Kapitel 44

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Die Reise war zum Sterben langweilig, ungemütlich und zog sich über mehrere Tage hin.

Die meiste Zeit saß ich einfach nur stumm auf Sandsturms Rücken und beobachtete meine Umgebung. Ich hätte auch nichts anderes machen können. Adam, Lukes und die Anderen waren vor geritten und hatten die Dienerschaft, das Gepäck und die Gefangenen (also mich) zurückgelassen.

Durch das viele Gepäck kamen wir nur sehr langsam voran und zudem nahmen wir noch einen großen Umweg, da der direkte Weg zu steil und anstrengend gewesen wäre. Kurz gesagt, waren wir statt zwei Tage durch das Gebirge, ein Tag durch die Ebene und nochmals zwei Tage durch den Wald, acht Tage durch das Gebirge, drei durch die Ebene und vier durch den Wald unterwegs. Und das Alles gefesselt, mit Menschen, die ich nicht verstand und die mich ignorierten, als wäre ich die Pest persönlich.

Zudem spielten meine Gefühle durchgehend verrückt, als wäre ich schwanger.

Die meiste Zeit der Reise war ich wütend. Wütend auf Adam und Lukes, die mich einfach kommentarlos zurückgelassen hatten. Die mir nie etwas von meinem Vater erzählt hatten. Die logen wie gedruckt.

Zwischendurch, war ich jedoch dann wieder dankbar, dass sie mich aus dem Verlies geholt hatten, auch wenn ich gefangen war und keine Ahnung hatte, was sie mit mir eigentlich vorhatten. Doch immerhin hatten sie mich nicht alleine in diesem kalten Verlies zurückgelassen.

Ab und zu war ich auch einfach nur verzweifelt, weil ich das Gefühl hatte keine Ahnung zu haben, obwohl ich mein Gedächtnis doch nun wieder zurück hatte. Aber irgendwie wussten trotzdem alle um mich herum noch besser Bescheid, als ich und ich kam mir ein bisschen dumm vor.

Zudem konnte ich es einfach nicht lassen, mir Gedanken über meinen Vater zu machen. Besonders über den Brief von ihm. Ich versuchte mir selbst auf alles einen Reim zu machen, was mir jedoch, durch mein zu karges Wissen, einfach nicht gelang.

Ob sie mich zu Amanda lassen würden? Sie würde mir sicher helfen!

Als wir endlich im Dorf ankamen, war es schon fast dunkel. Ich war total müde, weil ich die letzten Nächte unruhig geschlafen hatte.

Mein Bodyguard – den ich einfach nur „Mitkommen" getauft hatte – war mir während der gesamten Reise nicht von der Seite gewichen. Auch jetzt blieb er neben Sandsturm stehen und wartete bis ich hinab gestiegen war.

Mit der Zeit hatte ich gelernt, das Meiste ohne Hände zu schaffen. Ich wollte nicht, dass „Mitkommen" mich jedes Mal vom oder aufs Pferd hob.

Unschlüssig blieben wir zwischen den anderen auf dem Dorfplatz stehen. Anscheinend wusste „Mitkommen" auch nicht wie es nun weiterging.

Die Dorfbewohner kamen, hießen die Diener willkommen und begannen ihnen beim Abladen zu helfen. Ich senkte den Kopf und wünschte mir, dass wenigstens meine Fesseln nicht zu sehen seien.

Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte den Leuten hier nicht so unter die Augen treten. Ich fühlte mich wie eine Verbrecherin so gefesselt. Was würden sie nur jetzt von mir denken? Was hatten Adam und Lukes den Leuten erzählt? Wussten sie jetzt alle Bescheid? Oder hatten sie mal wieder eine Geschichte erfunden?

Ich spürte die Blicke der Dorfbewohner auf mir und starrte nur weiter auf den lehmigen Boden unter mir. Hoffentlich würde ich bald irgendwohin gebracht, wo nicht jeder mich so anstarren könnte. Hoffentlich würden die Zwillinge mich nicht so sehen! Oder Lois.

Ob Amanda auch da war? Bestimmt würde sie sich erst meine Seite der Geschichte anhören, bevor sie vorschnelle Schlüsse zog...

„Ilaisha!", Sheyla rannte mich fast über den Haufen, als sie mich stürmisch umarmte. Doch noch bevor ich mein Gleichgewicht wieder erlangen konnte, wurde sie schon wieder zurück gerissen und ich landete auf dem Boden.

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