Mit dem Boden bilde ich keine Einheit mehr. Kein Nass um mich herum. Wo bin ich? Mein Körper ruckelt und zuckelt. Mir fehlt die Kraft, mich zu bewegen. Bei abrupteren Bewegungen flattern meine Augenlider und ich kann schemenhaft etwas erkennen. Die Welt vor mir bebt genauso wie ich. Ich versuche mich auf die Bilder zu konzentrieren, die sich mir zeigen, wenn meine Lider aufgehen. Mir ist so, als würde ich mich dem nähern. Bin ich doch noch auf der Welle, die mich durchschüttelt und dorthin bringen will?
»Pscht. Es tut mir leid«, flüstert mir eine sanfte Stimme zu. Eine Stimme, die mir bekannt vorkommt. Eine, die ich – wie ich jetzt bemerke – vermisst habe ... Es ist ... Frederik. Frederik ist bei mir. Was tut ihm leid? Sind wir gemeinsam in den Tiefen der Schluchten gefangen?
»Alles wird gut.« Wieder seine warme Stimme. Ich lehne mich an ihn. Mir wird bewusst, dass er kam, um mir zu helfen. Wie auch ich gekommen war, um ihm zu helfen. Er ist wirklich ein wahrer Beschützer.
Er beginnt wieder diese schöne Melodie zu summen, die ich vor ihm noch nie gehört habe. Sie macht Hoffnung. Sie gibt Stärke. Gewonnen aus der Trauer. So klingt sie für mich. Jetzt verstehe ich es.
Meine Lider werden wieder schwer und ich kann mich nicht mehr wachhalten.
»Fia?«
Unter großer Anstrengung öffne ich meine Augen. Wieder einmal muss ich feststellen, dass ich nicht weiß, wo ich bin. Es kostet mich noch zu viel Kraft, mich zu bewegen, also kann ich bisher nicht viel erblicken.
»Fia, du bist wach. Gott sei Dank.«
Wort für Wort bildet mein Gehirn noch einmal neu nach, einige Male, bis ich die Bedeutung erhaschen kann.
»Jetzt ist erst einmal alles gut.«
Das ist die Stimme von Frederik. Bei dieser Erkenntnis rasen die Erinnerungsfetzen der Bergung in mich hinein. Frederik. Er ist da. Nur ein Schmatzen bringe ich zustande, mein Rachen ist scheinbar komplett ausgedörrt.
»Warte. Ich hole dir etwas.«
Eine kurze Stille entsteht. Dann ganz sachte spüre ich, wie eine Hand sich an meinem Rücken legt.
»Ich helfe dir nur hoch, damit du etwas trinken kannst«, sagt er – wahrscheinlich, weil ich bei seiner Berührung vor Schreck zusammengezuckt bin. Mit einem leichten Nicken, das hoffentlich erkennbar ist, antworte ich.
Mit jedem Zentimeter, den er mir hoch hilft in eine aufrechtere Position, wird mir schummriger. Mein Kopf dröhnt und ich wünsche mir nur wieder die Dunkelheit herbei.
»Hier. Trinken ist wichtig.«
Er hält mir die Trinkflasche direkt vor das Gesicht. Sie ist bereits geöffnet. Doch allein bei dem Gedanken, diese in die Hand zu nehmen und zu halten, könnte ich mich fallenlassen. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.
»Soll ich ... ähm ... Das meine ich nicht böse, aber soll ich dir beim Trinken helfen?« Wenn ich nicht so müde wäre, würde ich lachen. Wie vorsichtig er ist.
Ich nicke wieder und er lässt die Flasche langsam schräg gleiten, sodass das Wasser in meinen Mund gelangen kann. Als ich genug habe, senke ich meinen Kopf leicht und er versteht zum Glück sofort.
»Du solltest dich noch weiter ausruhen. Fritzi und ich passen auf.«
Das klingt gut. Ja. Einfach fallen lassen. Mehr will und kann ich gerade nicht. Einfach ins Dunkle.
Er stützt mich auch beim Hinlegen. Zuerst komme ich mit dem Rücken auf, dann legt er vorsichtig meinen Kopf ab. Mein Kopf fällt zur Seite. Der Boden scheint weich und wohltuend duftend. Wir sind draußen. Irgendwo in der Natur. Das finde ich gut. Er legt mich auf die Seite. Dabei rutscht mein eines Augenlid etwas hoch und ich kann Fritzis Fell sehen. Das freut mich. Meine Begleiterin wieder bei mir zu wissen. Sie beide geben mir Halt. Sie sind wieder bei mir. Ich bin sicher.
Heimat. Natur. Wasser. Mond. Sterne. Die letzten Bilder sind von meinem Zuhause, von dem ich schon geträumt habe. Meiner Heimat. Die anders ist als hier. Sehnsucht dringt in mich ein. Ich bin froh, dass mein schwacher Zustand mich gleich ins Ruhen schickt, sodass ich diesen Schmerz nicht jetzt noch zusätzlich durcherleben muss.
DU LIEST GERADE
Hat-Schi
Fiksi Ilmiah◦𝗦𝗰𝗶𝗙𝗶/𝗗𝘆𝘀𝘁𝗼𝗽𝗶𝗲-𝗔𝗯𝗲𝗻𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿-𝗬𝗼𝘂𝗻𝗴𝗔𝗱𝘂𝗹𝘁◦ ||1.ᴘʟᴀᴛᴢ ᴋᴀᴛᴇɢᴏʀɪᴇ ꜱᴄɪꜰɪ ʙᴇɪᴍ ʙᴏᴏᴋᴀᴡᴀʀᴅ 2024 ⁓ ɪɴꜱɢᴇꜱᴀᴍᴛ 2.ᴘʟᴀᴛᴢ|| 𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘔𝘦𝘯𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 - 𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘎𝘦𝘴𝘤𝘩𝘪𝘤𝘩𝘵𝘦𝘯. 𝘋𝘢𝘻𝘸𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘭𝘪𝘦𝘨𝘦𝘯 𝘞𝘦𝘭𝘵𝘦𝘯. �...