieso die komplette Klasse hier war verstand ich nicht, aber so wie es aussah, galt hier alle für einen.
,, Nein tut mir leid, wir haben gestern alle unser Sportzeug zum Waschen nach Hause genommen ", entgegnete jemand entschuldigend.

,, Ich hätte maximal noch eine kurze Hose", warf Kiyan hilfsbereit ein.
,, Sehr schön! Kannst du sie holen?", fragte Luis erleichtert, dass ich wenigstens meine Hose wechseln konnte. Kiyan nickte eifrig und verließ augenblicklich das Jungsklo.

In der Zeit, wo man versuchte mir das Essen vom Körper zu waschen, kam Kiyan mit seiner kurzen Hose wieder. Ich nahm sie ihm dankend ab und verschwand für zwei Minuten in der Kabine. Als ich mich umgezogen hatte, kam ich wieder heraus und sah in 20 Augenpaare, welche mich neugierig musterten.

,, Jetzt fehlt nurnoch ein T-Shirt ", murrte Luis nachdenklich. Auch die anderen überlegten angestrengt über eine Lösung, wurden aber durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Luis huschte zur Tür und öffnete sie nur einen kleinen Spalt, sodass er hindurchgucken konnte.

,, Ist alles in Ordnung bei euch oder braucht ihr Hilfe?", fragte eine mir bekannte Stimme. Der Typ folgte mir auch überall hin oder? Ich kannte nicht mal seinen Namen, aber er tauchte immer dann auf, wenn es peinlich für mich war.
,, Äh habt ihr zufälligerweise noch ein T-Shirt?", fragte Luis ihn und warscheinlich dessen Kumpels.

,, Klar warte ich hole meins ", ertönte abermals seine Stimme, bis Luis dann die Tür wieder schloss.
,, Du bekommst das T-Shirt von Kieve ", meinte Luis stolz. Die anderen aus meiner Klasse sahen mich erstaunt an.
,, Was denn?", fragte ich sie unwohl. Sie sahen mich an, als hätte ich etwas weltbewegendes vollbracht.

,, Du bist so beneidenswert ", seufzte ein braunhaariger Junge. Ich hatte keine Ahnung, wie er hieß, weil ich mir keine Namen von Personen merken konnte, mit denen ich nicht viel zu tun hatte. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und wusste nicht was er damit meinte.

,, Kieve ist ein ungreifbarer Stern für uns. Niemand hat es geschafft sich ihm zu nähern, aber bei dir scheint es anders zu sein. Er bietet dir sein T-Shirt an, trägt dich freiwillig in Sport auf die Bank und war der Erste, der nach dem Sturz aufsprang, um nach dir zu sehen", erklärte mir wieder Kiyan. Ich zog meine Stirn kraus und dachte nach.

Ja er war wirklich sehr nett zu mir und war immer da, wenn etwas war. Das hieß aber nicht, dass ich ihm den Kopf verdreht hatte oder sowas! Er konnte mich genauso gut als einfacher Freund haben wollen und gab sich deswegen so viel Mühe!

Als das nächste Klopfen ertönte, öffnete Luis schnell die Tür, nahm Kieve sein T- Shirt ab und warf die Tür wieder mit einem 'Danke' zu. Kurz danach erfüllte das Geräusch der Klingel die Räume und kündete das Ende der Pause an. Ich nahm mir schnell das T-Shirt und zog mich in der Kabine um. Wir würden vermutlich ein paar Minuten zu spät kommen, aber das wäre nicht so schlimm.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt