Kapitel 14

11 1 0
                                    

Loopi flatterte aufgeregt um uns herum, während Lois mich an der Hand ins Haus zog.

Ich war total übermüdet und mit einem fetten Brummschädel am nächsten Morgen aus dem Bett gefallen, dass Sheyla und ich uns geteilt hatten. Ich fühlte mich, als hätte ich gerade mal ein paar Minuten geschlafen, doch die Sonne stand schon hoch am Himmel und die Männer und Frauen aus dem Dorf waren schon fast fertig mit dem Aufräumen, des Platzes. Es war mir ein Rätsel, wieso sie alle so ausgeschlafen und fit wirkten.

Amanda hatte nur gekichert, als sie vorhin gekommen war um nach Ted zu sehen und ich total verschlafen und mit schlechter Laune am Küchentisch saß.

Doch jetzt, nachdem ich ein paar Tassen von irgendeinem Gebräu, das Marga mir vorgesetzt, getrunken hatte, ging es mir einigermaßen besser.

Loopi und Lois hatten unten schon gewartet und empfingen mich aufgeregt. Lois zog mich über den Platz und in das Häuptlingshaus. Mir fiel wieder ein, dass er mir ja seine Schatztruhe zeigen wollte. Trotzdem war mir nicht wohl dabei, in die privaten Räume der drei Männer einzudringen, obwohl sie es verboten hatten. Auf der anderen Seite saugte ich alles was ich sah auf und versuchte mir alles genau einzuprägen, da dies wahrscheinlich meine erste und letzte Gelegenheit war zu sehen wie sie wohnten.

Hinter dem Vorhang standen die Tische und Bänke die man für die Feier gestern geholt hatte, aufgestapelt. Doch Lois zog mich gleich eine schmale, steile Treppe in die nächste Etage. Die Treppe machte auf halber Höhe einen Knick und wir kamen schließlich auf einem dunklen, genauso engen Flur an. Sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite befanden sich je zwei Türen. Ein Fenster war nicht vorhanden, was den Flur sehr dunkel machte.

„Sind Adam und Lukes nicht da?", flüsterte ich und spürte wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Lois nickte mit dem Kopf und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Sie waren da.

Wir huschten den Flur entlang, an der ersten linken Tür vorbei und hielten dann auf Höhe der ersten Rechten und zweiten Linken an. Lois blieb einen Augenblick stehen und lauschte in die Stille. Es war nichts zu hören. Schließlich drückte er die Klinke der linken Türe runter und deutete mir ihm zu folgen. Ich quetschte mich durch den engen Spalt, den er offen ließ und atmete erleichtert auf als er die Türe hinter mir schloss. Loopi landete auf dem Holzboden und ich kniff die Augen zusammen. Nach dem dunklen Treppenhaus und Flur, wirkte das Zimmer viel zu grell mit seinen zwei Fenstern, durch die das Tageslicht fiel.

Ich sah mich in dem Raum um. Er war zwar nicht so groß, aber dafür, dass er dem kleinen Lois alleine gehörte und mit so wenigen Möbeln ausgestattet war, wirkte er riesig. Es standen lediglich ein Bett, ein großer Wandschrank, eine Kommode mit einer Waschschüssel und einem Spiegel und eine große Holzkiste darin. Lois lief zum Bett und kniete sich davor nieder. Ich beobachtete ihn erstaunt, wie er gegen den unteren Rahmen des Bettgestells klopfte. Zweimal lang, zweimal kurz und einmal lang. Dann verschwand er mit dem Oberkörper unter dem Bett und redete mit irgendjemand, nur, dass ihm nicht geantwortet wurde. Als er kurz darauf wieder hervor kam hatte er eine kleine Truhe in seinen Händen und strahlte über das ganze Gesicht.

„Ich habe Mama gefragt, ob ich dir die Truhe zeigen darf", erklärte er mir, auf meinen fragenden Blick hin. „Und was hat sie gesagt?", fragte ich, obwohl ich lieber gefragt hätte, wieso er unter dem Bett mit seiner Mutter redete. Aber bei dem Jungen durfte man einfach nichts infrage stellen.

„Es ist besser so."

Ich nickte und setzte mich im Schneidersitz neben Loopi auf den Boden, die sofort auf mein Knie kletterte und sich dort summend zusammenrollte. Lois setzte sich mir gegenüber und stellte die Truhe zwischen uns. Er hob die Hand und spreizte den kleinen Finger von der geschlossenen Faust in die Luft. Dann sprach er mit feierlicher Stimme: „Schwörst du, Ilaisha Mutter der Fresser, mir Lois Moore, Hüter des großen Geheimnisses, mit niemandem über das, was in der Kiste ist zu reden?"

ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt