Prolog

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Er hatte genug gehört!

Hastig drehte er sich um und verschwand mit großen, schnellen Schritten in der Dunkelheit der Nacht. Er hatte nicht mehr viel Zeit und musste jetzt schnell handeln.

Leise eilte er durch die stillen, dunklen Straßen.

Bisher hatte er geglaubt, dass er mittlerweile ein Teil dieser Gemeinschaft sei, doch da hatte er sich anscheinend gehörig geirrt.

Es schmerzte ihn, als er daran dachte, wie freundlich und liebevoll man ihn hier aufgenommen hatte, wie er Freundschaften mit den Menschen hier geschlossen und vieles von ihnen gelernt hatte. Über Jahre hinweg hatte er in diese Freundschaften vertraut.

Es waren keine Freunde!

Nein. Es waren keine Freunde... keine Freunde mehr.

Er war wieder der Außenseiter, als den er sich nie in dieser Gemeinschaft gefühlt hatte.

Wie sehr er sich doch hatte täuschen lassen. Dieser Gedanke bekam er einfach nicht herunter.

Anfangs hatte er sich schlecht gefühlt, als er sich neben die Hintertüre gekauert und gelauscht hatte, was seine Freunde zu so später Stunde zu besprechen hatten. Doch jetzt wusste er, wieso er nicht teilhaben durfte an dieser Zusammenkunft.

Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Wie viel Zeit würden sie ihm wohl noch lassen?

Hastig öffnete er die knarrende Holztür und stürzte auf seinen Schreibtisch zu. Schnell zündete er die fast komplett abgebrannte Kerze an und fing hektisch zwischen den ganzen Zetteln, Papieren und Büchern auf seinem Schreibtisch ein unbenutztes Briefpapier zu suchen.

Dabei murmelte er leise vor sich hin, versuchte seine Gedanken zu sortieren und sich einen Plan zu überlegen. Er brauchte jemanden! Eine Person, der er vertrauen könnte. Doch was er heute Abend gesehen und gehört hatte, hatte sein Vertrauen zu den Menschen hier schwer erschüttert. Könnte er überhaupt noch jemanden vertrauen? Und wenn ja? Wer war diese Person?

Endlich hatte er ein Papier gefunden.

Mit einer schnellen Handbewegung fegte er den gesamten Papierkram von seinem Tisch auf den staubigen Boden. Dann legte er das Briefpapier auf die freie Arbeitsfläche und griff mit zittriger Hand nach der Feder in dem Tintenfass.

Er atmete tief ein und schloss einen Moment die Augen um sich die richtigen und wichtigen Sätze zusammen zu legen. Dann fing er an zu schreiben.

Die Buchstaben waren nicht so sauber geschrieben wie sonst und an manchen Stellen traten große Tintenflecken auf, wenn er die Feder nicht genügend am Tintenfass abgestrichen hatte.

Er hatte nicht genug Zeit. Und so schrieb er in kurzen Sätzen. Eine kurze Warnung mit einem Befehl, was zu tun war, musste reichen.

Mit einer schnellen Bewegung setzte er das Datum und seine Unterschrift unter den Brief und faltete diesen zusammen. Er steckte ihn in einen Briefumschlag und ließ etwas Kerzenwachs darauf tröpfeln. Dann drückte er seinen Siegelring auf das weiche Wachs.

Hastig blies er die Kerze aus und stürmte aus seiner kleinen Hütte. Er müsste einen Umweg gehen, denn die Straßen waren nicht mehr sicher für ihn.

So schnell er konnte rannte er über die Wiese, sah sich mehrmals um, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand gesehen hatte und verschwand im Wald.

SIE war seine einzige Hoffnung!


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Herzlich Willkommen :)

Cool, dass du auf meine Geschichte gestoßen bist. Ich hoffe sie gefällt dir! Ich freue mich über Kommentare aller Art und wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Lesen! :-)

- Viola

ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt