Er ist wirklich ein Sturkopf. Soll er doch machen, wie er meint. Dann geht es eben im schnellen Tempo weiter und wenn er merken sollte, dass es doch zu viel des Guten ist ... Tja, dann gehe ich eben alleine nach Hause. Sein Pech. Nicht meins. Ja genau. So einfach. Ich recke meinen Kopf und stolziere mit Absicht vor ihm noch schneller vorwärts. Wenn er das meint ...
Mir geht es gut und schlecht zugleich. Das verwirrt mich. Ich komme bald wieder nach Hause. Mich kümmert es gerade wenig, was an dieser Mission schief lief. Hier gehöre ich nicht her. Hier ist alles so anders und auch wenn ich mich für offen halte, so kann ich leider nicht feststellen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht ... Zumindest nicht auf die Mehrheit betrachtet. Ich freue mich auf Papi, auf den Strand, auf das Wasser ... So sehr auf das Wasser und meinen Lieblingsplatz. An dem ich mich immer wieder sammeln, meine Gedanken ordnen und ich zur Ruhe finden kann. Wenn ich dorthin gehe, fühle ich mich immer geborgen. Und niemand stört mich. Auch Papi weiß ganz genau, dass es mein Fleckchen ist, an dem ich alleine sein möchte. An dem ich mich auch ihr nahe fühle und das brauche ich. Meinen Ort. Hier hingegen habe ich nicht das Gefühl, dass solche Dinge Raum finden und schon gar nicht akzeptiert werden. Doch Frederik würde schon zu uns in die Welt passen. Er ist ein gegensätzliches Puzzleteil hier in dieser Welt. Ob es hier auch mal anders war?
Warum war ich eben so gemein? Wenn auch nur in meinen Gedanken. Ich lausche meinen Ohren und höre ihn angestrengt atmen. Er musste viel von den beiden Männern einstecken. Zum Glück kam diese Kara, wenngleich sie nicht die gutmütigste Person sein wird. Wir haben es ihr zu verdanken, dass wir noch frei sind. Dass ich noch hier auf diesem Weg bin. Dass ich nach Hause kommen werde.
Was, wenn Frederik es nicht schaffen wird? Wenn seine Kraft nicht ausreicht, bis wir endlich an dem richtigen Ort ankommen und er nicht mitkommen kann? Was wird dann mit ihm geschehen? Das will und kann ich mir nicht ausmalen. Instinktiv ziehe ich den Pullover glatt an mir runter und binde mir meine Arme um mich herum. Dabei bemerke ich, wie ich angefangen habe zu zittern. Es macht mir angst, wenn ich nicht vorhersagen kann, wie etwas weitergeht oder die Konsequenzen nicht abschätzen kann. Doch ich befürchte sehr stark, dass es für Frederik ganz und gar nicht gut wäre, hierzubleiben.
Ich verlangsame mein Tempo, er muss sich nicht noch mehr quälen als ohnehin schon. Wenn ich nur wüsste, wie lange wir noch brauchen. Ich bin diesen Weg wahrscheinlich nur einmal lang gegangen. Und kurz darauf wurde ich anscheinend betäubt. Es schüttelt mich schon wieder. Wie können diese Menschen das nur mit ihrem Gewissen vereinbaren, so etwas mit jemanden zu machen? Ich verstehe das einfach nicht. Rechts im Hals-Nackenbereich über den Schulterblättern jagt ein Schmerz durch. Ich bleibe kurz stehen und beim Bewegen stelle ich fest, wie ich mich wohl eben komplett angespannt haben muss. Von den Sohlen der Füße bis zu den Händen, die ich zu Fäusten geballt habe. Tief atme ich ein. Dann aus. Wiederholen, sage ich mir innerlich zu. Und mit jedem Mal lasse ich etwas der Anspannung los. Den Blick von Frederik, der ebenso hinter mir stehen geblieben ist, spüre ich in meinem Rücken. Also drehe ich mich um und lächle ihm zu. Bewusst schaue ich mir nicht all seine Blessuren an, dann könnte ich mein Lächeln nicht aufrecht halten. Seine Hand an seiner Seite haltend entgeht mir jedoch nicht. Er setzt ein Grinsen auf. Immer muss er tapfer spielen. Mein Lächeln wird dadurch allerdings ehrlicher.
»Und?«, fragt er mich.
»Was meinst du?«
»Sind wir schon in der Nähe?«
»Ich habe mich noch gar nicht umgeschaut, seit ich stehen geblieben bin«, antworte ich ehrlich, was er mit einem typischen Hochziehen der Augenbrauen kommentiert. So als könnte er mitreden, dreht er sich um und betrachtet die Gegend. Ich tue es ihm gleich und nehme die nichtssagende und irgendwie immer gleichbleibende Umgebung in mich auf. Vielleicht gibt es ja doch irgendwo einen Anhaltspunkt.
»Guck mal Jeu.« Ich schaue zu ihm, um erkennen zu können, was er meint. Er zeigt mit seinem Finger in unsere Gehrichtung. Ich halte mir meine eine Hand über die Stirn, um besser in die Ferne schauen zu können. Und tatsächlich, ... das erinnert mich an etwas. Wahrscheinlich, weil ich genau dort war. Ich verlagere mein Gewicht etwas und fokussiere mich noch einmal genau. Das könnte doch wirklich dieser Gipfel sein, der dort – noch ein gutes Stück entfernt – in die Höhe ragt. Er ist gar nicht so riesig wie in meinen Tagtraumerinnerungen, aber es kann unmöglich ein Zufall sein.
»Ja«, flüstere ich zurück, weil ich nicht zu viel an die Umwelt verraten will. Immer noch begleitet mich diese unbändige Angst – fast schon Panik –, dass ich zu viel Wissen an irgendjemanden hier weitergeben könnte. Womit ich nicht Frederik meine. Wir wurden nur schon oft genug überrascht.
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Hat-Schi
Fiksi Ilmiah◦𝗦𝗰𝗶𝗙𝗶/𝗗𝘆𝘀𝘁𝗼𝗽𝗶𝗲-𝗔𝗯𝗲𝗻𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿-𝗬𝗼𝘂𝗻𝗴𝗔𝗱𝘂𝗹𝘁◦ ||1.ᴘʟᴀᴛᴢ ᴋᴀᴛᴇɢᴏʀɪᴇ ꜱᴄɪꜰɪ ʙᴇɪᴍ ʙᴏᴏᴋᴀᴡᴀʀᴅ 2024 ⁓ ɪɴꜱɢᴇꜱᴀᴍᴛ 2.ᴘʟᴀᴛᴢ|| 𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘔𝘦𝘯𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 - 𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘎𝘦𝘴𝘤𝘩𝘪𝘤𝘩𝘵𝘦𝘯. 𝘋𝘢𝘻𝘸𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘭𝘪𝘦𝘨𝘦𝘯 𝘞𝘦𝘭𝘵𝘦𝘯. �...