Kapitel 7

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Wegen des dämmrigen Lichtes konnte ich nur die Umrisse des Mannes erkennen. Aber es sah eindeutig aus, als wenn ich den Kürzeren ziehen würde, wenn er mich angreifen sollte. Jedoch entdeckte ich zu meinem Glück keine Waffe in seiner Hand. Nur einen großen Bogen hatte er umgehängt.

Der Mann stand nur da. Ich bekam ein mulmiges Gefühl. Wieso sagte er nichts? Was wollte er von mir?

„H-Hallo?", ich hielt mein Messer immer noch fest umklammert in der Hand und lies den Mann keine Sekunde aus den Augen.

„Tut mir Leid wenn ich dich erschreckt haben sollte... Ilaisha.", seine Stimme war tief und rau. Und „Ilaisha" betonte er mit jeder Silbe. Der Mann machte einen Schritt auf mich zu.

Ich ließ mein Messer jedoch nicht los. War das etwa dieser Lukes? Was wollte der von mir?

Ein Schauer lief mir den Rücken hinab. Eigentlich wollte ich diesem Typen nicht unbedingt, alleine in einem dunklen Wald begegnen. Aber was ich wollte hatte bis jetzt sowieso noch nie jemanden interessiert.

Der Mann kam noch einen Schritt auf mich zu. Hinter mir war der Baumstamm. Es gab nicht viele Fluchtmöglichkeiten.

Es war Lukes!

„Keinen Schritt weiter!", zischte ich. Lukes blieb stehen.

Wieder entstand eine unbequeme Stille, in der ich versuchte, meinen Puls und meinen Atem zu beruhigen.

„Ich möchte dir nichts tun.", meinte Lukes schließlich mit belegter Stimme.

„Ich weiß", kam es postwendend und mit erstaunlich fester Stimme über meine Lippen.

Mädchen was redest du denn nur da? Du hast keine Ahnung was dieser Typ von dir will? Pass auf wo du dich da wieder reinreitest!

„Woher weißt du das?", fragte Lukes.

Ich zögerte. War das eine Falle?

„Naja... du möchtest schließlich auch kein Messer zwischen deinen Augen hängen haben.", brachte ich hervor, „Vermute ich zumindest mal."

„Dann sind wir uns ja einig."

Lukes ließ sich, dort wo er war auf den Ast plumpsen. Er sah zu mir auf. Endlich konnte ich sein Gesicht besser sehen.

„Setz dich doch zu mir... Ilaisha.", wieder betonte er meinen Namen.

„Was willst du von mir?", fragte ich etwas zu schroff.

Lukes schaute auf seine Stiefelspitzen, die vom Ast herunterhingen.

Er zuckte mit den Schultern: „Nichts darf hier in diesem Wald geschehen, ohne, dass ich es weiß. Eigentlich müsste ich dich umbringen. Oder zumindest festnehmen, weil du das Territorium der Grünfüchse betreten hast."

Du meine Güte, natürlich entgeht ihrer Hoheit nichts! Kotz!

„Es tut mir leid, wenn ich euren heiligen Wald ohne Erlaubnis betreten habe. Aber ich muss jetzt sowieso gehen.", ich sah zu dem Ast über mir auf. Wenn ich sprang, würde ich ihn bestimmt erreichen können.

„Ich glaube nicht das du gehen wirst.", sagte Lukes.

„Ich... äh... wie bitte?"

„Du bist neugierig. Und die Neugierde besiegt bei den neugierigen Menschen grundsätzlich den inneren Kampf."

Ich starrte irritiert auf Lukes hinunter. Und brachte keinen Ton heraus. Was ist das nur für ein komischer Typ?

„Jetzt setz dich schon.", seine Stimme hörte sich mittlerweile schon leicht genervt an. Er tippt auf die Stelle neben sich. Langsam und ohne ihn aus den Augen zu lassen, ließ ich mich zwei Meter von der Stelle, auf die er getippt hatte nieder. Direkt neben dem Baumstamm.

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