Kapitel 33

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Ich war müde und unterdrückte ein Gähnen.

Ich wusste nicht wie lange wir schon hier saßen und ich einfach nur Adams Erzählungen von meinem Vater lauschte. Es musste schon eine halbe Ewigkeit sein. Bestimmt war das Fest schon längst zu Ende und im Osten ging die Sonne auf und verdrängte den dichten Nebel.

Charlié war Botschafter und hatte die sozialen Bezüge von den Waldvölkern zum Ostvolk gesichert. Dazu hatte er jedoch seine Familie zurückgelassen, da meine Mutter nicht mitkommen wollte.

Als meine Mutter bei der Geburt meines jüngeren Bruders Naley gestorben war, wollte Charlié uns Kinder zu sich holen, doch mein großer Bruder Jason wollte nicht und mein Vater wollte uns Kinder weder trennen, noch gegen unseren Willen zu sich nehmen. Deshalb war er alleine zurückgekehrt, obwohl das Dorf fest damit gerechnet hatte uns endlich kennen zu lernen.

Während ich schweigend alles zu verarbeiten versuchte, was Adam mir erzählt hatte, saß er schweigend da und wartete geduldig.

Ich spürte aber, dass er mit mir noch über mehr reden wollte und ich blickte ihn an um ihm zu signalisieren, dass ich bereit war.

Adam erwiderte meinen Blick sanft, bevor er sich räuspert: „Ich wollte nur noch einmal sagen, wie leid mir das alles tut."

Ich nickte und wartete.

Nach einer kurzen Pause fing Adam wieder an zu reden. Er wechselte das Thema und ich kam fast nicht hinterher, von dem Sprung aus der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft.

„Prinzessin Ellans Feier muss mittlerweile schon zu Ende sein. Das heißt, dass wir in zwei Tagen zurück in das Dorf reiten werden um dann dort alles für die Hochzeit vorzubereiten."

Ich nickte. Auf was wollte Adam hinaus? Das alles war mir keineswegs neu.

Adam seufzte gequält: „Es tut mir leid dir das jetzt sagen zu müssen, aber es ist wahrscheinlich besser, wenn du nicht mehr mit uns zurück gehst."

Das hatte ich sowieso nicht vor. Ich wollte nach meinen Brüdern schauen, in Carvas.

„Ich möchte dich um einen gefallen bitten", fuhr Adam fort, „Und zwar, wäre es mir recht wenn du noch vor uns die Berge verlässt und wenigstens die nächsten Monate nicht mehr in den Grünfuchswald zurückkehrst."

Bitte was?! Diese Anforderung klang in meinen Ohren so absurd, dass ich auflachte. Wieso denn nicht? Ich meine, wahrscheinlich wäre ich sowieso nicht die nächsten Monate zurückgekommen, außer meine Spur zu meinen Brüdern hätte ins Nichts geführt. Aber wahrscheinlich nicht mal dann.

„Aus welchem Grund?", fragte ich mehr aus Neugierde als aus Misstrauen.

Adam lachte trocken: „Du verstehst es die richtigen Fragen zu stellen. Ich hatte gehofft, ich würde darum herum kommen es dir zu erklären, da es mir ein wenig unangenehm ist. Vor allem hier und in dieser Nacht."

Ich sah ihn verständnislos an. War ich einfach nur übermüdet, oder er? Doch meine Neugierde war nun noch mehr geweckt.

„Es geht um Lukes", erklärte er und sah mich an, als wären dadurch alle meine Fragen gelöst. Doch ich zuckte mit den Schultern.

„Mhm... wie soll ich das jetzt erklären", er kratzte sich am Kopf.

Okay ich glaube wir waren Beide übermüdet.

„Ich kenne meinen Sohn ziemlich gut. Er hatte schon seit seiner Kindheit dieselben Ansichten wie ich, nämlich das Wohlergehen des Dorfes an die erste Stelle zu stellen. Ich lebe mehr für das Dorf, als für mich. Aber das ist okay für mich, weil ich es so gewählt habe. Lukes ist genauso. Er hat auch das Dorf gewählt und nicht sein eigenes Leben."

ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt