Kapitel 37

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Ich löste mich von Lukes und holte gepresst Luft.

Schritte näherten sich.

Wir waren wieder zurück in der kleinen, stinkenden Zelle, tief unter der Erde. Und Schritte näherten sich unserer Türe. Außerdem saß ich in einer total unbequemen Position. Halb knienden, halb auf dem Popo sitzend und halb zu Lukes gedreht.

Am liebsten wäre ich gar nicht zurückgekehrt. Am liebsten hätte ich nicht aufgehört Lukes zu küssen. Aber nun war es vorbei. Ich konnte Lukes Lippen immer noch auf meinen spüren und roch seinen Duft nach Wald und Sonne noch so deutlich, dass ich fast dachte, wir hätten doch nicht aufgehört.

Ich lauschte auf die Schritte. Es mussten drei Personen sein und als sie näher kamen fiel ein Fackelschein in die dunkle Zelle, erhellte die Holzpritsche und ich sah ein paar kleine Tiere davon huschen.

Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand. Doch als die Schritte direkt vor unserer Türe anhielten riss ich sie erschrocken wieder auf. Wir waren zum Glück im Dunkeln hinter der Türe und wurden nicht von dem Fackelschein erhellt.

Irgendwie kam mir die Fackel unnatürlich hell vor, nachdem wir schon so lange im Dunkeln gewesen waren.

Einer der Männer vor unserer Türe blaffte einen Befehl, sodass ich erschrocken zusammenzuckte. Dann tauchten zwei breite Gestalten in der Zelle auf. Sie trugen jemanden zwischen sich und ließen die leblose Gestalt auf die Pritsche fallen sodass diese verdächtig krachte.

Ich hielt den Atem an. War die Person tot? Aber dann würden sie sie doch bestimmt nicht mehr einsperren.

Einer der beiden Männer brummte etwas und sie drehten sich um, um die Zelle zu verlassen. Ich konnte ihnen jetzt direkt ins Gesicht schauen, aber sie blickten nicht in unsere Richtung, sondern verließen schnurstracks die Zelle.

Die schwere Türe fiel hinter ihnen mit einem lauten RUMMS ins Schloss und wir hörten wie ein Schlüssel umgedreht wurde. Dann entfernten sich die Schritte wieder und es war so still und dunkel wie vorher.

Lukes und ich sprangen fast zeitgleich auf.

Während ich die Pritsche anstrebte, hatte Lukes die Türe als Ziel. Er tastete die Türe ab und ich beugte mich über den bewusstlosen Mann.

Er atmete noch stellte ich sogleich fest, aber sein Puls ging schnell und unregelmäßig. Er stöhnte leise als ich ihn etwas hochstemmte und den letzten Schluck Wasser aus der Tasse auf dem Boden verabreichte.

Er war zum Glück nicht sehr stämmig und ziemlich ausgemergelt, wodurch ich das Gefühl hatte nicht mehr als ein Kind hochzuheben.

Doch als ich ihn so hochhob, erschreckte ich, als mein Arm plötzlich feucht wurde. Ich ließ ihn sofort wieder zurück auf die Pritsche nieder.

„Vielleicht haben wir Glück und können die Türe von innen aufschließen", hörte ich Lukes von der anderen Seite des Raumes, „wenn nicht können wir es durch die Gitter oben in der Türe versuchen. Aber mein Arm passt da nicht durch. Da musst du..."

„Hilf mir mal bitte", unterbrach ich ihn.

Lukes kam zu mir herüber: „Lass ihn. Wenn du ihn aufweckst, dann fällt das den Wachen bestimmt auf, wenn sie das nächste Mal nach ihm sehen."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Das war mir egal. Dieser Mann brauchte ärztliche Hilfe!

„Ich will ihn wenigstens umdrehen!", schnauzte ich ihn an.

Lukes seufzte und half mir den Mann auf den Bauch zu drehen. Entsetzt starrte ich auf die dunklen, feuchten Flecken, die sich auf dem weißen Hemd des Mannes gebildet hatten.

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