Kapitel 2

69 5 0
                                    

Als ich die Augen aufschlug, war es hell und ich musste erst einmal blinzeln, bevor ich überhaupt etwas erkennen konnte. Ich starrte an die Decke über mir. Sie war aus Holz und das Holz war übersät von grünen Spritzern, die sich über die ganze Decke und auch die Wände, die aus Regalen bestand, verteilten.

Ich lag auf einer Decke, die in einer Ecke des großen Zimmers lag. Die Regale waren überfüllt mit jeder Menge Krimskrams, Gläser, Bücher und komischen Dingen. Über den Regalen war ein schmaler Streifen bis zur Decke, eine Art Ritze, aus der das Sonnenlicht von außen eindrang.

Mitten im Raum war eine Kuhle, die aus Stein oder Eisen war. Darin flackerten die Flammen eines kleinen Feuers, über dem ein großer gusseiserner Topf hing. In dem Topf köchelte irgendetwas vor sich hin. An den Decken hingen jede Menge Blätter, Kräuter und Früchten und der ganze Boden war übersät mit demselben Zeug was in den Regalen zu finden war.

Ich richtete mich ein bisschen auf um besser sehen zu können. Dabei fiel mir auf, dass sowohl meine Hand, als auch an mein Kopf verbunden waren. Ich merkte die Kopfschmerzen auch fast nicht mehr, nur noch eine Art Ziehen spürte ich im Hinterkopf.

Wo war denn hier die Tür? Ich sah mich um, doch im gesamten Raum sah ich keine Türe und auch keine Treppe oder sonst etwas, das in einen anderen Raum oder nach draußen führte. Noch etwas schwach zog ich mich an dem Regal neben mir hoch, wobei mein Blick an einem Glas hängen blieb in dem kleine braune Stückchen in einer wässrig-grünen Flüssigkeit schwammen. Kurz gesagt, es sah aus wie jahrealte Kotze.

Schnell wandte ich mich von dem Regal ab und sah mich im Raum um. Doch auch im Stehen konnte ich keinen Ausgang erkennen.

Ich blickte über das Meer von Sachen vor mir und schob vorsichtig einen Haufen Fell mit dem Fuß auf die Seite. Dann setzte ich meinen nackten Fuß auf die freigeräumte Stelle. Das Holz war angenehm kühl und auch etwas rau. Ich schloss die Augen und fühlte die Kühle unter meinen Fußsohlen, als ob mir das ein Zeichen war, dass ich noch nicht ganz tot war.

Mir fiel auch erst jetzt auf, dass ich etwas total anderes an hatte, als im Wald. Ein angenehm kühler und bequemer Stoff schmiegte sich in einer engen Hose und einfachem T-Shirt an meinen Körper. Das T-Shirt hatte einen dunkelgrünen Farbton, während die Hose zwischen Schwarz und einem sehr, sehr dunklem Blauton war.

Als ich mir weiter meinen Weg durch den Raum bahnte, mussten als nächstes ein Buch, dann ein halber Kürbis, ein paar Brocken Holzkohle, ein Beutel mit Blättern und schließlich ein Glas mit blutroter Paste aus dem Weg geschoben werden.

Schließlich stand ich vor dem Kessel und schaute neugierig in den großen Topf. Angewidert zog ich ihn jedoch keine Sekunde später wieder zurück und meine Hoffnung, dass darin etwas zu essen sei, zerplatzte wie eine Seifenblase. Die braune Brühe darin sah aus, als ob jemand Magen-Darm-Probleme gehabt hätte.

Trotzdem blieb ich davor stehen und schnupperte ein wenig. Ich schloss die Augen. Das roch ja besser als jede Blumenwiese! Wie konnte etwas das so ekelhaft aussah, so gut riechen?!

Trotzdem würde ich das nicht essen! Ich warf nochmal einen Blick in die brodelnde Suppe, doch sie sah immer noch gleich aus. Mit knurrendem Magen ging ich wieder zur Decke zurück und lies mich darauf fallen.

Wo war eigentlich der kleine Hase? Ich sah mich im Zimmer um, doch er war nirgends zu sehen. Ich seufzte, lehnte mich mit dem Rücken gegen das Regal und schloss müde die Augen.


***


„Hakennase und Nadelöhr! Jetzt bleib doch mal still! Dein ständiges Gekreische geht mir langsam auf den Keks.", polterte eine energische Stimme.

ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt