31 ☾ ER

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»Scheiße!«

»Na, nicht mitbekommen, dass jemand von uns noch da ist?«, fragt – ja, wer ist es eigentlich? – die Person hinter mir in einem ziemlich belustigten Ton.

»Wenn du die Antwort kennst, warum fragst du?« Oh Mann, ich kann es nicht lassen.

»Willst du mir jetzt echt so kommen?«

»Was hättest du denn lieber?« Ich versuche noch immer die Stimme zuzuordnen. Michels ist es nicht. Aber durch den seltsam verspielten – nicht in positiver Weise – Ton ist es recht schwierig zu sagen, ob Ken oder Basti hinter mir ist. Der Typ bewegt sich hin und her und wer weiß, was der vorhat und mir bevorsteht. Mein Hirn legt schon lange los, ist kurz davor auf Hochtouren zu kommen, malt sich Szenarien aus, dass der Typ hinter mir grinsend mit einer scharfen Klinge auf einen Grund wartet, bis er sie mir zwischen die Rippen rammt. Doch er bleibt still. Das ist noch fast grausamer.

»Was denkst du denn ...«, beginnt er plötzlich wieder, wobei ich merke, dass er sich mir nähert. »... was ich von dir will?«

Informationen? Dass ich freiwillig bei deren kranken Experimenten mitmache? Irgendwie so was? Ich warte ab, da ich seine Schritte höre und weiß, dass ich gleich sein Gesicht zu sehen bekomme. Ich lege meinen Kopf schief und versuche schon seine Schemen zu erkennen. Allerdings tragen sie ja alle mehr oder weniger die gleiche Kleidung, sodass mir das noch nicht so viel verrät. Meinen Kopf auf dem Boden wieder gesenkt, um den Schatten zu beobachten, kann ich sehen, wie sich der vergrößert.

Es ist Basti. Gott sei Dank. Er ist der harmloseste, schien mir zumindest bisher. In Moment gibt mir das etwas zu bedenken, so wie er jetzt vor mir auf und ab stolziert mit einer Art Dolch in der Hand und seinem Grinsen in seiner Fratze. Da würde ich mir glatt noch ein Test an so einem Gerät freiwillig wünschen. Er wirkt auf mich, als wäre sein Geist gerade woanders, so wie er einen leeren Punkt in diesem Labor fixiert und in sich hinein lacht. Und wie er dabei diesen Dolch in seinen Händen dreht. Wenn ich das täte, hätte ich Angst, mir selbst in mein Fleisch zu schneiden. Ruckartig hebt er seinen Kopf an und schielt zu mir. Seine Gesichtszüge entgleiten ihm kurz. Nach einem Schütteln guckt er mich jedoch fest an. Irgendetwas ist doch nicht ganz bei ihm.

»Hast du schon auf meine Frage geantwortet?« Seine teuflisch verspielte Stimme, die nicht zu dem Dummkopf Basti passt, allerdings zu diesem Basti, den ich die letzten Minuten beobachten musste, jagt mir neue Schauer über den Körper.

»Was ich denke, was du von mir willst?«, frage ich dümmlich nach. Er hält in seinen Bewegungen inne.

»Ja. Ganz recht. Was denkst du?«

»Ich kann nur raten und vermuten.«

Scheinbar freut ihn dieses Spiel, denn sein Grinsen wird noch breiter. Es reicht beinahe von einem Ohr zum anderen und sieht seltsam unharmonisch aus.

»Wie wäre es, wenn du damit mal beginnst?« Basti richtet den Dolch in meine Richtung und lässt ihn wieder rollen, was mich beinahe zu einer warnenden Aussage verlockt. Beinahe hätte ich ihm gesagt, dass er aufpassen solle, weil er sich sonst noch selbst schneidet, bevor er mir etwas tun kann. Einfach bekloppt.

»Dass ich bei einem dieser Experimente mitmache?!«, frage ich einfach das erstbeste.

»Das ist nicht meins. Da haben die anderen beiden ihren Spaß dran«, beantwortet er sehr schnell und kurioserweise macht es den Eindruck, als wäre er verwundert über meine Frage. Dabei haben sie doch darüber gesprochen.

»Okay. Wenn du das sagst.«

»Was könnte es noch sein? Na los, rate.«

Bin ich sein Freundesersatz hier?

»Äh ... Informationen?«

»Äähh ... Geht das auch genauer?«, äfft er mich nach.

»Das musst du mir schon sagen. Keine Ahnung. Aber warum werden Menschen festgehalten? Oft wegen Informationen oder nicht? Gerade in unserer Gesellschaft.«

»Dann eher nein.«

Will er mich reinlegen? Dann eher nicht?!

»Dann weiß ich es nicht.«

»Mehr Thesen hast du nicht?«

Ich schüttle mit dem Kopf.

»Dann hatte Rita wohl die meisten Intelligenzgene abbekommen, bei euch zwei oder?« Verschwörerisch blickt er mich an. Was hat er gerade gesagt? Rita. Er kannte Rita? Wie ist das möglich?

»Woher ...?« Weiter komme ich nicht. Sobald diese Themen auf den Tisch kommen, werde ich schwach. Mit einer für mich nicht eindeutigen Geste verabschiedet er sich und geht Richtung Ausgang.

»Okay. Ich gebe dir noch eine Chance. Wie ist mein Name? Überlege gut. Ich komme wieder.« Zwinkernd lässt er die Tür zuknallen. 

Hat-SchiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt