Es polterte und ich schreckte erschrocken hoch. Die Finger umschlossen den Griff meines Messers, während ich mit rasendem Herzen und weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit vor mir blickte.
Ich lag unter einem Haufen dicker Decken in einem großen Bett. Ich musste meine Gedanken erst sortieren, bis ich kapierte, wo ich war. Mir fiel wieder ein, dass ich in dem Sessel aufgewacht war, als das Feuer fast komplett herunter gebrannt war. Ich war zum Bett geschlurft und augenblicklich wieder eingeschlafen.
Irgendetwas raschelte. Da war jemand!
„Hallo?", krächzte ich mit rostiger Stimme.
Ein Rascheln, dieses mal hektischer, und eine Stimme die wie Regen auf mich einprasselte. Ich verstand rein gar nichts!
Entschlossen griff ich zu der Kerze neben meinem Bett und entzündete den Docht mit einem Streichholz. Loopis Augen, die immer noch über mir am Bett Hing, leuchteten auf. Und ich richtete meinen Blick auf einen Jungen, höchstens zwölf Jahre alt, der zwischen den Sesseln vor dem Kamin stand. Jede Menge Holzscheite im Arm und einer, der im runter gefallen war, auf dem Boden vor ihm. Er hatte die Augen weit aufgerissen und sah mich an, als würde ich ihn jeden Moment anfallen.
„Ich kann dich leider nicht verstehen", sagte ich in der „Waldsprache" und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Die Augen des Jungen weiteten sich noch mehr und er bewegte sich keinen Millimeter. Die kleine Kerze in meiner Hand flackerte und erhellte den Raum nur spärlich. Ich legte mein Messer auf dem Nachtschränkchen ab und schälte mich aus dem Haufen aus Decken.
Als ich auf den Jungen zuging, fing der wieder an ohne Punkt und Komma zu reden, aber als ich die Hand hob verstummte er augenblicklich.
Ich hob meine Arme angewinkelt von meinem Körper und zuckte wieder mit den Schultern. Der Junge überlegte einen Moment, dann legte er die Holzscheite, die er im Arm hatte auf dem Boden ab und deutete auf den Kamin. Er wollte Feuer machen. Das war mir irgendwie schon klar gewesen. Ich nickte und der Junge machte sich sogleich eifrig daran die Hölzer im Kamin aufzuschichten.
Ich sah mich um. Doch weil mein Zimmer kein Fenster hatte, konnte ich nicht herausfinden, wie spät es war. Also wartete ich bis der Junge mit geübten Handgriffen, das Feuer entzündet hatte, dass sofort den Raum erwärmte und erhellte.
Ich blies die Kerze aus und konnte gerade noch den Jungen an der Schulter schnappen, bevor dieser auf die Tür zueilte. Er sah mich erschrocken an.
Ich versuchte ihm verzweifelt klar zu machen, dass ich wissen wollte, wie spät es war. Ich versuchte mit meinen Armen eine Sonne darzustellen, die auf ging.
Ich musste mir jedoch eingestehen, dass meine Versuche eher aussahen, als hätte ich mir meine Arme gebrochen. Der Junge sah mich an, als zweifele er mittlerweile an meinem Verstand. Schließlich gab ich es auf und beschloss ihn wenigstens nach etwas zu Essen zu fragen.
Ich tat so, als würde ich mir unsichtbares Essen in den Mund schieben und mein Magen knurrte wie auf Kommando. Der Blick des Jungen hellte sich auf und er nickte eifrig. Er hob den Arm, als wolle er mir sagen, ich solle aufhören oder warten. Dann huschte er durch die Türe und verschwand im dunklen Flur.
Ich ließ mich vor den Kamin auf einen Sessel plumpsen und stöhnte auf. Ich hatte immer noch ein wenig Muskelkater.
Ich wartete Ewigkeiten. Mein Magen rumorte und forderte lautstark nach etwas zu bearbeiten. Endlich kam der Junge zurück. Er hatte ein Tablett auf dem Arm, auf dem sich das Essen zu stapeln schien. Er grinste mich breit an, als er mir das Tablett in die Hand drückte und dann hinter der Türe ein kleines Tischchen hervorzauberte. Er platzierte es zwischen mich und dem Kamin.
Ich stellte das Tablett auf das niedrige Tischchen und lächelte den Jungen dankbar an. Er grinste breit zurück und sein Brust schob sich etwas nach vorne. Man konnte ihm richtig ansehen, dass er stolz war, das Richtige getan zu haben.
Ich deutete auf mich: „Ilaisha", sagte ich so betonend, als würde ich mit jemand reden, der schwer von Begriff war. Der Junge nickte eifrig. Ich deutete auf ihn und sah ihn fragend an. Der Junge schien verwundert, dass ich ihn nach seinem Namen fragte. Er runzelte die Stirn und sah mich irritiert an. Aber ich deutete noch einmal auf ihn und schließlich antwortete er mir, genauso langsam wie ich zuvor: „Nathan."
Ich lächelte ihn an und wiederholte seinen Namen. Dann widmete ich mich meinem Frühstück. Der Junge machte eine Andeutung von einer Verbeugung und wollte wieder gehen.
„Nathan?", rief ich leise und der Junge drehte sich wieder um. Der Blick fragend, unsicher, aber auch neugierig.
Ich deutete auf den Sessel neben mich, doch Nathan schüttelte den Kopf und deutete auf das Feuer. Wahrscheinlich musste er noch mehr Feuer anzünden. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass dieser kleine Junge durch das große Haus stackste um in jedem einzelnen Raum ein Feuer anzuzünden.
Mir viel noch was ein und ich stieß einen leisen Pfiff aus, woraufhin Loopi angeflogen kam.
Die Augen des Jungen weiteten sich wieder erschrocken. Ich deutete auf Loopi und dann auf das Essen vor mir. Der Junge zuckte mit den Schulter, als wüsste er nicht genau, was er machen sollte.
Ich scannte das Tablett ab und entdeckte auf einem Teller, ein paar Streifen angebratenen Speck. Ich hob einen Streifen nach oben und hielt ihn Loopi hin, die daran Roch, aber es ansonsten nicht anrührte.
Ich hoffte der Junge würde verstehen, dass Loopi rohes Fleisch aß. Tatsächlich verschwand Nathan und kam kurze Zeit später mit einer Schale, in dem ein halbes, rohes Hühnchen lag.
Loopi schoss in die Lüfte und landete auf dem Schüsselrand. Der Junge schrie auf und hätte fast vor Schreck die Schüssel fallen gelassen. Ich pfiff Loopi schnell wieder zurück, aber der Junge lachte auf. Er stellte die Schüssel neben mein Tablett auf den Tisch und ich hob einen Damen hoch. Er grinste mich breit an und verließ dann das Zimmer, während Loopi und ich uns auf das Essen stürzten.
DU LIEST GERADE
Forgotten
FantasyAls sie in einem unheimlichen Wald aufwacht, herrscht in ihrem Kopf gähnende Leere. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Vergessen! Sie hat alles vergessen! Während sie versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, lernt sie die Dorfbewoh...