22. Saftige Standpauke

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Neo

Schlussendlich wurde ich von Kieve nach Hause gefahren, welcher danach auch seine Freunde nach Hause fuhr. Luis war ganz traurig, dass wir nicht noch länger bei ihm bleiben konnten, obwohl wir uns morgen in der Schule wieder sahen. Schmerzlich hatten wir uns voneinander verabschiedet, bevor ich in Kieves Auto stieg und ihm meine Adresse sagte.

Die Fahrt verlief sehr ruhig. Man merkte sofort wenn der orangene Wuschelkopf fehlte, weil ohne ihn keine fröhliche Atmosphäre stattfand. Im Moment bereitet ich mich nur auf das, was Zuhause auf mich zukommen würde vor. So kam es dann, dass wir schneller bei mir Zuhause waren, als es mir eigentlich lieb war.

,, Danke, wir sehen uns morgen", sagte ich noch zu den vieren, ehe ich dann aus dem Auto ausstieg. Ich musste nicht mal die Klingel betätigen, da öffnete sich unser Zauntor automatisch. Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich unser Grundstück und hörte im Hintergrund noch, wie Kieve mit seinen Freunden wieder weg fuhr.

Mit wackligen Füßen betrat ich unsere Treppen zum Eingang, dessen Tür sofort aufschwang. Meine Maman stand mit einem sehr finsteren Gesichtsausdruck im Türrahmen unserer Tür. Ohne ein Wort zu sagen, packte sie mich am Arm und zog mich in unser Haus rein.

,, Zieh Jacke und Schuhe aus und komm in die Küche ", wies mich meine Maman streng an. Im nächsten Augenblick war sie schon aus meinem Blickfeld verschwunden und wartete in der Küche auf mich. Ich gehorchte meiner Maman aufs Wort und zog meine Schuhe, als auch Jacke aus. Bei dieser Frau war Widerspruch keine Option, es sei den, man wollte noch mehr Stress mit ihr.

Unsicher ging ich in die Küche, wo sie neben meinem Dad am Küchentisch saß. Ich setzte mich stumm auf den Stuhl gegenüber von ihnen, sodass wir uns anschauen konnten.
,, Hast du uns was zu sagen?", fragte sie mich sofort. Mit verschränkten Armen lehnte sie sich nach hinten in ihren Stuhl und sah mich fordernd an.

,, Es tut mir leid, dass ich euch nicht rechtzeitig Bescheid gesagt habe, aber das war eigentlich auch gar nicht so geplant ", entschuldigte ich mich aufrichtig bei meinen Eltern. Meine Maman schien jedoch auf etwas anderes hinaus zu wollen.
,, Das weiß ich. Immerhin hab ich mir die Aufnahmen angeschaut ", erwiderte meine Maman unbeeindruckt.

Sie nahm sich ihren Computer, klappte ihn auf und stellte ihn vor meiner Nase ab. Auf dem Computer spielte sich die Aufnahme ab, wie ich von den vermummten Typen bedroht wurde und dann wegrannte.
,, Weißt du was für Sorgen ich mir gemacht habe?! ", meckerte sich mich auf hundertachzig an.

,, Ja", nuschelte ich kleinlaut. Meine Maman war noch längst nicht fertig mit ihrer Standpauke.
,, Wie oft haben wir dir gesagt, dass du vor dem Sonnenuntergang hier sein sollst?!", kreischte sie mich mit verzerrten Gesichtsausdruck an. Daraufhin schwieg ich, weil meine Antwort ihre Wut nicht mindern würde.

,, Wieso bist du nicht reingegangen?!", fragte sie mich rasend. Tja so war meine Maman, wenn sie aufgebracht war und das war nicht immer einfach.
,, In der Zeit, wo ich die Tür aufgeschlossen hätte und reingegangen wäre, hätten mich die Typen längst erreicht. Deswegen bin ich weggelaufen ", erklärte ich meiner Maman die Situation. Ihr ganzes Gesicht war schon rot vor Wut, was normalerweise das Endstadium ihres Wutanfalls verkündete.

Sie atmete tief ein und aus, wobei sie sich wieder neben meinen Dad setzte.
,, Wie bist du ihnen entkommen?", fragte mich nun mein Dad in einer ruhigen Stimmlage. Seine Reaktionen waren im Vergleich zu denen meiner Maman harmlos, aber das nur, weil ihre Standpauken mehr als nur ausreichend waren.

,, Ich bin gerannt und habe Luis, meinen besten Freund, angerufen das ich seine Hilfe benötige. Er und die anderen sind sofort mit den Auto zu mir gedüst und haben mir geholfen", beantwortete ich die Frage meines Dad's noch immer kleinlaut.
,, Und dann seid ihr zu ihm nach Hause gefahren?", schlussfolgern mein Dad.

Mit einem Nicken, bestätigte ich seine Annahme.
,, Beim nächsten Mal hältst du dich bitte an unsere Abmachung ", bat mich mein Dad ruhig, aber dennoch ernst. Schuldbewusst nickte ich ihm zu und spielte nebenbei mit meinen Händen.
,, Dann ab nach oben. Heute bleibst du Zuhause ", forderte mich mein Dad auf.

Sofort stand ich auf und lief ohne Widerrede hoch in mein Zimmer. Dort ließ ich mich erstmal mit einem langen Seufzer auf mein Bett fallen. Das war gerade nochmal gut gegangen. Meine "Strafe" fiel dieses Mal sehr mild aus, weil ich mindestens damit gerechnet hatte mein Handy loszuwerden. Stattdessen durfte ich heute nicht mehr raus, was für mich eigentlich weniger dramatisch war.

Plötzlich hörte ich wie sich meine Tür öffnete und konnte beobachten, wie sich der Kopf meiner kleinen Schwester durch den Türspalt schob. Mit einem strahlenden Lächeln sah sie mich an und huschte schnell in mein Zimmer hinein. Im nächsten Moment sprang sie auch schon auf mich, wodurch meine Luft aus meine Lunge schoss.

,, Hast du dolle Ärger bekommen? Maman war ziemlich laut", fragte mich meine kleine Prinzessin rücksichtsvoll. Ich setzte mich auf und nahm sie auf meinen Schoß.
,, Nein alles gut", versicherte ich meiner kleinen Schwester mit einem lieben Lächeln. Sie grinste mich fröhlich von unten an, nur um mich danach mit ihren Finger zu pieken.

,, Du willst mich ärgern? Na gut, wenn du es so willst ", lachte ich wissend und fing an sie am Bauch zu kitzeln. Lachend fuchtelte sie mit ihren kleinen Händen herum und zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen auf meinem Schoß herum.
,, Hör auf", kreischte sie vor Lachen, doch ich hörte nicht auf sie.

Erst wenige Sekunden später hörte ich mit der Kitzelattacke auf, damit mir meine Schwester nicht vor Lachen wegkippte.
,, Das war unfair ", meinte sie außer Atem und kletterte umständlich von meinem Schoß hinunter.
,, Ich hole Flummy zur Hilfe", meinte sie aufgeregte und holte ihren großen Teddybär.

Danach starteten wir eine Kissenschlacht und spielten viele andere Spiele, bis sich die Sonne verabschiedete und schlussendlich vollkommen verschwand. Nach dem Abendessen, machte ich noch schnell meine Hausaufgaben und schrieb der Mandarine zurück, die mir zwei Anrufe und 17 Nachrichten hinterlassen hatte. Danach zog ich mich um und ging müde vom Tag ins Bett.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt