Kapitel 10

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Ich kam nicht mehr dazu Lukes zu fragen, wieso er meine Sprache sprechen konnte. Die Versammlung im Häuptlingshaus löste sich auf und er war kurz darauf verschwunden. Sheyla und Tarvos verabschiedeten sich und ich beschloss auch nach Hause zu gehen. Shannon begleitete mich.

Als wir durch das Dorf liefen kam Loopi angeflogen und setzte sich auf meine Schulter. Ich kraulte sie unter dem Kinn. Auf den Straßen war auch wieder mehr los als vorhin um die Mittagszeit.

Als wir das Dorf verließen und über die Wiese gingen, warf ich einen sehnsuchtsvollen Blick zu den Pferden hinüber, die etwas weiter weg grasten. Shannon musste den Blick bemerkt haben, denn er sprach mich kurz darauf an: „Magst du gerne reiten?"

Was fragst du mich? Ich hab doch keine Ahnung! 

„Ja, ich denke schon."

Shannon lächelte mich an. Ich glaube er hatte keine Ahnung, dass ich eigentlich gar nichts wusste. Das war besser so! Ob Adam wohl Bescheid wusste? Zumindest hatte er sich nichts anmerken lassen. Ich blinzelte zu Shannon hinüber und versuchte mir vorzustellen, hier in dem Dorf ein neues Leben anzufangen. Mit Shannon, Sheyla, Adam, Amy, Tarvos und Lukes. Ich stellte mir vor, wie ich Anfing einen geregelten Alltag zu führen und beim Laufen durch die Straßen, freundlich von allen Menschen begrüßt zu werden. Irgendetwas gefiel mir jedoch nicht an diesem Bild. Es fehlte irgendetwas. Es hatte etwas Unwirkliches. Es fühlte sich wie ein Gemälde an, das man betrachtete und sich hinein wünschte, weil es so nett dort aussieht, aber man kann es nicht, weil man schon woanders zuhause ist.

Wo war mein Zuhause? Ob ich wohl eine Familie hatte? Freunde? Und wenn ja, würden sie mich vermissen? Vielleicht sogar nach mir suchen? Konnte das wirklich sein? Aber wenn sie nach mir suchen würden, wieso war dann noch niemand aufgetaucht und hatte sich nach mir erkundigt?

Ich rechnete nach, ich war jetzt schon über drei Wochen hier in diesem Wald. War das nicht genug Zeit um mich zu finden? Wahrscheinlich durfte ich nicht auf meine 'Rettung' warten, sondern sollte sie eher selbst in die Hand nehmen. Aber wollte ich das jetzt überhaupt noch?

Es fühlte sich an, als würde es mich selbst innerlich zerreißen. Zum einen würde ich niemals Ruhe finden, wenn ich einfach hier bliebe und Vergangenheit Vergangenheit sein lasse. Aber zum anderen wollte ich auch nicht mich auf den Weg machen, um nach Hinweisen zu suchen. Jetzt hatte ich gerade erst mal dieses Dorf mit seinen Bewohnern kennengelernt...

„Wir können ja mal reiten gehen wenn du möchtest", riss Shannon mich aus meinen Gedanken. Ich warf noch einmal einen Blick zu den Pferden hinüber: „Das wäre schön."

Mittlerweile kamen wir am Waldrand an. „Woher kommst du eigentlich? Weil du so einen anderen Akzent hast. Ich dachte immer, Fliegenauges Familie wohne in den Eisenbergen im Norden, aber dein Akzent hört sich irgendwie mehr nach den Süd- oder Ostvölkern an.

Was sollte ich nur darauf antworten? Ich hatte doch keine Ahnung von Amandas Familie, geschweige denn wusste ich, wer Ilaisha genau war...

„Ja der größte Teil wohnt in den Eisenbergen, jedoch bin ich mit meiner Familie im Laufe der Zeit Richtung Osten ausgewandert", riet ich einfach mal ins Blaue hinein. Dann lenkte ich das Thema schnell von mir weg: „Ist Tarvos der Verlobte von Sheyla?"

Shannon verzog seine hübschen Lippen zu einem breiten Grinsen: „Kann man so sagen. Bei uns im Dorf kümmern sich die Eltern um die zukünftigen Ehepartner ihrer Kinder. Sie war sozusagen schon seit sie sechs ist an Tarvos versprochen. Es gab eine Zeit, da hat sie Tarvos gemieden wie die Pest und ihn in härtester Weise spüren lassen, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. Das hat sich jedoch nach einiger Zeit gelegt und jetzt sind die beiden wie Pech und Schwefel. Sehr zu meinem Leid, da ich Tarvos immer wieder gern eins ausgewischt hatte, zusammen mit meiner Schwester."

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