„Wie geht's dir?", Shannon stellte einen Teller mit dampfendem Essen vor mich auf den Tisch.
Ich stürzte mich sofort darauf. Nach dem ekligen Gefängnisessen, dass, wie Daria versprochen hatte, nicht mehr mit Betäubungsmittel vermischt war und den kargen, faden Suppen von der Reise, waren die Hähnchenschenkel und der Reis mit Soße Luxus.
Shannon setzte sich mir gegenüber an den Tisch und beobachtete mich grinsend beim Verschlingen. „Das Essen dort oben war anscheinend nicht so gut", er schob mir den Krug mit frischem Wasser hin, den ich, nachdem ich den Teller komplett leer hatte, sofort hinterher schüttete.
„Ich habe gehört, wir ziehen morgen los, dann können wir reden. Einverstanden?", seine Stimme wurde ernst und ich nicke ihn dankbar an.
Abgesehen von Amanda, hatte ich das Gefühl Shannon am Meisten hier vertrauen zu können. Ich schob den Teller und den Krug über den Tisch zu ihm rüber. „Danke für das Essen!"
„Kein Problem. Du weißt doch das meine Mum immer viel zu viel kocht", er stand auf, „dann bis morgen früh."
Er lächelte mir aufmunternd zu, bevor er den Raum verließ.
Ich hörte ihn auf dem Flur draußen mit einer Frau reden. Ich erkannte die Stimme sofort. Ellan! Dann hörte ich, wie der Schlüssel sich im Schloss drehte und ich war wieder gefangen in Adams Küche.
Er wollte, dass ich die Nacht so nah wie möglich bei ihm verbrachte. Ich könnte ja ausreißen, oder jemand könnte mir zur Flucht verhelfen. Und so war er nur ein paar Zimmer von mir entfernt.
Es wurde extra für mich ein Lager mit Decken und Kissen und einer Matratze vor dem Ofen vorbereitet, aber ich glaubte nicht schlafen zu können. So, wie die letzten Nächte auch nicht.
Trotzdem richtete ich mir die Kissen und Decken so hin, dass ich gemütlich auf der Matratze, mit dem Rücken an einen Schrank gelehnt sitzen konnte.
Neben mir wärmte mich der Ofen, dessen Luke ich aber geschlossen hatte, damit der Feuerschein nicht die Dunkelheit im Raum vertreiben konnte.
Als ich eine Weile vor mich hin gedöst hatte, hörte ich wieder Schritte auf dem Flur. Dann auch Stimmen, die leise flüsterten.
Als sie an meiner Türe vorbeiliefen konnte ich hören, dass es Ellan und Lukes waren. Ich hörte aber nicht, was sie sagten.
Am Treppenabsatz mussten sie stehen geblieben sein, denn ich hörte sie noch flüstern und meine Türe war fast Gegenüber vom Treppenabsatz.
Was macht Ellan so spät abends noch hier? Es musste doch fast schon Mitternacht sein? Und soweit ich wusste, war Ellan bei einer anderen Familie untergebracht, solange sie noch nicht mit Lukes verheiratet war.
Ellan kicherte. Und mein Herz zog sich zusammen.
So viel zum Thema 'Ich liebe dich'. Aus den Augen aus dem Sinn!
Ich versuchte mir nicht vorzustellen, was sie gerade redeten, geschweige denn wie sie dastanden. Aber schließlich war es ihr gutes Recht, sich bis spät Nachts zu treffen und zu kichern und sich zu küssen. Ob er sie schon mal geküsst hatte? Wahrscheinlich schon bevor er mich geküsst hatte.
Ich schloss wieder die Augen und blendete das Getuschel hinter der Türe aus. Im Kopf sang ich lautstark ein Lied aus meiner Heimat.
Nur nicht denken! Nur nicht denken!
Die Nacht zog sich hin und ein paarmal fiel ich tatsächlich in eine Art Halbschlaf, aus dem ich dann immer hochschreckte, wie aus einem Albtraum.
DU LIEST GERADE
Forgotten
FantasyAls sie in einem unheimlichen Wald aufwacht, herrscht in ihrem Kopf gähnende Leere. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Vergessen! Sie hat alles vergessen! Während sie versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, lernt sie die Dorfbewoh...