Kapitel 34

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Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass Lukes mich wirklich liebte. Nicht einmal Ellan könnte er so lieben, wie sie es verdiente. Und mich erst recht nicht! Niemals!

Aber auf der anderen Seite ließ dieser Gedanke mein Herz höher schlagen. Und Adam kannte Lukes schließlich schon sein ganzes Leben.

Trotzdem könnte er sich auch vertan haben oder wurde von König Julius zu dieser Annahme gebracht.

Adam hatte Recht. Es war egal ob es nun stimmte oder nicht. Ich sollte mich aus der ganzen Sache heraushalten. Mich zurückziehen.

In ein paar Tagen würde jeder von uns seine getrennten Wege gehen und er hatte mich vergessen. Oder zumindest rückte ich in den Hintergrund, wenn die Hochzeit vorbereitet und geplant wurde.

Wenn er mit Ellan Hand in Hand durch den Wald spazierte und ihr alle Wunder zeigte. Wenn er sie in den Arm nahm und küsste. Wenn er an ihrem Hochzeitstag sie in einem wunderschönen Kleid sah, mit einem hauchdünnen Seidenschleier. Wenn sie sich eng aneinander geschmiegt zu der Musik bewegten und er ihr zärtlich über die Wange strich.

So musste es sein! So war es richtig!

Ich wusste, dass Adam seinem Sohn nicht wehtun könnte und er ihm nur eine gute Zukunft bieten wollte. Ich verstand das. Und ich wusste auch, dass Adam für mich nur Gutes wollte.

Er hatte mich von Anfang an behandelt, als sei ich seine eigene Tochter und nicht nur ein fremdes Mädchen, dass sich als Tochter eines verstorbenen Freundes entpuppte. Er wollte nicht nur unser beider Zukunft sichern, sondern von vielen, vielen anderen Menschen auch.

Ich wusste nicht, ob er sonst Lukes die Wahl gelassen hätte, wen er heiraten wollte.

Adam wollte mir auf jeden Fall nicht drohen, sondern mir zeigen, was er erhalten wollte. Er konnte nichts mehr tun. Er war schon ein hohes Risiko eingegangen mir die Wahrheit zu erzählen.

Nun lag es an mir, die Zukunft und den Frieden auch zu sichern, indem ich mein Siegel auf das Ganze legte und das tat, was das Beste für alle war. Alles andere wäre purer Egoismus.

Ich drehte mich auf die andere Seite meines Bettes, bekam aber kein Auge zu. Dabei musste ich schlafen.

Sobald ich geschlafen, gegessen und gepackt hatte würde ich die Festung verlassen. Adam würde sich um alles kümmern. Dabei hatte er auch nicht viel geschlafen in der letzten Nacht. Und ich musste jetzt schlafen, damit ich gegen Mittag aufbrechen konnte. Sonst würde es zu spät.

Trotzdem bekam ich kein Auge zu. Ich spürte, dass dieses Zeug was sie mir ins Trinken gemischt hatten nach und nach seine Wirkung verlor. Und das, zusammen mit meinen Gedanken, die Fangen zu spielen schienen, machte es mir unmöglich zu schlafen.

Ich seufzte und ließ den Deckenzipfel los, den ich fest umschlossen gehalten hatte.

Meine Zimmertüre wurde geöffnet und ich blinzelte hinüber. War es etwa schon Zeit? Hatte ich schon so lange versucht zu schlafen?

Doch es war nur Nathan. Ich blickte zum Kamin, wo das Feuer noch mit hellen Flammen den Raum erhellte und erwärmte. Nathan kam zu mir gelaufen und ich richtete mich auf. Er legte den Finger auf die Lippen und winkte mir zu.

Ich sollte ihm folgen. Aber wohin? Was wollte er mir zeigen?

Ich schlug die Decke zurück und schlüpfte in meine Schuhe, die neben meinem Bett standen.

Nathan war schon wieder bei der Türe und spähte in den Gang hinaus.

So geheimnisvoll gleich?! Es war sowieso niemand wach. Alle schliefen, da sie die ganze Nacht gefeiert hatten. Höchstens dem Personal könnten wir begegnen.

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