39. Eigene Erklärung

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Neo

Zurück im Hotel, trug mich Kieve direkt in mein gemeinsames Hotelzimmer mit Kiyan und Luis. Unsere anderen Klassenkameraden ließen uns in Ruhe, was ich ihnen hoch anrechnete. Jeder von uns war still, man hörte nur unsere Schritte, bis ins Hotelzimmer. Ich hatte mich Wärme suchend ein bisschen an Kieves Brust versteckt, wobei mein Körper noch immer zitterte.

Luis schloss uns die Tür auf und ging anschließend mit uns zusammen in das Zimmer hinein. Kieve legte mich vorsichtig auf mein Bett ab und setzt sich, genau wie die anderen, zu mir ans Bett. Kiyan hatte sogar einen Erste Hilfe Kasten dabei und streckte mir seine Hand entgegen. Ich legte ihm eine meiner verletzten Hände auf seine.

Er betrachtete sie genau und drückte im Anschluss Luis einen Waschlappen in die Hand, den dieser vorerst verwundert ansah.
,,Machst du ihn bitte nass?", gab Kiyan ihm die Aufgabe. Nickend verschwand unsere Mandarine auch schon im Badezimmer und machte den Lappen für Kiyan nass.

Währenddessen untersuchte Kiyan meine Hände nach den Verletzungen, ob sie tief oder nur leicht waren. Nachdem Luis mit dem feuchten Lappen wieder zu uns zurückgekehrte, nahm Kiyan ihm diesen ab und machte meine Hände sauber. Mein Blut war mir nämlich über die ganze Hand gelaufen und dementsprechend konnte man nicht viel sehen.

Vermutlich hatte ich Kieve auch damit beschmiert, doch das schien ihm gar nicht so zu stören.
,, Es sind nur leichte Schnitte, trotzdem werde ich ein paar Pflaster draufkleben, damit keine anderen Bakterien auf die frische Wunde kommen ", erklärte er mir sein Vorgehen. Ich nickte dem blonden Jungen stumm zu und sah ihm bei seiner Arbeit zu.

Ob sie meinem ehemaligen besten Freund glauben geschenkt hatten? Ich hatte nachdem man herausgefunden hatte, dass ich Ballett tanzte aufgehört. Ab dem Zeitpunkt war mir nämlich klar in welcher Klemme ich steckte und bat meine Eltern darum mich dort wieder abzumelden. Es war nicht leicht für mich diese Leidenschaft aufzugeben, aber es war zu meinem besten.

,, So, die Hände sind fertig. Zeig mir mal deine Wange", forderte mich Kiyan liebevoll auf. Ich drehte meinen Kopf zu Seite, damit er den Abdruck besser sehen konnte. Ganz zart strich er über diesen und wollte mir unter keinen Umständen weh tun.
,, Da kann man nichts machen außer vielleicht kühlen ", meinte Kiyan schlussendlich.

Er war wie ein kleiner Arzt.
,, Ich hole ein Kühlpack ", meldete sich Luis freiwillig und eilte schon davon. Nun sah mich Kiyan direkt an. Er wollte sicherlich noch den Rest meines Körpers untersuchen, doch dafür müsste ich mich ausziehen. Vor den anderen würde ich das auf keinen Fall machen und das wusste Kiyan auch genau.
,, Tut dir irgendwas anderes noch weh?", fragte er mich deshalb erstmal um mein Wohlbefinden.

,, Alles gut. Der Rest werden nur blaue Flecke ", meinte ich leise zu ihm. Nebenbei spielte ich mit meiner Decke herum und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Luis kam auch wieder zurück und gab Kiyan das Kühlpack, als auch einen anderen Lappen, wo Kiyan das Kühlpack reinpackte. Als nächstes hielt er es mir hin, damit ich es an meine Wange legte.

,, Ich möchte dir jetzt nicht zu nahe kommen, Neo, aber wer waren die Typen und was wollten sie von dir?", fragte mich Tristan ruhig. Stumm sah ich auf meine Bettdecke und haderte mit mir selber, ob ich ihnen endlich die Wahrheit sagen sollte. Meine Vergangenheit bestand nicht nur aus Blumen und Herzen, aber das war nicht nur bei mir der Fall.

,, Du musst es uns nicht erzählen, wenn dich das alles zu tief trifft, aber uns würde es helfen die Situation zu verstehen. Außerdem möchten wir lieber deiner Erklärung glauben, als die einer komplett fremden Person ", versicherte mir Kiyan warmherzig. Luis nickte zustimmend und lächelte mich mit einem sehr warmen Lächeln an.

,, Mir fällt es schwer darüber zu reden, aber ich möchte trotzdem, dass ihr davon erfährt ", erwiderte ich daraufhin in mich gekehrt. Sie waren nicht so wie die anderen, also hatte ich doch eigentlich nichts zu befürchten.
,, Du kannst dir Zeit nehmen so viel du brauchst, wir hören dir immer zu", versprach mir Kiyan zuversichtlich.

Sie waren so verständnisvoll zu mir und hatten es mehr als nur verdient aufgeklärt zu werden. Ich atmete tief ein und bereitete mich mental auf das Gespräch vor. Als Nervenbegleiter nahm ich mir ein Kuschelkissen und packte es mir auf den Schoß.

,, Bevor ich zu euch zog, lebte ich ja hier in Frankreich...anfangs war alles super. Ich hatte einen besten Freund, alle akzeptierten mich und wir hatten viel Spaß gemeinsam", begann ich zu erzählen. Dabei sah ich keinem in die Augen und spielte lieber mit dem Kissen auf meinem Schoß herum.

,, Nebenbei hatte ich eine geheime Leidenschaft, die mich all den Stress um mich herum vergessen lassen hatte. Ich habe wirklich Ballett getanzt. Das war meine Welt. Ich habe es geliebt zu tanzen und alles zu vergessen, was mich fertig machte..", erzählte ich leise weiter. Sie hörten mir alle zu und sprachen nicht dazwischen.

,, Irgendwann hatte man es allerdings herausgefunden und in der ganzen Schule erzählt. Sie klebten den Schulhof voller Plakate mit einer Ballerina, die meinen Kopf hatte und schikanierten mich jeden Tag. Es wurde immer schlimmer, bis dann der Tag kam, an dem wir umgezogen ", sprach ich weiter.

,, Der für all das verantwortlich war, entpuppte sich als mein bester Freund. Er wurde auch der Anführer meiner Mobber und liebte es mir den Tag zur Hölle zu machen. Das war der Junge, der mir an den Haaren gezogen hatte und das bei ihm, waren meine anderen alten Mobber gewesen ", erklärte ich ihnen traurig. Die Erinnerungen an die schönen Tage mit ihm und an das, zu was er geworden war, trieben mir die Tränen in die Augen.

,, Wieso haben deine Eltern nichts dagegen unternommen?", fragte mich Luis besorgt.
,, Weil sie davon nichts wussten", erwiderte ich daraufhin flüsternd, damit niemand bemerkte wie ich weinte. Nun sagten sie nichts mehr dazu und schienen in Gedanken zu schwelgen.
,, Ich glaub ich hab zu sachte zugeschlagen ", murmelte plötzlich Niklas in der Stille und hatte seine Hand zu einer Faust geballt.

,, Ich denke das wir nun, wo wir wissen warum das passiert ist, am liebsten alle nochmal zuschlagen wollen", gestand Tristan nun auch. Die Last auf meinem Herzen legte sich nun ein wenig, doch mein Verlust blieb noch immer erhalten.
,, Hey Neo..alles gut wir sind dir nicht böse", versuchte mich Kiyan zu beruhigen, da er meine Tränen als erstes entdeckt hatte.

Er rutschte näher an mich heran, sodass wir miteinander kuscheln konnten.
,, Wir mögen dich trotzdem, egal was für Hobbys du hast", versicherte mir der blonde Junge und strich mir beruhigend über den Rücken. Das wusste ich ja, aber sie hatten mir was genommen, was mir sehr viel bedeutet hatte.
,, Das ist es nicht", schniefte ich bedrückt.

Meine viel zu direkten Kontakte (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt