Es klopfte an die Holztüre und ich riss erschrocken die Augen auf. Vor Schreck hätte ich mich fast an dem Seifenwasser verschluckt, dass mir bis zum Kinn reichte und worauf sich Berge von Schaum auftürmten. Ich war doch gerade erst in die Wanne gestiegen, die Nathan mir netterweise mit warmen Wasser gefüllt hatte. Die eitle Zofe hatte mit mürrischem Gesicht geholfen mir das Bad zu richten und die kalten Kleider vom Leib zu kratzen. Als ich in die Wanne gestiegen war, hatte sie nur wieder die Nase gerümpft und war mit einem lauten Zuschlagen der Türe verschwunden.
„Wer ist da?" Bitte nicht die Zofe! Bitte nicht die Zofe!
„Gra-hace", trällerte die fröhliche Stimme des Mädchens durch die dicke Türe.
„Komm rein Prinzessin", ich hörte wie die Türe geöffnet und wieder geschlossen wurde. Durch den Vorhang, der den Raum abtrennte konnte ich sie aber noch nicht sehen. Kurz darauf tauchte Grace jedoch mit einem Haufen bunter Stoffe im Arm auf. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
„Daria hat mir gleich welche mitgegeben. Sie hat gemeint, es wäre besser wenn du sie nicht besuchen würdest, da sie gerade krank ist. Nachher steckst du dich noch an. Ich soll dir aber trotzdem ganz liebe Grüße sagen und das sie dich unbedingt noch kennenlernen will, bevor du wieder abreist."
Ich blinzelte das Mädchen über einen Schaumberg hinweg an. Diese Daria schien ja echt nett zu sein. Aber diese Kleider... wirklich?!
„Du, weißt du Grace, ich glaub das geht nicht. Deine Daria scheint ja eine echt Liebe zu sein und ich würde sie auch gerne kennenlernen, aber ich glaube ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn ich einfach mit ihren Kleidern durch die Gegend laufe. Es sind ja immernoch ihre Kleider und ich bin das auch nicht so gewohnt, in so schicken Kleidern rum zu laufen. Weißt du ich bin gar niemand Wichtiges und da werden bestimmt ganz viele wichtige Leute zu Prinzessin Ellans Abschlussball kommen. Da gehöre ich aber nicht dazu, weil ich keine Prinzessin bin und auch zu keiner Häuptlingsfamilie gehöre...", ich stockte, als ich in das enttäuschte Gesicht des Mädchens sah.
„Aber Daria macht das nichts aus, wenn du ihre Kleider anhast", meinte sie mit leiser, niedergeschlagener Stimme. Ich seufzte leise. War das kompliziert. „Probier sie doch wenigstens an. Sonst ist Daria bestimmt auch enttäuscht. Sie ist nämlich die Königin."
Ich hatte gerade Luft holen wollen, aber ich verschluckte mich an dem Seifenwasser und fing an zu husten. Die Königin? Ach du Schande! Wo war ich hier nur hinein geraten. Ich hätte mich bei irgendjemand über die Königsfamilie informieren müssen. Ich trat in ein Fettnäpfchen nach dem anderen.
„Na gut ich probiere die Kleider an", brach ich schließlich röchelnd hervor und Grace sprang vor Freude auf. „Ich leg sie dir hier hin und warte dann vor dem Kamin. Irgendjemand muss dich ja beraten." Sie ließ die Kleider auf die Kommode fallen und verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich hörte sie begeistert aufquicken, als sie Loopi entdeckte und schloss entsetzt die Augen. Wo war ich da nur reingeraten?
***
Es war, wie die Hölle auf Erden. Ich hatte mich durch die engen Kleider mit Rüschen, Spitzen, Puffärmeln und sonstigen Dingen von denen ich keine Ahnung hatte gequält. Schließlich hatte Grace, meine Beraterin, zwei rausgesucht, wovon ich mich für Eines entscheiden musste.
Ich hatte mich schließlich für das enganliegende Nachtblaue entschieden. Mit dünnen, bis zum Ellbogen langen Ärmeln und den mit Blumenranken bestickten Oberteil. Der weite Rock ging mit den vielen Unterröcken, leider nur bis zu den Knien.
Aber dieses Kleid war immerhin noch besser, als das das hellorangene. Das war nämlich viel zu eng gewesen und auch wenn der Rock bis zum Boden reichte, fühlte ich mich in dem Kleid noch unwohler. Grace war mit den restlichen Kleidern verschwunden und hatte zum Abschied nur noch geflötet, dass sie mir noch Schuhe besorgen werde, bevor das Fest anfing.
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Forgotten
FantasyAls sie in einem unheimlichen Wald aufwacht, herrscht in ihrem Kopf gähnende Leere. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Vergessen! Sie hat alles vergessen! Während sie versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, lernt sie die Dorfbewoh...