Kapitel 20

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Ich drehte mich auf die andere Seite. Irgendwie hatte ich es mir angenehmer vorgestellt auf dem Waldboden zu schlafen.

Unter mir lag irgendetwas Hartes, aber wenn ich den Boden abtastete konnte ich nichts finden. Kein Stein, keine Wurzel, nichts! Nur Laub und Erde. Ich seufzte.

Ich musste unbedingt schlafen. Ich hatte schon die letzte Nacht nicht gut schlafen können. Viel zu aufgeregt. Und als ich es dann tatsächlich geschafft hatte, war Amanda herein gepoltert und hatte gemeint, dass die Sonne gleich aufgehen würde.

Als ich ihr erzählt hatte, dass ich ins Eisengebirge reiten würde, war sie keineswegs begeistert gewesen. Trotzdem hatte sie es akzeptiert, nachdem sie mit ihrer Du-weißt-nicht-was-du-tust-Rede fertig war.

Es war schrecklich sich von ihr zu verabschieden und dann später noch von Lois, Sheyla und Shannon. Amanda war nicht mit mir ins Dorf gekommen. Ich hatte die Zwillinge umarmt und sie hatten mir viel Glück gewünscht, während ich mit einem dicken, fetten Kloß im Hals gar nichts sagen konnte. Die Beiden hatten die ganze Sache viel gelassener genommen, als ich. Aber sie wussten ja auch nicht, dass ich eventuell nicht mehr zurück kommen würde.

Lois dagegen war am Ende mit seinen Nerven. Er hatte keine einzige Träne geweint, aber sein verängstigter Blick und sein Klammergriff, als ich mich von ihm verabschiedete, hatten mir gezeigt, dass der Junge viel mehr wissen musste.

Er wollte mich gar nicht mehr loslassen und als Shannon und Sheyla ihn endlich von mir weggezerrt hatten, mussten sie ihn noch von Loopi befreien. Dann ist er weggelaufen.

Mir hatte das Herz geschmerzt, als wäre es jetzt schon entschieden, dass ich wirklich nicht mehr zurück kommen werde.

Bis zum späten Mittag, als wir die erste Pause einlegten, hatte ich kein Ton heraus gebracht und war stumm, Adam, Lukes, Neil, Tarvos und zwei weiteren Männern hinterher geritten. Sie hatten mich zum Glück auch alle in Frieden gelassen. Beziehungsweise hatte Lukes mich schon davor geflissentlich ignoriert und mit keinem seiner mürrischen Blicke bedacht.

Als Adam endlich heute Abend beschloss, eine Pause einzulegen, waren wir immer noch im Grünfuchswald und ich wäre fast auf Sandsturm eingenickt, so müde war ich. Außerdem hatte ich Muskelkater in den Beinen und mein Kopf fühlte sich wie ein Sack Kartoffeln an.

Doch jetzt nach dem kargen Abendessen – ich hatte keinerlei Hunger – konnte ich einfach nicht einschlafen.

Die üblichen nächtlichen Geräusche aus dem Wald, mischten sich mit dem Schnarchen der Männer um mich herum. Das Feuer war schon fast komplett herunter gebrannt und nur noch die Glut glomm stillschweigend vor sich hin.

Ich drehte mich wieder auf die andere Seite und lauschte auf das Atmen der Männer. Sie hatten sich alle schon eine Ewigkeit nicht mehr bewegt. Würden sie nicht so laut schnarchen wie ein Donnergrollen, hätte man meinen können, dass sie Tod wären.

Ich schlug die Decke zurück. So würde das nichts werden!

Leise richtete ich mich auf und versuchte die Gesichter der Männer in der Glut zu erkennen. Alle hatten die Augen geschlossen und ihre Oberkörper hoben und senkten sich gleichmäßig.

Ich stand ganz auf und tappte leise zu den Pferden. Sandsturm hob den Kopf und wieherte leise, als ich auf sie zukam. Ich sah mich zu den Männern um, aber sie rührten sich nicht. Loopi war seit dem Abendessen verschwunden, also musste heute Sandsturm meine Gesellschaft ertragen.

Während ich ihr über das Fell strich, sie kraulte und ihre Mähne kämmte, flüsterte ich leise mit ihr. Einfach nur das, was mir gerade im Kopf herumspukte. Sandsturm hörte mir geduldig zu und ich gab ihr einen Kuss auf die weiche Schnauze.

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