12. Mein persönlicher Bodyguard?

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Neo
( am nächsten Tag)

So wie gestern lief ich mit der vor Freude hüpfenden Mandarine zu den Spinten, damit ich meine Motorradsachen dort sicher verstauen konnte. Noch etwas müde schloss ich meinen Spint auf und hörte Luis kaum noch zu, welcher mich über komische sexy Typen vollquatschte.

Ich öffnete meinen Spint, aus dem sofort eine kleine Menge an Briefen oder Zetteln hinausfiel. Perplex sah ich die fünf Zettel auf dem Boden an und hob die anschließend zögerlich auf.
Waren das Drohbriefe? In meiner alten Schule hatte ich die auch so gut wie jeden Tag bekommen. Nach einer Weile hatte ich allerdings aufgehört sie mir durchzulesen, weil sowieso immerwieder das gleiche darin stand.

'Du kleine fette Bitch' oder 'von deinem Anblick bekomme ich noch Augenkrebs' waren die üblichen Beleidigungen gewesen. Sowas wie 'ich schups dich vor ein LKW, wenn du nicht verschwindest' oder 'Stell dich vor den Zug! Dich wird eh niemand vermissen ' waren schon die heftigeren Kommentare auf den Briefen. Diese kamen meistens von meinem ehemaligen besten Freund und seine neue Freundesgruppe.

Ob man hier herausgefunden hatte, dass ich Ballett getanz hatte? Und wenn, würden sie mir dann drohen, wie die anderen? Ich wollte wissen, was in diesen Briefen stand, aber auf der anderen Seite hatte ich wirklich Angst davor. Eigentlich waren hier alle sehr nett und freundlich zu mir gewesen...Hoffentlich war das alles echt gewesen und nicht irgendwie vorgespielt.

Durch eine kleine warme Hand, die sich auf meine Schulter legte, zuckte ich stark zusammen und stolperte ein paar Schritte zurück. Luis zog seine nun in die Leere ausgestreckte Hand zurück und sah mich mit großen besorgten Augen an.
,, Ich bin's nur ", sprach Luis mit einer ruhigen Stimme. Er sah ziemlich überrascht und gleichzeitig enttäuscht aus.

Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen. Ich wollte Luis nicht verletzen, aber ich war zu sehr in meinen Erinnerungen vertieft, sodass ich komplett vergessen hatte, dass ich hier bei ihm war und nicht in Frankreich. Betrübt senkte ich meinen Kopf und murmelte eine Entschuldigung.

,, Schon gut, aber du weißt, dass wenn dich etwas bedrückt, ich für dich da bin. Du musst das nicht alleine durchstehen, okay?", fragte mich Luis sanft. So kannte ich ihn gar nicht, aber es war schön nun auch diese Seite von ihm kennenlernen zu dürfen. Er streckte mir seine flachen Hände entgegen, auf die ich meine zögerlich ablegte.

Sanft drückte er meine Hände und sah mich mehr als nur entschlossen an.
,, Egal aus welchem Grund du so eine Reaktion auf die Briefe hattest, möchte und kann ich dir versichern, dass in diesen Briefen nichts Schlechtes steht", meinte er mit fester Stimme. Wieso war er sich da so sicher? War er ein Hellseher und konnte in die Zukunft blicken?

Zögerlich nickte ich und nahm mir den ersten Brief, welcher mir ins Auge stach. Bevor ich ihn öffnete und sein Innerstes preis gab, sah ich unsicher zu Luis. Strahlen zeigte er einen Daumen hoch, als Bestätigung oder auch als Mutmacher für mich.
Zittrig atmete ich einmal tief durch und öffnete im nächsten Augenblick etwas ungeschickt den Brief.

In diesem war ein weißes Blatt. Für den Anfang ein sehr gutes Zeichen oder nicht? Allerdings war es fein säuberlich zusammengefaltet, was für mich bedeutete, dass dort vermutlich doch was drauf stand. Hoffen und beten durfte man ja trotzdem.

Mit weichen Knien faltete ich ihn auseinander und traf auf einen langen Text, wo sich der Verfasser bemüht hatte so sauber zu schreiben wie es nur ging. Woran ich das erkannte? Weil man bei der Schrift an manchen Stellen denken könnte derjenige wäre kurz vor dem Ausrasten gewesen.

Brief

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Hallo,
normalerweise bin ich nicht derjenige, der gerne schreibt, aber ich hatte keine andere Wahl. Die Typen haben nurnoch Augen für dich und ich habe es mir unfreiwillig zur Aufgabe gemacht, dich heimlich zu beschützen. Du brauchst kein Angst zu haben, dass ich dich rund um die Uhr beobachten werde, weil auch ich ein privates Leben besitze. Ich werde nur ab und zu nach dir sehen, also alles gut.

Du wirst wieder von mir hören, aber für heute reicht es mir mit dem Schreiben. Pass ja gut auf dich auf und wähle Weise.

~ dein Beschützer ~
PS: weil dich mein bester Freund im Visier hat und unerträglich wird wenn dir was passieren würde.

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Ich hatte einen Beschützer, dessen bester Freund ein Auge auf mich geworfen hatte? Damit hätte ich nie gerechnet, aber leider steht nirgends ein Name oder irgendein Initial auf dem Brief. Mit dem Namen hätte ich eh nichts anfangen können, davon mal abgesehen, aber Luis hätte mir da bestimmt weiterhelfen können.

,, Und? Was steht drin?", fragte mich Luis mit großen Augen. Er konnte es kaum erwarten zu wissen, was in dem Brief stand und platze fast vor Neugier, als ich ihn zögerlich ansah.
,, Ä-Äh naja hier steht drin, dass er mich  beschützt, weil ihn sein bester Freund sonst auf den Sack geht, wenn mir was passiert ", erklärte ich ihm so wie es war.

Überrascht und gleichzeitig verwirrt sah mich die Mandarine an. Hatte er es nicht verstanden? Obwohl selbst ein Grundschul Kind hätte verstehen können, was ich gerade gesagt hatte.
,, Damit hätte ich nicht gerechnet, aber weißt du was das heißt?", quieckte Luis auch gleich los. Ahnungslos schüttelte ich den Kopf, da mir Luis eh alles aufgeregt erzählen würde, egal wie meine Antwort wäre.

,, Du hast einen geheimen Bodyguard, dessen bester Freund Hals über Kopf in dich verknallt ist. Zudem wird er auch aufpassen, dass dich ja niemand anderes außer sein bester Freund anmacht, damit er es schnell hinter sich bringen kann", schlussfolgerte Luis, die nicht aufgeschriebenen Tatsachen.

,, Ah ok", murmelte ich nur überfordert. Noch nie war jemand in mich verknallt gewesen oder hatte vor auf mich aufzupassen. Meine Familie war da natürlich raus, sie würden alles für mich tun.
,, Komm pack alle Briefe ein, wir werden sie später alle lesen", meinte Luis höchst motiviert.

Waren die Briefe nicht eigentlich nur für mich oder erzählten wir uns wirklich alles. Jedenfalls würde ich niemanden freiwillig von meiner Vergangenheit erzählen, zumindest nicht von meiner alten Schulzeit in der Höhle des Bösen.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt