Miles' POV:
Megan mit ihrer besten Freundin zu sehen war merkwürdig. Egal wie vertraut ich mittlerweile mit ihr war. So locker war sie in meiner Gegenwart nie gewesen. Mit Sarah wirkte sie so viel jünger. Bei uns war sie in jeder Sekunde, selbst wenn sie Spaß mit uns machte, die Erwachsene, die auf uns aufpasste. Megan war jünger als wir, und benahm sich als wäre sie mindestens zehn Jahre älter. Vermutlich war das der Grund, warum meine Freunde sie noch nicht richtig akzeptiert hatten und ihr die Arbeit so schwer machten.
"Worüber denkst du nach?"
Megan hatte wie üblich ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und sah mich mit großen Augen fragend an.
"Nichts."
"Du lügst."
Entrüstet setzte sie sich auf und stütze ihre Hände in die Seite. Sofort hatte sie auch die Aufmerksamkeit von den anderen Jungs, die eigentlich gerade einen Film guckten. Dylan stellte den Film auf Pause und sah mich erwartungsvoll an. Ganz toll, sollte ich jetzt ernsthaft allen erklären worüber ich nachgedacht hatte?
"Ich hab über nichts nachgedacht. Ich gucke den Film."
"Lüg' mich nicht an!"
Megan schien gar nicht zu merken, dass alle sie ansahen. Oder es war hier egal. Auf jeden Fall würde sie mit jede meiner Lügen wütender.
"Gut, wenn du es unbedingt wissen willst: Ich hab überlegt, warum du mit Sarah so unbeschwert und uns gegenüber immer angespannt bist."
Worte, die ich wohl besser doch für mich behalten hätte. Megans Blick veränderte sich augenblicklich. Traurigkeit machte sich in ihren Augen breit und ich bereute etwas gesagt zu haben.
"Sie weiß wer ich bin."
Damit stand sie auf und verließ das Wohnzimmer. Hilfesuchend blickte ich zu meinen Freunden, aber die sahen auch ziemlich ratlos aus.
"Geh ihr nach."
James sah mich durchdringend an und schickte mich mit einem Kopfnicken hinaus. Was war das bloß zwischen den beiden? Sie waren sich nie einig und stritten sich eigentlich durchgängig, aber in solchen Situationen schienen sie aus irgendeinem Grund immer zu wissen, was der jeweils andere gerade brauchte. Ich wusste, dass Megan James trotz dieser Verbindung am liebsten bei jeder seiner Bewegungen den Hals umdrehen wollte und anders war es auch bei James nicht. Es war fast, als würde der Hass die beiden am Leben halten.
Mit einem unguten Gefühl stand ich auf und lief Megan hinterher. Ich fand sie am Pool sitzend. ihre Benne hingen im Wasser und ihre Augen fixierten die Bäume im hinteren Teil des Gartens. Leise setzte ich mich neben sie und tauchte meine Beine ins Wasser.
"Meg, ich wollte dich nicht mit meiner Aussage verletzen, aber das war worüber ich nachgedacht habe. "
"Du verstehst das nicht.. Ist schon in Ordnung. Ich will nur nicht weiter darüber reden."
Ich nickte, auch wenn ich keine Ahnung, was das genau heißen sollte.
"Aber du weißt, dass du immer mit mir reden kannst?"
Sie sah mich zum ersten Mal seit wir hier draußen waren an und lächelte leicht. Das Lächeln zeigte mir, dass sie das durchaus zu schätzen wusste, sie es aber trotzdem wahrscheinlich nicht in allzu naher Zukunft in Anspruch nehmen würde.
"Miles kann ich kurz dein Handy haben?"
Ohne nachzufragen gab ich ihr mein Handy. Im nächsten Moment schubste sie mich ins Wasser. Doch sie hatte nicht mit meiner Ninjareaktionsgeschwindigkeit gerechnet... Kurz bevor mein Kopf unter Wasser tauchte, packte ich ihr Bein und zog sie mit mir. Als wir wieder auftauchten, sah Megan mich geschockt an.
"Bist du verrückt? Was wäre gewesen, wenn ich dein Handy noch in der Hand gehabt hätte?"
"Wasserfeste Hülle. Hat Eric mir letztes Weihnachten geschenkt, weil ich letztes Jahr andauernd mein Handy ins Wasser fallen gelassen habe."
Lachend streckte ich ihr die Zunge raus und sie verdrehte die Augen.
"Hallo?! Wer ist da?"
Dylan stand in der hell erleuchteten Tür und sah in unsere Richtung, aber er schien uns nicht erkennen zu können.
