21. Charakter über Habgut

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Neo
( nächster Morgen)

Verschlafen murmelte ich irgendein wirres Zeug vor mich hin und kuschelte mich näher an den warmen Körper unter mir. Kurz dauerte es, bis mein Gehirn richtig funktionierte und ich meine Augen aufriss. Hoffentlich war es nicht Luis den ich hier gerade als Matratze missbrauchte.

Prüfend sah ich nach oben und in die braunen Augen von Kieve. Ruckartig sprang ich von ihm runter und stupste dabei ausversehen einen seiner Freunde an. Dieser sah mich aus halboffenen Augen an, bevor er sich von mir wegdrehte, um danach wieder weiter zu schlummern.

Meine Augen suchten den orangenen Wuschelkopf, fanden ihn aber nicht. Nur ich, Kieve und seine Freunde lagen in Luis's nicht gerade kleines Bett.
,, Er macht Frühstück für uns ", informierte mich Kieve mit seiner tiefen Morgenstimme. Sogleich lief mir ein kalter Schauder über den Rücken, den ich aber gekonnt ignorierte.

Stattdessen kletterte ich umständlich aus dem Bett, um dann schnell zu der Zimmertür zu laufen. Schnell war hier allerdings nicht die beste Idee gewesen, da mir plötzlich schwarz vor Augen wurde und ich kraftlos auf den Boden plumpste. Das passierte mir immer, wenn ich zu schnell aufstand, weil mein Kreislauf nicht hinterher kam.

Murrend rieb ich mir die Schläfe, während ich darauf wartete, dass meine Sicht wieder zunahm. Ehe ich mich versah, spürte ich eine große, starke Hand an meinem Rücken.
,, Was ist los?", fragte mich Kieve besorgt. Ich wäre vermutlich genauso erschrocken, wenn jemand vor mir zusammenklappen würde.

,, Mein Kreislauf braucht eine Weile bis er in Schwung kommt ", erklärte ich Kieve meinen Zustand ruhig. Meine Sicht verbesserte sich nun auch wieder zunehmender, bis ich dann wieder ganz normal sehen konnte. Ich stand mit Kieve's Hilfe auf und löste mich danach sogleich von ihm. Er schien damit nicht einverstanden zu sein, akzeptierte es jedoch.

Zum zweiten Mal begann ich meinen Weg aus dem Zimmer, wurde dabei aber von Kieve dicht verfolgt. Mein Kreislauf war nun stabiler, jedoch blieb er mir dicht auf den Fersen, um auf mich aufzupassen. Da erinnerte ich mich auch direkt wieder an gestern Abend.
,, Guten Morgen Sweetie ", trällerte Luis sofort lebendig, als wir das Erdgeschoss erreichten.

Er kam aus der Küche gehüpft, wo es schon herrlich nach frischen Brötchen roch.
,, Morgen ", begrüßte ich ihn auch und ließ mich von dem glücklichen Jungen umarmen.
,, Kieve du kannst die anderen drei holen, das Frühstück ist fertig ", verscheuchte er ihn sogleich wieder. Seufzend stieg er die Treppen zum ersten Stock wieder hoch, um seine schlafenden Freunde zu holen.

Luis zog mich derweil in die Küche und drückte mich auf einen der vielen Stühle.
,, Hat Kieve etwas gemacht?", fragte mich Luis mit großen eindringlichen Augen. Er sorgte sich um mich, aber das war eigentlich nicht nötig.
,, Nein nicht wirklich ", antwortete ich beim längeren überlegen. Ich war lediglich auf seiner Brust aufgewacht, doch ob das seine Schuld war oder meine war mir unklar.

,, Puh okay. Wenn irgendwas ist kannst du mir Bescheid geben ", versicherte mir Luis liebenswürdig. Er konnte auch anderes, das hatte ich gestern Abend hören dürfen.
,, Mach ich", versprach ich ihm mit einem leichten Lächeln. Im nächsten Moment kam dann auch schon Kieve mit seinen drei verschlafenen Freunden in die Küche geschlendert.

,, Morgen ", nuschelten sie verschlafen und ließen sich auf die Stühle sinken. Kieve setzte sich neben mich, genauso wie Luis.
,, Guten Appetit ", rief Luis in die Runde, wodurch die drei verschlafenen Jungs aufschreckten. Schmunzelnd nahm ich mir ein goldgelbes Brötchen aus dem Korb und teilte es waagerecht in zwei Hälften.

Die eine Hälfte belegte ich mit Wurst und die andere beschmierte ich mit Erdbeermarmelade. Danach biss ich genüsslich in mein Brötchen, während die anderen ebenfalls stumm ihre Brötchen aßen.
,, Ich muss nach dem Frühstück wieder nach Hause", informierte ich Luis. Sofort hörte er auf mit essen und sah mich wie ein geschlagener Welpe an.

,, Warum?", jammerte er mich traurig voll. Ich würde auch lieber noch eine Weile hier bleiben, aber wer weiß, was meine Maman dann mit mir machte!
,, Ich kriege sonst Ärger von meiner Maman und könnte vielleicht die nächsten Wochen nicht zur Schule gehen. Das wäre doch viel schlimmer oder?", erklärte ich Luis ehrlich.

Einige würden sich vermutlich freuen nicht in die Schule zu müssen, aber wenn man eine Französin wütend gemacht hatte, wäre Zuhause bleiben viel schlimmer.
,, Ja...", nuschelte Luis betrübt und biss wieder in sein Brötchen.
,, Wir könnten dich nach Hause bringen ", schlug mir Kieve vor. Eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust darauf, dass die Herrschaften danach wussten wo ich wohnte.

,, Nein das ist nicht nötig ", lehnte ich den Vorschlag sofort ab. Nicht mal Luis durfte mein Zuhause sehen.
,, Sei nicht so bescheiden ", kommentierte daraufhin einer von Kieve's Freunden, bei dem ich dachte er wäre stumm. Er hatte braune Haare und blaugraue Augen, die mich an den frostigen Winter erinnerten.

,, Bin ich nicht", nuschelte ich vor mich hin. Klar wäre es einfacher gefahren zu werden, aber das wollte ich nicht.
,, Doch bist du. Ich sag es nur ungerne, aber Kieve's Vorschlag ist nicht schlecht. Zu Fuß wäre dein Weg ziemlich weit, wenn ich davon ausgehe, dass du in dem Luxusviertel wohnst, wo wir dich gefunden haben ", erhob Luis daraufhin sein Wort.

Er ging also schon davon aus, dass ich in dem Luxusviertel wohnte und hatte nichts dagegen? War ihm das Geld und das Habgut egal und er sah nur mich als Mensch?
,, Ä..Äh", haperte ich mit mir selber. Ich wollte ihn nicht als Freund verlieren, weil die Gier gewonnen hatte. Das war es für mich nicht Wert und ja er war von nun an mein bester Freund.

,, Hau raus Sweetie. Wieso möchtest du nicht nach Hause gefahren werden ", forderte mich Luis komplett offen auf. Überfordert sah ich in sein niedliches Gesicht. Sollte ich ihm jetzt wirklich die Wahrheit sagen?
,, Och komm schon! Wir werden dir schon nicht den Kopf abreißen ", flehte mich der orangene Wuschelkopf ungeduldig an.

,, Ist ja schon gut! Ich hab einfach Angst in den Augen der anderen ein anderer Mensch zu sein, wenn sie wissen wie ich lebe!", klatschte ich ihm meine Sorge auf den Tisch. Kurz waren ihm seine Gesichtszüge entgleist, als ich direkt danach mit meinem Problem rausschoss. Jedoch ersetzte ein warmherziges Lächeln sofort seine überrumpelten Gesichtszüge.

,, Uns ist es egal, ob du in einem armen Haushalt lebst oder in einem reichen. Wir wollen Zeit mit dir verbringen, weil wir deinen Charakter lieben. Der Rest in uns egal", versicherte mir Luis liebenswürdig. Er zog mich sofort in seine Arme, als meine Augen begannen zu tränen.
,, Danke", flüsterte ich an Luis's Schulter und konnte meine Glücksgefühle gar nicht in Worte fassen.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt