Im gleichen Moment, wie ich meine Augen wieder aufreiße, sehe ich, wie dort vorne voller Elan die Tür der Hütte aufgeschwungen wird. Die Tür prescht vor und knallt seitlich gegen das Gebäude. Angewurzelt bleibe ich verharren. Oder zu Stein verwandelt nicht fähig, mich fortzubewegen. Nicht ohne Anstoß. Jetzt kommen sie und holen mich. Ich bin wieder diese Maus. Konnten sie mich schon von weiter weg sehen?
Meine Sicht klärt sich – dass dem nicht so war, wird mir erst jetzt bewusst – und mit schreckgeweiteten Augen verfolge ich das Bild vor mir.
Träume ich schon wieder? D-d-da ist Frederik, der hinter diesem kuriosen Mann hinterhergezogen wird. Den. Erkenne. Ich. Ich öffne meinen Mund einen Spalt. Doch nicht meine Sprache hält mich ab, ich bekomme überhaupt keinen Ton heraus. Nicht mal einen dieser merkwürdigen. Das ist der, der bei mir so unachtsam war.
Offener Mund, weit aufgerissene Augen, versteinerter Körper und ein Verstand, der nicht folgen kann.
Nach einer gefühlten Ewigkeit dieser Verfassung fängt es an zu bröckeln. Mein Blick huscht zu meiner Rechten. Fritzi ist nicht mehr da. Hektisch blicke ich herum, bis ich sie entdecke. Sie läuft gerade auf ihn zu. Auf ihr Herrchen und ... auf die anderen. Die anderen! Erst jetzt sehe ich, dass sich zwei weitere Männer den beiden frontal nähern. Wieder wollen sich Bilder aus meinem Geist vor dem, was gerade passiert, platzieren, doch ich schiebe sie weg. Das hier sieht alles andere als freundschaftlich aus.
Ein lauter Knall ertönt. Eine unerträgliche Stille folgt. Ich ... immer noch an der gleichen Stelle. Unfähig etwas zu machen. Tränen laufen über meine Wangen. Frederik! Noch ein Knall. Meine Atmung setzt für ein paar Herzschläge aus. Dann Bewegungen. Ich fühle mich so nutzlos. Zu weit weg und doch ... ist alles vor mir. Der Mann, der eben noch bei Frederik stand, hält sich den Arm. Wo ist Frederik? Ist er auch verletzt? Ist er ...? Ich suche die Gegend nach Fritzi ab. Sie hält sich hinter einem Baum versteckt. Ihr Körper bebt. Automatisch strecke ich meine Hand nach ihr aus, doch sie läuft schon wieder los. Ich schaue in die Richtung, in die sie rennt. Frederik. Da ist er. Er ist gerade dabei wegzulaufen. Sie hinter ihm her.
Gerade will ich ihnen nach, da bemerke ich, dass die zwei Männer nun in diesen Wald kommen wollen. Auf dem gleichen Weg, auf dem Fritzi rausgeschossen kam. Mist. Diese zwei Männer. Unmittelbar bahnt sich Schweiß an die Oberfläche meiner Haut. Sie waren auch da. Vor ihnen war ich weggelaufen.
Ich drehe um und renne ... Schon wieder. Abermals vor den gleichen Männern laufe ich weg.
»Mond-Mädchen?!«
Mond? Hat das etwas mit meinem Band um mein Handgelenk zu tun?
»Wir wissen, dass du hier irgendwo bist! Komm raus und zeige dich.«
Eine gruselige Stimmlage. Mein Band fest umschlossen, wie ich es oft mache, laufe ich weiter.
»Da bist du ja!«
Die Stimme ist plötzlich so nah, dass ich vermute, dass sie mir ganz dicht auf den Fersen sind. Ich muss mich beeilen. Neue Erinnerungen blitzen auf. Ich muss hier weg und wenn es diese Wiese ist!
In der nächsten Sekunde fühlt sich alles auf einmal verschwommen an, ... als wäre ich nirgends. Oder überall. Die Kraft hat mich sicherlich im Stich gelassen. Wie soll es auch anders sein. Der Situation ergebe ich mich. Ich senke meine Augenlider und warte. Warte auf Hände, die mich packen und mit sich schleifen. Mich erneut in ihre Hütte mit sich ziehen, um ihre sogenannten Experimente absolvieren zu können. Den Grund habe ich nie erfahren. Wenn ich mich richtig erinnere. Doch was sie getan haben, das weiß ich. Wegen ihnen spreche ich so. Hängend an irgendwelchen Gerätschaften haben sie etwas an mir verändert, mir meine Erinnerungen genommen. Wegen ihnen weiß ich nicht mehr, wie ich nach Hause komme. Geschweige denn wo mein Zuhause ist. Papis Stimme konnten sie mir aber nie nehmen. Niemals.
Du bist stark, auch wenn du dich nicht danach fühlst. Wir haben immer Stärke in uns. Schau hinauf.
Ich bin stark. Er hat recht. Wie immer. Ich werde mich nicht ergeben. Das Gefühl, das jemand mich umkreist, ist verflogen. Stattdessen durchströmt mich Wärme. Papa ist bei mir. Immer. Meine Augen wieder geöffnet, bin ich sprachlos.
Wie bin ich denn auf einmal hierher gekommen? Hier ist kein anderer. Nur ich. Das steht fest. Ich blicke in den Himmel, der mittlerweile in ein dunkles, tiefes Blau gehüllt ist. Ich und die unzähligen Sterne sowie der riesige Mond. Die über mich wachen. Im nächsten Moment schaue ich auf meinen Arm und sehe den gleichen wunderschönen Anblick.
Wir haben immer Stärke in uns. Schau hinauf.
»Hat-Schi«, flüstere ich lächelnd hoch hinauf. Ich weiß es wieder.
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Hat-Schi
خيال علمي◦𝗦𝗰𝗶𝗙𝗶/𝗗𝘆𝘀𝘁𝗼𝗽𝗶𝗲-𝗔𝗯𝗲𝗻𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿-𝗬𝗼𝘂𝗻𝗴𝗔𝗱𝘂𝗹𝘁◦ ||1.ᴘʟᴀᴛᴢ ɪɴ ᴅᴇʀ ᴋᴀᴛᴇɢᴏʀɪᴇ ›ꜱᴄɪꜰɪ‹ ʙᴇɪᴍ ʙᴏᴏᴋᴀᴡᴀʀᴅ 2024 ⁓ ɪɴꜱɢᴇꜱᴀᴍᴛ 2.ᴘʟᴀᴛᴢ | 3.ᴘʟᴀᴛᴢ ʙᴇɪᴍ ꜱᴜɴʀɪꜱᴇ-ᴀᴡᴀʀᴅ 2024 || 𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘔𝘦𝘯𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 - 𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘎𝘦𝘴𝘤𝘩𝘪𝘤𝘩𝘵𝘦𝘯. 𝘋𝘢�...