Megans POV:
Als ich die Augen aufschlug blickte an eine weiße Zimmerdecke. Mit schwarzer Farbe waren darauf verschiedene Muster gezeichnet. Das war definitiv nicht mein Zimmer. Finger, die leicht über meinen nackten Arm glitten, erinnerten mich an die vergangene Nacht. James wie er mich geküsst hatte, wie er mich berührt hatte, als würde ich jeden Moment zerbrechen. Der Blick, mit dem er mich angesehen hatte, hatte mich verunsichert, aber mit jedem sanften Kuss, fühlte ich mich freier. So frei wie noch nie. Er hatte es in kurzer Zeit geschafft, dass ich mich für einen Moment einfach perfekt gefühlt hatte. Wir wussten beide, dass ich alles andere als perfekt war, aber es schien für diesen Moment egal zu sein. Er wusste nicht mal die Hälfte von meinen Unperfektheiten, aber diese eine Sache, die er über mich wusste, die mich so verwundbar machte, kannte er und trotzdem tat er als gäbe es sie nicht. Von meinen Albträumen hatte ich schon lange niemandem mehr erzählt und so einfach wie James hatte es mir noch keiner gemacht. Er hatte nicht gefordert, dass ich ihm jedes kleines Detail schilderte und ihm alles erklärte. Er hatte es einfach als einen Teil von mir hingenommen und nicht nachgehakt.
Die letzte Nacht war wundervoll gewesen. James' Berührungen hatten mich fliegen lassen, so hoch wie ich noch nie geflogen war. Sie waren mir weit unter die Haut gegangen und hatten mich abheben lassen. Er hatte mich mitgenommen an einen Ort an dem ich noch nie gewesen war und bevor ich eingeschlafen war, hatte jeder Millimeter meines Körpers gekribbelt.
Wir hatten nicht miteinander geschlafen.
Es war eine stille Übereinkunft gewesen, dass es nur bei diesen Küssen blieb.
Jetzt drehte ich meinen Kopf, um James anzusehen und sah, dass er mich nachdenklich beobachtete, während er seine Hände leicht über meinen Körper gleiten ließ. Als er meinem Blick begegnete, zog er seine Hand schnell zurück als hätte er sich verbrannt. Verwundert und enttäuscht spürte ich wie die kühle Luft, dort wo noch kurz zuvor seine Hand gewesen war, über meine Haut fuhr. Durch diese winzige Geste zerstörte James die Ruhe, die diese Nacht in mir hinterlassen hatte. Ich konnte nicht entspannt neben ihm liegen und so tun, als wäre die letzte Nacht nicht geschehen. Stattdessen setzte ich mich auf und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. James folgte meinem Beispiel wortlos. Er sah mich nicht an und ich war davon überzeugt, dass alles genauso sein würde wie immer. Er würde mich wieder den ganzen Tag ignorieren und wenn er es nicht tat, dann um mich zu schikanieren. Ich hätte es wissen müssen, aber ich war zu geblendet von meinen eigenen verwirrenden Gefühlen gewesen...
James' POV:
Okay... Das war definitiv der unangenehmste Morgen, den ich je erlebt hatte.
Normalerweise, wenn ich mit einem Mädchen in einem Bett schlief, war es absolut klar, was passieren würde. Sie würde aufstehen. Sie würde mich fragen was passiert war. Ich würde ihr erzählen, dass wir miteinander geschlafen hatten, ob es stimmte oder nicht. Sie wäre erst völlig aufgelöst. Dann würde sie realisieren, dass sie Sex mit ihrem absoluten Lieblingsstar gehabt hatte. Sie würde ihre Handynummer auf einen Zettel schreiben und mich bitten sie bald anzurufen. Ich würde natürlich zustimmen. Ich würde sie bitten zu gehen, mit der Ausrede, dass ich einen wichtigen Termin hätte und mich beeilen müsste. Es würde wahrscheinlich nicht stimmen, aber es war egal. Ich würde den Zettel mit ihrer Handynummer in den Müll werfen, sobald sie das Zimmer verlassen hatte, aber das wusste sie nicht. Sie würde gehen. Und ich hätte meine Ruhe.Mit Megan war das anders. Ich konnte sie nicht mit irgendwelchen Ausreden rauswerfen und das wollte ich auch gar nicht. Die letzte Nacht war fantastisch gewesen. Wir hatten nicht miteinander geschlafen. Das hätte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können. Sie war mit absoluter Sicherheit betrunken gewesen und es wäre nicht fair gewesen, sie so auszunutzen. Außerdem hätte ich es auch gar nicht gewollt.
Megan zu küssen war schon mehr als mein Körper ertragen konnte. Es hatte sich angefühlt als würden wir schweben, irgendwo weit oben im Himmel. So wie mit ihr hatte ich mich noch nie gefühlt und das verunsicherte mich mehr als mir lieb war. Jeder Kuss hatte sich so richtig angefühlt und ich hatte mir nichts sehnlicher gewünscht als, dass es nie enden würde.
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Prune
RomanceMegan Lewis, ein ganz normales Mädchen aus London, will Managerin werden. Doch ihr Traum scheint zum Scheitern verurteilt. Bis sie plötzlich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommt, das ihr Leben vollkommen auf den Kopf stellt. "Prune"...