Neben dem Häuptlingshaus flackerten zwei große Feuerstellen, über denen je ein saftiger Hirschbraten hingen, von denen aber große Teile schon weggeschnitten waren. Direkt daneben waren mehrere Bier- und Weinfässer aufgebaut, an denen die Menschen sich großzügig bedienten. Ansonsten waren auf den Tischen Kerzen aufgestellt und die Häuser und Bäume um den Dorfplatz herum, waren mit leuchtenden Girlanden geschmückt. Die meisten Menschen saßen an den Tischen lachten, aßen und tranken, während sie sich lautstark unterhielten. Einige hatten auf der einen Seite des Platzes eine Art Tanzfläche entstehen lassen. Während die Musik spielte, sangen, tanzten und hüpften die Menschen im Takt. Insgesamt war die Stimmung überaus ausgelassen.
Adam, war der Erste der uns entdeckte, als wir noch nicht mal in den Lichtschein getreten waren. Ein breites Lächeln strahlte über sein Gesicht und schien den Ort noch um eine Spur wärmer zu machen. Er eilte auf uns zu, als wären wir einige Jahre verschollen gewesen. Bevor einer von uns etwas sagen konnte schloss er uns Beide gleichzeitig in eine feste Umarmung. „Willkommen meine Kinder!", er legte nach seiner Umarmung, jedem von uns einen Arm über die Schulter und führte uns so in die Versammlung.
Ich betrachtete ihn misstrauisch. Wie viele Becher hatte er wohl schon intus? Er wirkte jedoch nicht wirklich, als wäre er angetrunken, also hielt ich den Mund. Die Musik verstummte, als wir in der Mitte des Platzes ankamen. Alle starrten jetzt auf uns und mir wurde ganz mulmig zumute. Jetzt erregten wir auch noch so viel Aufmerksamkeit. „Unser Ehrengast, Ilaisha...", er stockte, als müsse er erst überlegen, ob er meinen zweiten Namen kannte, „Ilaisha, die Nichte von Fliegenauge ist aufgetaucht." Adam hatte so laut gebrüllt, als müsse er eine schreiende Menschenmenge übertrumpfen, dabei war es muksmäuschen still. „Lasst uns Ilaisha herzlich willkommen heißen. Jetzt kann das Fest beginnen!" Die Menge brach in lautes Gegröle aus. Adam schnappte sich drei halbvolle Becher vom nächsten Tisch und drückte Lukes und mir je einen in die Hand. Ich wollte gar nicht wissen, wer davor schon aus diesen Bechern getrunken hatte. Er hob seinen eigenen hoch in die Luft und brüllte so laut er konnte: „Auf Ilaisha!" Die Menge echote ihm nach und jeder, der einen Becher in seiner Nähe gefunden hatte kippte ihn auf Ex runter. Ich sah in meinen Becher und roch vorsichtig daran. Bier!
Noch bevor ich weitere wissenschaftliche Analysen machen konnte, hob Adam seinen Krug wieder in die Luft und brüllte noch einmal: „Auf Ilaisha!" Das Echo der Bewohner schallte durch das ganze Dorf und mit einem einzigen lauten Schlag, knallten alle ihre leeren Becher gleichzeitig auf die Tischplatten.
Die Musik setzt wieder ein, Stimmen füllten den Platz und mindestens die Hälfte der Bewohner stand auf, um sich an den Fässern Nachschub zu besorgen. Adam nahm mir meinen Becher aus der Hand und stellte ihn neben seinen auf den Tisch, bevor er mir den Arm wieder über die Schulter legte und mich durch die Tischreihen führte.
„Setz'dich zu mir meine Liebe", er drückte mich auf einen freien Platz. Ich wartete, bis er mit zwei Bierkrügen mir gegenüber Platz nahm. Er wirkte auf einmal wieder viel ruhiger. Ich sah mich nach Lukes um, doch dieser war verschwunden. Adam schob mir einen Becher über den Tisch und trank einen langen Zug aus seinem, während ich meinen nur skeptisch betrachtete und kurz an dem bitteren Zeug roch.
Adam lächelte mich mit seinem breiten, herzlichen Lächeln an und deutete auf meinen Becher: „Du magst kein Bier." Es war eine Feststellung, was mich wieder erinnerte, dass er tatsächlich mit Lukes verwandt war. Ich schüttelte den Kopf und sagte laut: „Ja." Adam lachte und mir stieg die Röte ins Gesicht. „Ich meine, also ich weiß es nicht so genau", versuchte ich zu erklären.
Er nickte wissend, verlor aber nicht sein Lächeln. „Aber dir gefällt es hier." Auch das war eher eine Aussage als eine Frage. „Ja. Die Leute sind nett und ich lerne viel von Amy", antwortete ich trotzdem. Adam verlor sein Lächeln und schien für einen kurzen Augenblick mit den Gedanken abzuschweifen. Sah durch mich hindurch, als wäre ich unsichtbar oder gar nicht da. Zwar nur kurz, aber doch so lange, dass ich es bemerkte. Sein Blick fokussierte sich wieder auf mich und eine etwas abgeschwächtere Version seines Lächeln trat wieder zum Vorschein: „Und Amanda? Du wohnst gerne bei ihr? Wenn du willst können wir dir auch ein Zimmer hier im Dorf besorgen. Dann wärst du nicht so weit weg."
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Forgotten
FantasyAls sie in einem unheimlichen Wald aufwacht, herrscht in ihrem Kopf gähnende Leere. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Vergessen! Sie hat alles vergessen! Während sie versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, lernt sie die Dorfbewoh...