Kapitel 18

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Ich tauchte den Lappen in den Eimer mit ehemals warmen und sauberen Seifenwasser. Dann richtete mich auf und streckte meinen Rücken durch, bis er knackste. Bevor ich wieder den Lappen aus dem Eimer fischte, schob ich mir eine nervtötende Strähne hinter das Ohr, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatte.

Ich schrubbte mit Amys 'Speziallappen' über den Boden vor mir.

„Wieso hast du mir eigentlich nie von den Würmern erzählt?", ich warf genervt den Kopf zurück, damit diese blöde Strähne endlich dort blieb, wo sie hingehörte.

Amanda zog fragend eine Augenbraue hoch: „Schätzchen, in den Dracheneiern waren doch keine Würmer. Da war Staub drinnen!" Sie kicherte.

„GLITZER-Staub!", ergänze ich mürrisch und fügte dann etwas lauter hinzu, „ich meine diese Raupen. Die explodieren im Bauch." Amanda prustete los: „Ach die!", sie machte eine abfällige Handbewegung, „wieso sollte ich dir von denen erzählen?" Ich hielt in der Schrubbbewegung inne und sah sie entgeistert an: „Vielleicht, weil ich an denen hätte sterben können? Was machst du da eigentlich? Ich kratz hier DEIN missglücktes Experiment vom Boden und du? Du sorgst schon für das Nächste!"

Ich warf den Lappen in den Eimer und verschränkte die Arme vor der Brust. Amanda hatte angefangen irgendwelche Sachen in ihren Topf zu schmeißen, jetzt hielt sie inne und sah mich verwirrt an: „Aber wir waren doch schon fertig?" Es hörte sich an, als sei sie sich nicht mehr sicher. Ich schnaubte verächtlich durch die Nase und sah mich im Raum um. Glitzer wohin man nur sah! Ich sterbe hier noch. Nur Amandas Topf war sauber und der Teil, den ich bis gerade eben geschrubbt hatte.

Ich schlurfte zu Amanda rüber und sah in den Topf, wo alles Mögliche in einer dickflüssigen, roten Suppe schwamm. Ich erkannte ein Stück Wolle, ein ganzes Hühnerei und sogar ein Buch. „Ähm... Was machst du da?", ich runzelte die Stirn. Also langsam zweifelte ich echt an Amandas Verstand. Amanda hielt ein Glas mit einem rotzgrünen Schleim in der Hand. Sie schraubte den Deckel ab und ließ dann das gesamte Glas und anschließend noch den Deckel in den Topf fallen.

„DAS wird eine Sensation!", rief Amanda und stieß mit Wucht den Kochlöffel in die Suppe. Summend rührte sie im Topf. Ich wollte gerade ansetzen und sie fragen, ob sie das Buch mit Absicht in den Topf geschmissen hatte, oder ob es nur reingefallen war, als jemand von unten meinen Namen rief.

Amanda seufzte: „Ich glaub da wartet ein Verehrer auf dich. Ich schaffe das mit meinem neuen Färbemittel schon alleine." Sie strich mir über die Wange und sah mir in die Augen.

„Aber ich wollte doch heute bei dir bleiben?"

„Nein, nein Schätzchen. Wir sind doch schon fertig mit putzen. Du kannst jetzt zum Spielen gehen", Amanda sah geistesabwesend in den Topf und ich drehte mich zögernd um, um mir meine Tasche zu schnappen. Loopi landete auf meiner Schulter.

Bevor ich die Luke öffnete, sah ich noch einmal zu Amanda zurück: „Ich schau mir heute Abend dein Färbemittel an. Okay? Und morgen Färben wir deine Stoffe zusammen!"

Amy drehte sich zu mir um und lächelte mich an: „Ist gut, Schätzchen. Aber lass dir ja nicht das Herz brechen", sie stockte, „passe auf dich auf, Edda." Sie hauchte die letzten Worte nur noch und sie hatte wieder einen ganz glasigen Blick angenommen, wie immer, wenn sie in die Vergangenheit abtauchte. Ich runzelte die Stirn und hatte ein richtig schlechtes Gewissen, sie jetzt einfach so zurück zu lassen.

Während ich den Baum nach unten kletterte überlegte, ich ob Amanda mir schon mal von einer Edda erzählt hatte. Es musste irgendjemand aus der Vergangenheit sein. Und was hatte sie nur auf einmal mit 'Verehrer' und 'Herz brechen'. Ich schüttelte den Kopf. Das war mehr als seltsam.

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