Mein Herz pochte mir bis zum Hals, als wir über die Wiese in Richtung des Dorfes liefen. Amy hatte schließlich zugesagt mich mit ins Dorf zu nehmen. Ich hatte mich riesig gefreut, doch jetzt, wo wir das Dorf fast erreicht hatten, wäre ich am liebsten auf dem Absatz umgekehrt und in den sicheren Wald geflüchtet. Die Sonne strahlte hell und die hohe Blumenwiese, durch die wir uns unseren Weg, auf einem getrampelten Pfad, bahnten, verströmte einen atemberaubenden Duft. Ich spürte das Gras unter meinen nackten Fußsohlen und jede Unebenheit des Bodens. Das alles sagte mir, dass ich es tatsächlich machte. Dass ich tatsächlich über diese Wiese zum Dorf lief.
Amy drehte sich im Gehen zu mir um. Ihr prüfender Blick bohrte sich in mich und ich setzte das selbstsicherste Lächeln auf, das ich zur Verfügung hatte.
Loopi war mindestens genauso aufgeregt wie ich. Sie flatterte über unseren Köpfen und war nicht dazu zu bekommen still auf meine Schulter zu sitzen. Amanda war eigentlich dagegen gewesen sie mitzunehmen. Die Dorfbewohner waren nicht sehr gut auf Fresser zu sprechen. Wegen ihrer Grünfüchse. Doch ich wollte Loopi nicht zurück lassen. Sie gehörte einfach zu mir. Sie war ein Teil von mir.
In einiger Entfernung grasten ein paar Pferde, Kühe und Schafe auf der Wiese. Sie beachteten uns mit keinem Blick und grasten einfach gemütlich weiter. Als wir die ersten Häuser erreichten, landete Loopi federweich auf meiner Schulter. Der Weg wurde breiter und verwandelte sich in trockene, braune Erde. Wir liefen auf ihm entlang immer weiter ins Dorf hinein. Links und rechts von uns standen gemütliche Häuser aus Holz und Lehm, mit Strohdächern. Manche der Häuser standen direkt an der großen Straße, andere weiter weg. Sie waren mit kleineren Wegen, die von der Hauptstraße abzweigten untereinander verbunden. Insgesamt sah es sehr idyllisch aus.
Einige Kinder spielten auf dem Weg mit Stöcken. Eine Frau hängte an einer Wäscheleine Tücher auf. Und vor einem weiteren Haus saß ein älterer Mann, auf einer Bank, und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Als wir an ihnen vorbei liefen, blickten sie uns neugierig, aber freundlich an und nickten uns zu.
Dann kamen wir auf einen großen Dorfplatz, mit einem Brunnen in der Mitte. Um den Platz herum standen jede Menge Häuser. Aber auch Ställe und ein kleiner Laden säumten den Rand. Aus einem Stall kam der Geruch von Pferdemist, Hufgeklapper und lauten Schlägen eines Hammers der auf einen Amboss schlug.
Einige Männer saßen mit Bechern vor einem Schankhaus auf Bänken und unterhielten sich lautstark. Vor einem kleinen Gemischtwarenladen standen einige Frauen mit Körben.
Das Auffälligste an dem Platz war, jedoch ein großes Haus. Von der Aufmachung sah es genau gleich aus wie die anderen, war aber um einiges größer und die anderen Häuser waren mit einem gebührenden Abstand zu ihm gebaut.
Die Kinder von vorhin kamen angerannt und sammelten sich am Brunnen. Neugierig sahen sie zu mir rüber. Auch die Männer und Frauen hatten ihre Gespräche unterbrochen und sahen interessiert zu uns hin.
Amanda schien das alles nicht zu interessieren. Sie lief mit ziemlich großen Schritten - für ihre kleine Person - auf den Pferdestall zu. Ich blieb dicht hinter ihr und ließ mir meine Nervosität nicht anmerken.
Im Stall war es angenehm kühl und dämmrig. Eine junge Frau führte gerade einen nervös tänzelnden Wallach neben sich her. Amanda steuerte geradewegs auf sie zu. Die Pferde in den Boxen streckten ihre großen Köpfe über ihre Boxentüren in die Stallgasse als wir vorbei liefen. Zu gerne wäre ich wenigstens zu einem hingelaufen und hätte es gestreichelt, doch ich blieb dicht hinter Amy.
Jetzt hatte das Mädchen uns erblickt. Sie ließ den Führstrick des Wallachs auf den Boden fallen und blieb, mit in die Hüften gestemmten Armen, stehen. Der Wallach hinter ihr spielte nervös mit den Ohren und verdreht die Augen panisch.
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Forgotten
FantasyAls sie in einem unheimlichen Wald aufwacht, herrscht in ihrem Kopf gähnende Leere. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Vergessen! Sie hat alles vergessen! Während sie versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, lernt sie die Dorfbewoh...