5. Gelenkig

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Neo

Wie angewurzelt sah ich die A Klässler an die sich alle um mich herum versammelt hatten. Keiner sah besser aus als der andere. Langsam machte ich mir auch darüber Gedanken, ob das hier vielleicht so eine Art Modelschule war.

Wirklich jeder sah sich jeden Zentimeter von mir genau an und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ihre Muskeln waren deutlich unter ihren T-Shirt's zu erkennen und unterdrückten mich in gewisser Weise. Neben diesen Typen sah ich aus wie ein Spargeltatsan. Schmal und zierlich, obwohl ich das eigentlich gar nicht war.

,, Sweetie wo bleibst du denn", rief mich dann auch Luis schon. Zum ersten Mal dankte ich ihm vom ganzen Herzen, denn dank ihm erwachte ich wieder aus meiner Starre herraus. Perplex zwinkerte ich ein paar mal und lief schnellen Schrittes zu Luis zurück. Dabei bemerkte ich wie mir die A Klasse hinterher starrten.

Kichernd und die Arme in die Hüften gestemmt, wartete Luis geduldig auf mich.
,, Hast du dir jemanden geklärt? ", fragte mich Luis sofort neugierig. Verdattert blickte ich ihn an und schüttelte meinen Kopf. Ich kläre mir an meinem ersten Schultag keinen Typen. Was geht denn nur in seinem zierlichen Köpfchen vor.

,, Keine Sorge wir schaffen das Sweetie", meinte Luis aufgeregt. Unsicher wollte ich widersprechen, da drückte er mir weitere rote Matten in die Hände. Auch diese teilte ich mehr oder weniger ohne Probleme aus.
,, Luis ich brauche noch keinen Freund ", brummte ich auf seine Aussage hin.

Entgeistert sah er mich an und faste mir geschockt an die Arme.
,,Sweetie sag doch sowas nicht. Wir kriegen das gemeinsam hin du brauchst dir keine Gedanken machen oder bist du etwa asexuell?", fragte er mich erschrocken. Überfordert sah ich zu wie er hysterisch mit sich selbst diskutierte, wo er sich dämlich nannte, weil er nicht wusste das ich asexuell war.

,, Luis hör mir zu!", sagte ich etwas lauter um ihn aus seiner Rage zu bekommen. Mit großen Augen sah er mich an.
,, Ich bin nicht asexuell. Eine Beziehung ist für mich, aber erstmal zu stressig. Zum Einen, weil ich vor kurzem erst hierher gezogen bin und zum Zweiten, weil ich mich erstmal selbst hier finden muss", versuchte ich dem hippeligen Jungen zu erklären.

Ich war in einem anderen Land, auf einem anderen Kontinent, mit einer anderen Sprache und Sitten. Es war klar das ich mich erstmal selbst hier finden wollte, um dann meine Liebe auszubreiten.
,, Achso und ich dachte schon. Keine Sorge Sweetie ich werde dir helfen dich hier einzuleben ", versicherte er mir mit einem strahlenden Selbstbewusstsein.

Zufrieden stimmte ich dem Sausewind mit einem einfachen nicken zu. Aufgeregt sprang er mir in die Arme und drückte mich dicht an sich. Anscheinend liebte er nahen Körperkontakt, denn das war schon unsere zweite Umarmung in zwei Stunden. An sich war es nichts besonderes, wäre da nicht der Fakt, dass ich ihn erst seit ein paar Stunden kannte.

Genau wie vorhin atmete er mein Geruch ein, der dieses Mal aber mit seinem Waschpullver oder Parfüm gemischt war. Es dauerte auch nicht lange, da fand sich seine Nase an meinem Hals wieder, wo er unaufhörlich meinen Duft inhalierte.

,, L..Luis wir sollten die Matten weiter verteilen ", erinnerte ich ihn an unsere eigentliche Aufgabe. Er atmete noch einmal tief mein Geruch ein und ließ dann von mir ab.
,, Dein Geruch beruhigt irgendwie", meinte Luis komplett entspannt. Verwirrt schnupperte ich an meinem Arm und zuckte schlussendlich meine Schultern.

,, Naja egal hier die sind für die C Klässler ", sagte Luis und drückte mir blaue Matten in die Hand. Es waren ein paar weniger als beim anderen Mal, doch sie versperrten mir trotz allem meine Sicht. Auch dieses Mal verlief es wie beim letzten Mal und das ging solange bis jeder eine Matte hatte.

,,So dann möchte ich das ihr euch genügend dehnt. Danach beginnen wir mit eurer Lieblingsübung dem Spagat. Wenn ihr es heute schon könnt trage ich die Note ein, ansonsten ist das heute eine Übungsstunde ", erklärte uns der Sportlehrer das Vorgehen.

Sofort machten sich Luis und ich an die Arbeit, währenddessen sich die anderen lustlos beschwerten. Ausgiebig dehnte ich mich um auch jeden Muskel zu wecken und natürlich keine großen Verletzungen zu bekommen.

,, Ey Sweetie ", flüsterte Luis zu mir rüber.
,, Ja?", flüsterte ich zurück. Warum wir flüsterten? Keine Ahnung.
,, Dein Arsch scheint nicht nur mir aufgefallen zu sein ", meinte er mit einem riesigen Grinsen, welches ich schon oft sah. Verwirrt legte ich meine Stirn kraus.

,, Ich bin neu hier. Sie wollen nur sehen wie ich aussehe", tippte ich einfach auf etwas weniger perverses. Luis zog grinsend eine Augenbrauen hoch und machte sich innerlich wahrscheinlich über meine Vermutung lustig.

,, Also wenn dein Hintern das einzige ist, was dein Körper aus macht, dann ja", ließ Luis meine vernünftige Vermutung platzen, wie eine Seifenblase. Wieso musste diese wunderbare Leggins auch so betonen! Schon allein die Vorstellung daran, wie alle auf meinen Hintern starrten, ließ mich erschaudern.

Perverse Säcke. Besser konnte ich es nicht beschreiben.
,, Einfach ignorieren ", flüsterte ich eher zu mir selbst als zu Luis.
,, Du hast absolut recht! Bleibe Herr deiner Sinne und konzentriere dich auf das Wichtigste", stimmte mir Luis zu. Erstaunt blickte ich die Mandarine vor mir an, die tatsächlich etwas sinnvolles von sich gegeben hatte.

,, Wow Luis. Ich wusste ja gar nicht das du so poetisch bist ", teilte ich dem Jungen mein staunen mit. Selbstbewusst stemmte er seine Arme in seine Hüfte und hob arrogant seinen Kopf.
,, Tja auch ich hab es drauf", summte er mit stolz in seiner Stimme, die mich zum Lachen brachte.

,, So ich denke wir haben uns genug gedehnt. Gibt es jemand der anfangen möchte? ", fragte der Lehrer in die Runde, doch niemand meldete sich freiwillig.
,, Darf ich versuchen?", fragte Luis den Lehrer schüchtern, woraufhin mir die Kinnlade runterklappte. Nicht weil sich Luis freiwillig gemeldet hatte, sondern weil Luis schüchtern war!

,, Natürlich darfst du es versuchen", meinte der Sportlehrer erfreut, weil sich wenigstens jemand gemeldet hatte. Nickend schnappte sich Luis meine Hand und zog mich zu einer Matte. Mit einem großen Fragezeichen auf dem Kopf sah ich den Wuschelkopf an.

,, Ich mache es mit Sweetie zusammen", informierte Luis den Lehrer noch kurz nebenbei. Mich hatte er nichtmal gefragt, aber was solls. Noch mehr angeglotzt konnte ich eh nicht mehr werden.
,, Klar kein Problem ", meinte der Lehrer dann ergeben. Mit einem Grinsen versuchte Luis dann vor Augen aller einen Spagat zu machen und zum erstaunen aller kam er fast bis runter.

Geschätzte 5 cm würden noch bis zum Boden fehlen, aber ich konnte es sicherlich toppen. Immerhin war ich beim Thema Turnen ein absoluter Profi.
,, Sehr gut Luis. Das ist zwar nicht perfekt aber immerhin. Soll ich dir eine 1 minus eintragen? ", fragte der Lehrer Luis, welcher sofort nickte.

,, So ich habe es dir vorgemacht. Jetzt bis du dran Sweetie", forderte mich Luis vor allen anderen auf. Ich sollte jetzt was?
,, Du brauchst es nicht tun. Heute ist immerhin dein erster Schultag, aber wenn du es dir zutraust kannst du es gerne versuchen ", versicherte mir der Sportlehrer verständnisvoll. Unschlüssig sah ich Luis an, der mir eifrig zunickte.

,, Ich mach es wenn du mir ein Eis spendierst", schlug ich Luis ein Deal vor. Sofort streckte er seine Hand aus, um einzuschlagen. Seufzend nahm ich an und bereitete mich mental drauf vor.
,, Keine Sorge Sweetie. Die Hose ist elastisch. Nichts kann reißen wenn du den Spagat machst ", versicherte mir Luis stolz, doch mir war dieser Kommentar mies peinlich.

Meine Wangen färben sich ein wenig rosa, bis ich mich wieder fing. Schnell tat ich das was getan werden musste und ließ mich ohne Probleme bis zum Boden sinken.
,, Fertig", nuschelte ich lustlos, als niemand etwas sagte. Ungeduldig sah ich nun zu den anderen, die mich mit offenen Mündern betrachteten.

Selbst der Sportlehrer hatte bei seinem tun gestoppt.
,, Ähm eine glatte eins ", teilte mir der Lehrer sobald er sich wieder aus seiner Starre lösen konnte mit. Zufrieden richtete ich mich wieder auf und streckte mich erstmal ausgiebig. Das war eine einfache Übung gewesen.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt