Der nächste Tag, war schrecklich!
Nachdem mich die Männer am nächsten Morgen, mehr oder weniger schlafend, auf Sandsturms Rücken manövriert hatten, versuchte ich meine Augen offen zu halten.
Am Anfang ritt ich neben Tarvos her, der mich in ein Gespräch verwickelte, damit ich nicht schlafend vom Pferd fiel. Er berichtete mir über die Streiche die Sheyla und ihr Bruder ihm gespielt hatten, nachdem er mit Sheyla verlobt wurde.
Gegen Mittag kamen wir aus dem Wald heraus auf eine Wiese, die sich nach und nach in eine felsige Landschaft veränderte. Vor uns ragten hoch und groß die Berge des Eisengebirges auf. Die Gipfel waren schneebedeckt und schienen in unerreichbarer Höhe.
Wir aßen zu Mittag und ritten dann gleich weiter.
Ich ritt eine Weile zwischen Adam und Neil, die mich immer wieder an die Zwillinge erinnerten, wenn sie sich einen Spaß daraus machten über meine Schlappheit herzuziehen. Dabei fühlte ich mich nach dem Mittagessen schon viel besser.
Am späten Nachmittag vertrieb Lukes meine restliche Müdigkeit, indem er neben mir her ritt und in ein angenehmes, belangloses Gespräch verwickelte, das sich dann in eine spaßige Diskussion verwandelte.
Lukes und ich lachten immer wieder laut auf. Ich hatte Lukes noch nie so lange am Stück, so ausgelassen gesehen und fragte mich, wieso er eigentlich immer so mürrisch war. Vielleicht lag das ja auch am Tod seiner Mutter?
Da fiel mir etwas ein: „Hieß deine Mutter eigentlich Edana?"
Lukes hörte augenblicklich auf zu Lachen und ich ärgerte mich schon, dass ich das Thema angeschnitten hatte. Er blickte auf die Anderen, die ein Stück weiter vor uns ritten. Er sah traurig aus und ich hätte ihm am liebsten tröstend in den Arm genommen, aber auf Pferden ging das nicht so gut, außerdem bekam ich eine Gänsehaut, allein bei der Vorstellung, ihm so nahe zu kommen.
„Hat dir Vater das erzählt?", kam schließlich die Gegenfrage. Sie hörte sich irgendwie verbittert an. Ich schüttelte schnell den Kopf.
„Nein ich... ich habe den Namen nur irgendwo mal aufgeschnappt... aber ich weiß nicht... In keinem bestimmten Zusammenhang... ich dachte nur... weil ich niemand kannte der so heißt, dass es vielleicht... deine Mutter... war", brachte ich schließlich eine stotternde Lüge hervor.
Na ein Glück, dass du das nicht so oft machst. Du kannst das ja überhaupt nicht!
Lukes warf mir einen skeptischen Blick zu, bevor er ihn wieder auf die Reiter vor uns heftete. Er sagte nichts mehr und verschwand wieder hinter seiner Schutzmauer.
Na super! Jetzt hast du alles verdorben, schimpfte ich mich. Und eine Antwort hast du erst recht nicht bekommen.
Aber ich ging einfach mal davon aus, dass sie Edana geheißen hatte, wenn er schon so fragt „Hat dir Vater das erzählt". Schweigend ritten wir nebeneinander her. Ich kaute auf meiner Unterlippe und überlegte fieberhaft, wie ich ihn wieder aus seinem Schneckenhaus locken könnte.
„Vermisst du deine Familie?", riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken.
Ich überlegte kurz, bevor ich antwortete: „Ja in gewisser Weise schon. Aber nicht so wie ich sie vermissen würde, wenn ich wüsste, dass es sie wirklich gibt. Es ist nicht so wie Heimweh oder das Vermissen von bestimmten Personen. Sondern eher das Vermissen nach einer Familie im Allgemeinen, einem Zuhause. Verstehst du was ich meine?"
Ich rieb mir über den Nasenrücken und sah ihn zweifelnd an. Doch er lächelte mir zu und nickte: „Ich glaube schon."
Ich konnte einfach nicht anders: „Du vermisst deine Mutter sehr! Nicht wahr?"
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Forgotten
FantasyAls sie in einem unheimlichen Wald aufwacht, herrscht in ihrem Kopf gähnende Leere. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Vergessen! Sie hat alles vergessen! Während sie versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, lernt sie die Dorfbewoh...