6. Panik

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Neo

,, Du bist absolut abgefahrn ", quietschte Luis begeistert und zog mich in irgendeine Ecke der Turnhalle. Kichernd verdrehte ich meine Augen, bei Luis kindischem Verhalten, was aber auch irgendwie zu ihm passte.
,, Wieso kannst du das? ", fragte er mich mit einem komplett ernsten, gefläschten Gesichtsausdruck.

Ich war mir nicht sicher, ob ich dem Jungen mit orangenen wuscheligen Haaren die Wahrheit sagen sollte, denn ich hatte Angst für diesen Grund eine Zielscheibe zu werden. Eine Zielscheibe für Mobber, die mich wegen meinen persönlichen Interessen und Fähigkeiten mobben wollten.

In Frankreich hatte man es nicht wirklich akzeptiert, dass ich vor 3 Jahren Ballett getanzt hatte und deswegen etwas gelenkiger war als die anderen. Ich kannte die Menschen hier noch nicht genau und außerdem wollte ich erstmal herausfinden, wem ich mich vertrauen konnte und wem nicht.

,, Erzähle ich dir später vielleicht mal ", sagte ich deshalb zu ihm und klang dabei fast wie meine Eltern, ich hätte lediglich noch 'wenn du groß bist' dran hängen müssen. Empört pustete er seine Wangen auf und sah aus wie ein Eichhörnchen das erfolgreich ein paar Nüsse für den kalten Winter gefunden hatte.

,, Och mano! Trainierst du dann wenigstens mit mir, damit ich auch so ein Pfirsich Hintern bekomme und so gelenkig werde wie du es bist? ", fragte er mich auch direkt. Verblüfft sah ich den flehenden Jungen vor mir an, der ein Blick aufsetzte, zudem man niemals hätte nein sagen können.

,, Von mir aus, aber ich kann dir nichts garantieren. Nicht jeder Hintern ist trainiert. Einige wachsen damit auf ", seufzte ich und hoffte innig, dass er sich nicht als so viel erhoffte.
,, Danke! Danke! Danke!", rief er erfreut und knuddelte mich erstmal durch.

,, L..Luis nicht s..so doll ", brachte ich krampfhaft raus und schnappte spielerisch nach Luft. Erschrocken lässt er mich los, als er meine perfekt nachgespielten Schnappatmungen vernahm. Erleichtert atmete ich durch und setzte mich auf den Boden.

Für Luis sah das ganze so aus, als wäre ich so geschwächt, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
,, Oh Gott! Es tut mir sooo leid Sweetie ", entschuldigte er sich panisch bei mir. Es tat mir um ehrlich zu sein ein wenig Leid, weil der arme Junge gerade einen halben Anfall hatte.

Er tat ja fast schon so als würde ich gleich aus allen Latschen fallen und meine Seele ihren seelischen Frieden im Himmel fand. Mit den Händen fuchtelnd lief er um mich herum, was von weiten wahrscheinlich etwas merkwürdig aussah. Man könnte denken er würde einen Indianertanz aufführen, währenddessen ich das lodernde Feuer war.

,, Alles gut Luis, mir geht es gut ", versuchte ich ihn zur Ruhe zu bringen, aber er war ein ziemlich sturres Kerlchen.
,, Bist du dir sicher? Soll ich Hilfe holen oder brauchst du etwas?", fragte er mich trotzdem gestresst und kniete sich zu mir runter.

,, Ja ich bin mir sicher. Mach dir keine Sorgen. Sieh doch ich zitterte nicht und meine Atmung ist auch regelmässig", zählte ich nun überzeugende Argumente auf, die ihn beweisen sollten das es mir gut ging.
Noch immer skeptisch sah er mir in meine grünen Augen, die ihn zuversichtlich entgegen blickten.

Ich seufzte laut als er mich noch immer mit dem gleichen skeptischen Blick ansah wie vor 3 Minuten.
,, Komm her ", flüsterte ich ergeben und öffnete meine Arme für ihn. Seine Augen weiteren sich und sahen mich ungläubig an, jedoch konnte ich ein bestimmtes Glänzen in ihnen sehen.

Sofort sprang er in meine Arme, als wäre ich sein Rettungsring im wilden Wasser. Luis hatte dabei so einen unerwarteten Schwung, der mich auf den Rücken fallen ließ. Gemütlich kuschelte er sich an mich ran und lauschte dem regelmäßigen Schlagen meines liebevollen Herzens.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt