45. Sammy 18.2.

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Am liebsten wäre ich heute im Bett geblieben, doch ich musste zur Schule. Als ich nach langem hin und her überlegen endlich aufstehe und die Küche betrete, liegt sie im halbdunkeln und nur die Kerzen auf der Torte spenden genug Licht. Will sein Gesicht, ziert ein leichtes lächeln und er beginnt Happy Birthday für mich zu singen. Das schwere Gefühl, was ich noch im Bett auf meiner Brust hatte, verschwand blitzartig. Meine Augen fingen an zu glitzern, ich trat an Will heran und er zog mich sofort in seine Arme. “Happy Birthday kleines.”  hauchte er. “Danke, dir. Ich hab dich lieb.” kam es von mir flüsternd. Nun spürte ich etwas nasses auf meine Schulter tropfen und als ich hoch sah, sah ich das Will Tränen über seine Wange liefen. “Ich hab dich auch lieb kleines.” Heute hatte ich ihm das erste mal diese Worte gesagt, obwohl sie schon lange überfällig waren. Langsam löste sich unsere Umarmung und nun, sah ich auch das Geschenk, was neben der Torte lag. Will sah meinen Blick und musste schmunzeln. “Du kannst es ruhig auspacken. Mit zitternden Händen löste ich das Papier und zum vorschein, kam eine kleine Schmuckschatulle. Ich öffnete sie und sah eine Silberkette, mit einem keltischen Knoten als Anhänger. “Die ist wunderschön. Danke dir. Machst du mir die gleich um?” “Freut mich dass sie dir gefällt.” ich hörte die Erleichterung in seiner Stimme. Konnte ich mir nur zu gut vorstellen, dass er Angst hatte etwas falsches zu kaufen. Bald frühstückten wir und ich machte mich danach fertig. Ich hatte mir gerade meine Schuhe angezogen, als es an der Tür klingelte. “Guten Morgen mein Geburtstagsengel.” begrüßte mich Sam, nachdem ich die Tür geöffnet habe, sofort zog er mich in seine Arme und küsste mich. “Guten morgen mein Elf.” hauchte ich gegen seine Lippen. Nun stand er nervös da, ging an sein Rucksack und holte etwas verpacktes heraus. “Eigentlich, wollte ich dir das erst heute Nachmittag geben, doch irgendwie halte ich es nicht mehr aus.” ich musste auflachen und packte es auch sofort aus. Meine Augen wurden groß, als ich es auspackte, es war die DVD, die ich mir so sehnlichst gewünscht hatte. Ich stand auf Michael Flatley, dem irisch/amerikanischen Tänzer, früher habe ich mir alle seine Shows, mit meiner Mam angeschaut, doch die DVD´s, sind dem Brand zum Opfer gefallen. Das Feet of Flames, war unser Lieblingsstück. “Danke.” mehr brachte ich nicht heraus. Doch meine Freude war ehrlich. Sam wusste nicht, was für eine Bedeutung dies für mich hatte, er weiß nur dass meine Eltern tot sind, aber was passiert ist, weiß nur Mike. Ich hatte auch kein Bedürfnis es ihm zu erzählen. Dann stand Will hinter uns. “Morgen Sam. Ihr solltet langsam los, sonst kommt ihr noch zu spät.” Ich drückte ihm die DVD in die Hände, setzte meinen Rucksack auf und dann verschwanden wir. Heute hatte Will frei, auch die Proben würden heute ausfallen, denn das war immer so wenn jemand Geburtstag hatte. Erst jetzt als wir hier an unserem Stammplatz standen, spürte ich die Angst in mir hoch krauchen. Ich machte mir Gedanken darüber, wie Mike wohl heute in der Schule mit mir umgehen würde. Seitdem Vorfall auf Julia ihrem Geburtstag, haben wir noch weniger miteinander geredet als sowieso schon in letzter Zeit und das machte mir Angst. Auch hatte ich Angst davor, dass er heute Nachmittag nicht erscheinen würde, ich hatte Mick, Julia, Mike und Sam eingeladen, mehr nicht, mehr wollte ich auch nicht sehen. Die Changs und Will, waren meine Familie und Sam mein Freund. Als erstes, gratulierten mir zwei aufgeregte liebe Menschen, Kurt und Blaine, dann folgten auch alle anderen. Nun fehlte nur noch Mike. Als ich ihn kommen sah umgriff ich Sam seine Hand noch fester, irgendwie spürte ich gerade, dass ich ihn gleich brauchen werde. “Glückwunsch Sammy.” sagte er, als würde man das jeden Tag sagen, da war wieder dieser Stich ins Herz und Tränen wollten sich ihren Weg bahnen. Warum ist er nur so kalt zu mir geworden, ich durfte nicht länger darüber nachdenken. Ich drehte mich um und ging, Sam zog ich einfach nur hinter mir her. Eigentlich wollte ich nichts hören, doch Mercedes war laut genug, dass es wahrscheinlich die halbe Schule gehört hatte. “Ist das echt dein fucking ernst Mike Chang? Sammy ist deine beste Freundin, wenn nicht sogar noch mehr und du brabbelst nur ein einfaches Glückwunsch. Was stimmt mit dir in letzter Zeit nicht? Hat dir Tina echt so das Hirn vernebelt oder versuchst du mit deiner Art vor irgendetwas weg zu rennen? Wach endlich wieder auf Mike, wenn du so weiter machst, verlierst du Sammy. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du das möchtest!” Ich lag mittlerweile in Sam seinen Armen und sah, dass Mike darauf nicht reagierte, nur Tina, denn sie schaute Mercedes mit einem bitterbösen Blick an. Doch das konnte Mercedes auch, sie nahm da kein Blatt vor dem Mund. Die Zeit in der Schule, verlief schleppend, ein Glück war Mike eine Klasse über mir, so musste ich nur in den Pausen mit dem gekuschel von Tina und ihm leben. Sam kam sofort mit zu mir, eigentlich wollten wir Will bei den Vorbereitungen helfen, doch als wir das Wohnzimmer betraten, war schon alles fertig. “Wow, wir wollten das doch gemeinsam machen.” “Ich weiß kleines, doch mir war langweilig. Habt ihr Hausaufgaben auf?” fragte er uns. “Ja, in Mathe, aber die sind schon so gut wie fertig. Ist relativ einfach…..” grinste ich. Sam neben mir verdrehte die Augen. “....Auch du wirst es gleich begriffen haben, es ist eigentlich ganz simpel.”  “Das sagst du, die ganzen Formeln, sind für mich echt böhmische Dörfer.” Da Will schon alles fertig gemacht hatte, nutzte ich die Zeit um Sam die Flächenberechnung näher zu bringen. “Siehst du, klappt doch.” lobte ich ihm, als er die erste Aufgabe alleine löste, lächelnd und mit einem Kuss bedankte er sich bei mir. Die Hausaufgaben waren gemacht und ich ging ins Bad um mich fertig zu machen. Gerade noch rechtzeitig, stand ich fertig angezogen, neben Will als es klingelte. Nicht lange nachdem ich die Tür geöffnet habe, befand ich mich auch schon in einer Umarmung. “herzlichen Glückwunsch Sammy.” kam es freudig von Julia, sofort ließ sie mich los und überließ Mick ihren Platz, auch er gratulierte mir. Dann sah ich Mike, er trug eine schwarze Jeans und ein weißes Poloshirt, was etwas enger geschnitten war. Er versuchte sich an einem lächeln, doch ich ignorierte es. Dann kam er auf mich zu und wollte mich in seine Arme ziehen. “Lass es Mike.” fauchte ich nur. “Sammy bitte, das von heute Morgen tut mir leid.” nuschelte er. “Das mag sein Mike, doch das war zu viel. Ich kann dir jetzt nicht verzeihen um nachher wieder enttäuscht zu werden. Nachher wenn Tina wieder irgendetwas hat und du gehst. Lass uns jetzt einfach nur Kaffee trinken gehen.” Ich drehte mich um und wollte gerade gehen, doch Mike hielt mich am Handgelenk fest. “Bitte Sammy,” flehte er. Wir waren mittlerweile allein im Flur und meine Mauer bekam Risse. “Mike, mach es mir nicht so schwer.” sagte ich nun mit den Tränen in den Augen, die ich deswegen nie vergießen wollte. Mike fehlte mir, unsere Gespräche, unser Tanzen oder das einfach nur schweigend nebeneinander sitzen. Meine Gegenwehr war auf null gesunken und Mike zog mich in seine Arme. “Es tut mir so leid, du fehlst mir Sammy.” hauchte er an mein Ohr und spürte wie ich Gänsehaut bekam. “Davon merke ich nur nichts. So wie du mich behandelst, tut mir einfach nur Weh.” Wir standen noch eine ganze Weile so da, bis wir nun auch ins Wohnzimmer gingen. Bevor wir anfingen, Kaffee zu Trinken, übergaben mir Mick und Julia eine Geschenk. “Danke euch.” Ich traute meinen Augen kaum, es waren ein paar passende Ohrringe zu der Kette. Mit was ich aber nicht gerechnet hatte, war das auch Mike etwas für mich hatte. Mit zitternden Händen, packte ich es aus und nun hatte ich ein komplettes Set, denn von Mike, bekam ich ein silbernes Armband mit einem keltischen Knoten. Mit einer Umarmung bedankte ich mich bei den dreien. Nun dachte ich, es würde sich etwas ändern und das Verhältnis zwischen Mike und mir, würde sich bessern, doch da wurde ich eines besseren belehrt. Kaum, das Will die Burger draußen auf den Grill hatte, klingelte Mike sein Handy und wie nicht anders zu erwarten, war es Tina. “Was hat sie nun schon wieder?” fragte Julia genervt. “Keine ahnung, sie hat irgendwas mit Schmerzen gefaselt und dabei geweint.” Mike ging in den Flur und zog sich seine Schuhe an und ich konnte mich nicht zurückhalten. “Du gehst jetzt wirklich oder….” Es war Frage und feststellung zugleich. “...Ich dachte eigentlich, dass du deine Worte ernst meinst von vorhin.” “Sammy….” Ich unterbrach ihn. “Lass es einfach Mike. Ich will das nicht hören, es sind eh nur phrasen. Geh einfach.” Ich wollte ihn eigentlich anschreien, doch dazu fehlte mir die Kraft. Sofort wendete ich mich von ihm ab, soll er sich doch alleine rausschmeißen. Mit gesenkten Kopf, ging ich ins Wohnzimmer, wo Julia mich sofort in ihre Arme zog. Dann, legte sich ein Schalter in meinem Kopf um und ich löste mich mit einem lächeln von Julia. “Warum heute trübsal blasen, ich habe Geburtstag. Lasst uns feiern. Wie weit sind die Burger Will?” So verhielt ich mich den restlichen Abend, meine Mauer hielt und ließ nichts anderes mehr durch.

Wenn die Seele ein zu Hause findet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt