15. Unerwartetes Treffen

66 10 0
                                    

Neo

Nachdem wir aus der Umkleide kamen gelangten wir auch schon zu den verschiedenen Geräten. Luis sah sich mit glänzenden Augen um und wollte allen ernstes Gewichte heben. Da würde er durchbrechen! Er hatte höchstwahrscheinlich noch nie solch ein Ding in der Hand gehabt und bei den Gewichten, die er sich da ansah ging das definitiv nicht gut aus.

,, Vergiss es, wir fangen langsam an", schlug ich dem schmollenden Wuschelkopf, die Idee sofort aus dem Kopf. Diese Gewichte hätten Bodybuilder heben können, aber doch nicht Luis! Ich schnappte ihn mir und lief zu einem Gerüst, an dem man Klimmzüge machen konnte. Für uns kamen zusätzliche Gewichte erstmal nicht in Frage.

,, So ich würde vorschlagen wir fangen mit fünf an", schlug ich Luis vor, der diese Aufgabe als langweilig empfand. Unbekümmert hing er sich an die Stange, bis seine Füße in der Luft baumelten. Er fing an die Klimmzüge zu machen, hatte allerdings schon beim dritten seine Probleme. So wie es aussah, war das ja noch nicht so langweilig.

Schwer atmend stellte er sich wieder auf den Boden und hatte nicht ganz die drei Klimmzüge geschafft.
,,Ist schwerer als es klingt", keuchte er erledigt und setzte sich auf die Matte vor dem Gerüst. Schmunzelnd hang ich mich nun als nächstes an die Stange und feierte innerlich den Erfolg Luis's Meinung geändert zu haben.

Ich machte die fünf Klimmzüge ohne Probleme, weil diese in meiner alten Schule Pflicht waren, wenn man eine 4 haben wollte. Weil ich aber Anfangs nach zwei Klimmzügen so aussah wie Luis gerade, hatte ich versucht das zu trainieren. Mittlerweile schaffte ich 10 mit starker Anstrengung, was eine 3 plus gewesen wäre. Für eine eins musste man 20 können.

,, Woher kannst du das?" fragte mich Luis begeistert. Ich setzte mich zu Luis auf die Matte, welche den möglichen Sturz vom Klettergerüst abfedern sollte.
,, In meiner alten Schule war das eine Pflichtaufgabe in Sport", erklärte ich ihm wahrheitsgemäß.

Mitleidig sah er mich an, doch nach einigen Sekunden erhellte sich das Gesicht des Jungen wieder auf.
,, Na ihr beiden. Was macht ihr denn hier?", fragte uns eine bekannte Stimme. Ich drehte mich halb um und sah ihn die braunen Augen von Kieve. Er kam begleitet von seinen Freunden zu uns.

,, Ich möchte an meinem Körper arbeiten, damit er genauso toll aussieht wie Sweeties", beantwortete Luis Kieve's Frage ehrlich. Ich hingegen sah Kieve mit gemischten Gefühlen an und dabei fiel mir sein T- Shirt auf. Er hatte das T- Shirt an, welches ich ihm vor ein paar Tagen zurückgeben hatte. Das war sicherlich nur ein dummer Zufall.

,, Okay aber ihr habt etwas wichtiges vergessen ", erwähnte einer von Kieve's Freunden. Luis und ich sahen uns kurz in die Augen, ehe wir mit den Schultern zuckten und Kieve's Kumpel erwartungsvoll ansahen.
,, Ihr habt vergessen euch zu dehnen", löste er uns auf. Woher wusste er das wir uns nicht gedehnt hatten, wenn er uns nicht beobachtet hatte?

,, Oh dann machen wir das jetzt", antwortete Luis für uns beide. Stumm erhob ich mich und ging mit Luis auf die freien Turnmatten zu, aber natürlich nicht ohne unsere 'Helden' im Schlepptau. Ich begann mich ausgiebig zu dehnen und spürte dabei nicht nur die Augen unserer Parallelklässler auf mir, sondern auch mir fremde Personen.

Luis machte es mir nach, während unsere Parallelklässler sonst was machten. Mir waren die Blicke relativ egal, wo hingegen Luis diese Aufmerksamkeit in vollen Zügen auskostete. Jedoch hielt dies nicht lange, weil sich unsere Parallelklässler zu uns gesellten, um uns beim dehnen zu helfen.

In Wirklichkeit wollten sie den anderen Typen nur klar machen, dass wenn sie an uns ran wollten, erstmal an sie vorbei mussten. Luis half man die richtige Position einzunehmen, damit er sich auch effektiv dehnte. Ich machte alle Übungen richtig, da ich mich dank des Balletts noch gut biegen konnte. Es war nicht mehr so wie es vorher war, aber es war zumindest nicht komplett verschwunden.

Ich setzte mich hin und breitete meine Beine aus, um mich im nächsten Augenblick nach meinen Zehenspitzen zu strecken. Ein paar Minuten verweilte ich in dieser Position und schloss zufrieden meine Augen. Plötzlich spürte ich eine warme Aura hinter mir.
,, Du hast es ja richtig drauf", raunte mir Kieve ins Ohr. Automatisch bildete sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper und auch die feinen Härchen an meinem Nacken stellten sich auf.

Ich ignorierte dieses ungewohnte Gefühl und ließ meine Augen weiterhin geschlossen. Kieve blieb an Ort und Stelle, selbst als er wusste das ich ihm gerade nicht antworten wollte. Als er gerade etwas sagen wollte, wechselte ich die Seite, sodass auch er sich neu orientieren musste.

,, Sieht so aus als verstehst du dich gut mit Luis. Er gibt sonst niemanden solch ein Spitznamen, es sei denn er kann jemanden sehr gut leiden ", erklärte mir Kieve nah an meinem Ohr. Was wollte er damit erreichen? Natürlich freute ich mich über diese Neuigkeit, aber musste das genau jetzt sein, wo ich mich dehnte!?

,, Okay", sagte ich nur dazu und konzentrierte mich weiterhin aufs Dehnen. Ich hörte nur wie sich einer von Kieve's Freunden das Lachen verdrücken wollte, es aber nicht wirklich schaffte. Was genau jetzt so lustig daran war blieb mir unerklärt.
,, Darf ich dir auch einen Spitznamen geben?", raunte mir Kieve mal wieder ins Ohr.

Hatte er keine anderen Hobbys außer mir beim Dehnen auf den Sack zu gehen?
,, Mach was du willst ", erwiderte ich nur darauf, wurde jedoch im nächsten Augenblick hoch gehoben und über eine Schulter geworfen. Geschockt riss ich die Augen auf und strampelte wie verrückt, um mich von seinem Griff zu lösen.

,, Hey lass mich runter ", meckerte ich Kieve an und schlug mit meinen Fäusten auf sein muskulösen Rücken. Ihm schien das recht wenig auszumachen.
,, Ich bin gleich wieder da", sagte er an seine Freunde gewandt, die ihm mit einem fetten Grinsen zunicken. Geschockt sah ich zu Luis, welcher mich ebenfalls mit offenen Mund anstarrte.

Nachdem er sich gesammelt hatte, wollte er uns folgen, um mir zu helfen, wurde aber sofort an der Hüfte gepackt und zurückgezogen. Mühevoll versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, schaffte es aber nicht und sah mir nur entschuldigend hinterher.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt