Kapitel 13

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Es war spät in der Nacht, doch das Fest war noch in vollem Gange. Einige der Dorfbewohner lagen schon schnarchend unter den Tischen, doch der größte Teil hielt sich auf den Beinen, quatschten, tanzten und sangen, als gäbe es kein Morgen mehr.

Und ich saß mittendrin und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Ich war total übermüdet und zusammen mit dem Bier, zu dem ich mich nach einer halben Ewigkeit doch noch überwinden konnte, gab das keine gute Kombination.

Sheyla und ich hatten uns in eine heftige Diskussion gestürzt und stritten uns mit zwei Männern aus dem Dorf - dessen Namen ich nicht mal wusste, oder hatte ich sie einfach nur vergessen?! - über Wolkenbrüche. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir die ganze letzte halbe Stunde einfach aneinander vorbei geredet hatten. Trotzdem widersprach ich allem was die Männer sagten fleißig und versuchte ein Argument vorzubringen, dass, wenn man es genau nahm, das gleiche Argument war, wie das der Männer nur etwas anders ausgedrückt.

Da tauchten auf einmal Tarvos und Lukes auf und setzten sich nur ein Stück von uns entfernt auf die Bank. Mein Herz machte einen Satz, doch Lukes hatte wieder seine 'Ich-bin-total-schlecht-gelaunt-und-das-soll-möglichst-jeder-wissen'-Miene aufgesetzt und würdigte mich keines Blickes. Sheyla schob mir etwas zu fest ihren Ellbogen zwischen die Rippen und ich stöhnte auf.

„Ila, bleib bei der Sache. Wir haben sie gleich!", raunte sie mir zu. Einer der Männer uns gegenüber erhob sich taumelnd und wollte aufstehen, verlor aber das Gleichgewicht und kippte wie ein steifes Holzbrett über die Bank. Er rappelte sich sofort wieder auf und torkelte mit seinem Becher in Richtung der Holzfässer. Dabei murmelte er irgendetwas von „Jugend von heute" „Keine Ahnung" und „Besseres zu tun". Lief gegen eine weitere Bank und flog fast noch einmal über seine eigenen Füße. Wir schauten im nach und Sheyla warf mir einen kurzen triumphierenden Blick zu, bevor sie, wie eine Furie, über den anderen Mann uns gegenüber herfiel.

Dieser hatte jedoch anscheinend nun auch genug kippte sich sein Bier herunter, wobei über die Hälfte davon in seinem Bart verschwand, knallte den Becher auf den Tisch, lallte laut: „Ein hoch auf die Gewitterwolken." und torkelte dem anderen Mann hinterher.

Sheyla schrie einen Jubelschrei aus, dass mir die Ohren klingelten und klopfte mir auf den Rücken, sodass ich mich verschluckte. Dann sah sie sich mit angriffslustigen Blick um. Anscheinend wollte sie sich nun ein neues Opfer raus suchen, das sie in Grund und Boden reden könnte. Ich wollte gerade schon das Weite suchen, als sie mich mit festem Griff packte und wieder zurück auf die Bank drückte. Sie kniff die Augen zusammen und fixierte etwas schräg hinter mir. Ich wollte mich schon umdrehen, als sie aufschrie ihren Arm nach oben riss und mir einen Kinnhaken verpasste. Das merkte sie jedoch gar nicht, sondern hopste mit ihrem Po auf der Bank herum und rief immer wieder: „Musik! Musik!"

Ich rieb mir stöhnend das Kinn und sah zum Tanzplatz rüber, wo sich einige Leute wieder mit ihren Instrumenten versammelt hatten. Vor gut zwei Stunden, hatten sie aufgehört zu spielen um sich etwas zu stärken und mit den anderen zu quatschen. Doch jetzt schienen sie sich erholt zu haben. Da setzte auch schon eine flotte Musik an und die ersten Leute sprangen zur Tanzfläche.

„Komm wir gehen auch tanzen", jubelte Sheyla und zog mich auf die Beine.

Eigentlich hatte ich nicht so viel Lust. Früher am Abend, hatte ich mich schon nassgeschwitzt beim Tanzen. Sheyla und Shannon hatten mir alle Tänze beigebracht. Sowohl die Paar- als auch die Gruppentänze. Doch jetzt tanzte jeder einfach nur so wie er wollte. Und ich wollte gar nicht tanzen, sondern nur meinen Kopf auf den Tisch legen und ein kleines Nickerchen machen. Doch Sheyla schien das nicht im Geringsten zu interessieren. Sie sah sich um und entdeckte Tarvos und Lukes am anderen Ende des Tisches. Sie stieg über die Bank und zog mich hinter sich her zu den Beiden. Erst dort ließ sie mein Handgelenk los um Lukes hochzuziehen. Der sah sie verwundert an, tat aber lieber, was sie von ihm verlangte. Tarvos stand auch auf und lächelte seine Verlobte amüsiert an.

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