"Wir sind's, Dylan! Komm doch auch rein!"
"Leute, es ist eiskalt draußen! Kommt rein! Miles, du wirst noch krank! Willst du nicht mehr Singen?"
Oh, ups! Da war ja noch etwas gewesen. Auch wenn der Pool beheizt war, im Februar draußen schwimmen zu gehen, war nicht unbedingt eine gute Idee. Megan und ich kletterten schnell aus dem Pool und rannten zurück zum Haus, wo wir dankenswerterweise von Dylan mit Handtüchern empfangen wurden.
Megans POV:
In mein Handtuch gewickelt watschelte ich in die Küche und setzte Tee auf. Anschließend füllte ich zwei Tassen mit der dampfenden Flüssigkeit, wovon ich eine Miles in die Hand drückte. Wir konnten uns wirklich nicht leisten, dass er jetzt krank wurde.
"Trink das und dann geh erstmal heiß duschen."
"Warum? Du gehst doch auch nicht."
"Doch tue ich. Also los."
"Woher weißt ich, dass du nicht lügst?"
Miles wackelte grinsend mit den Augenbrauen. War ja klar, dass swas kommen musste...
"Das weißt du nicht, Darling."
Gespielt verführerisch lächelnd warf ich ihm einen Luftkuss zu. Grinsend pikste Miles mir in die Seite, als ich an ihm vorbeiging. Quietschend rannte ich die Treppe hinauf. Gefolgt von Miles, der mich weiter kitzeln wollte.
"Lass das!"
"Nope!"
"Blödmann!"
Immer noch lachend rannte ich zu meinem Zimmer hinauf. Miles gab in seiner Etage die Verfolgung auf und ging duschen. Hoffte ich zumindest. Ich ging in mein Zimmer und stellte die halbvolle Teetasse auf dem Nachttisch ab. Schnell schlüpfte ich aus meinen Sachen und schnappte mit meine Jogginghose und ein Schlafshirt, bevor ich ins Bad lief und mich unter das warme Wasser stellte. Während das Wasser auf mich hinabprasselte, dachte ich darüber nach was heute alle passiert war.
Angefangen hatte alles mit dieser Sache zwischen Aaron und mir... Obwohl, nein, eigentlich hatte alles mit James' Kuss angefangen. Dann sein Verschwinden und erst dann der Vorfall mit Aaron. Und das war gerade mal grob der Morgen... Wie hatte ich diesen Tag überhaupt überstanden? Das richtige Chaos hatte ja erst anschließend begonnen, als Miles mich geküsst und James uns gestört oder eher unterbrochen hatte. Gestört hätte er uns schließlich nur, wenn Gefühle im Spiel gewesen wären. So wie bei diesem Kuss zwischen James und mir ... Aber was waren das bloß für Gefühle? James hasste mich, das war klar, und ich war auch alles andere als begeistert gewesen bei unserer ersten Begegnung.
Ich wusste nicht wie lange ich schon durch Londons winterliche Straßen geirrt war, als ich plötzlich von der Seite angerempelt wurde. Absolut nicht darauf vorbereitet, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
"Kannst du nicht aufpassen?"
Die wütende Stimme lenkte mich von dem Schmerz ab, der mein Handgelenk durchzog. Als ich aufsah blickte ich in braune Augen. Aber es waren nicht diese ach so unglaublich sanften, liebevollen, braunen Augen, die in jedem Film oder Buch beschrieben wurden. Nein, diese Augen hätten eisblau sein sollen, so kalt funkelten sie mich an. Schnell rappelte ich mich wieder auf.
"Ich soll aufpassen?! Du rennst hier doch rum wie ein Irrer. Pass du mal lieber auf, dass ich dir nicht gleich die Zähne ausschlage, Arschloch!"
Ach dieses ganze Gefühlsding war doch Unsinn! Bei beiden Küssen hatte James mich einfach kalt erwischt. Das eine Mal war ich betrunken gewesen und beim zweiten Mal, war ich verwirrt und wütend, weil er behauptet hatte ich würde Miles lieben. Ich würde James einfach in ZUkunft möglichst aus dem Weg gehen und nur das Nötigste mit ihm sprechen. Dann würde es gar nicht erst zu solch fragwürdigen Momenten kommen. Das war's! So würde ich es machen!
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Prune
RomanceMegan Lewis, ein ganz normales Mädchen aus London, will Managerin werden. Doch ihr Traum scheint zum Scheitern verurteilt. Bis sie plötzlich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommt, das ihr Leben vollkommen auf den Kopf stellt. "Prune"...