11. Kapitel

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Megans POV:

Es waren Stunden vergangen seit ich nach Hause gekommen war und mich in meinem Zimmer eingeschlossen hatte. Meine Brüder hatten abwechselnd versucht mich dazu zu bringen die Tür zu öffnen, doch ich hatte mich in meinem Bett zusammengerollt und starrte die Wand an. Ich dachte an nicht. Zumindest war das der Plan. Eigentlich wurde mein Kopf von Gedanken geflutet. Sollte Ich den Job annehmen? Dad würde mir jetzt raten auf mein Herz zu hören. Aber mein Herz konnte sich nicht entscheiden.

Einerseits wollte es nicht so lange von den fünf Verrückten getrennt sein, die sich meine Brüder nannten, andererseits war dieser Job mein Traum und mein Herz flehte darum diese Chance anzunehmen. Was sollte ich bloß tun?

Plötzlich durchfuhr es mich wie ein Blitz. Ich sprang auf und öffnete die Tür. Vor Schreck hätte ich sie jedoch fast wieder zugeworfen. Meine Brüder saßen allesamt auf dem Flur vor meinem Zimmer und schliefen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Möglichst leise stieg ich über Riley, Joshua, Noah, Luke und Tyler und schlich weiter ins Wohnzimmer.

Wie erhofft fand ich Mum auf dem Sofa liegend.

"Mum?"

Sie sah lächelnd auf und klopfte neben sich auf die Armlehne des Sessels.

"Komm her. Ich sehe mir gerade alte Videos an."

Überrascht warf ich einen Blick auf den Fernseher, wo gerade Joshua, Luke, Riley und Noah zu sehen waren, wie sie Weihnachtsplätzchen ausstachen. Sie waren noch ganz klein. Joshua konnte nicht älter als zwei sein. Im Hintergrund erklang nun eine Stimme, die mich jedes Mal lächeln ließ, wenn ich sie hörte. Die Kamera machte genau in diesem Moment einen Schwenk und zeigte den Mann, dem die Stimme gehörte. Mein Dad saß auf dem Boden im Wohnzimmer und spielte auf seiner Gitarre die Melodie von 'Silent Night', während er sang. Tyler saß rechts neben ihm und beobachtete jede Bewegung unseres Dads. Links neben meinem Dad saß ein Mädchen, das nun zu singen begann. Ich wusste, dass ich dieses Mädchen war, doch es war als würde ich sie nicht kennen. Dieses Mädchen war unbeschwert und glücklich. Das, dieses Mädchen, war ich schon lange nicht mehr.

"Du hattest immer eine wunderschöne Stimme. Dein Dad war immer so glücklich, wenn er dich singen gehört hat."

Nur zögernd löste ich meinen Blick von meinem Vater, den ich in diesem Moment mehr als je zuvor vermisste. Meine Mum hatte Tränen in den Augen, doch sie lächelte.

"Du hast nach seinem Tod ... Du hast so viel für diese Familie getan. Du hast die Jungs zur Schule und in den Kindergarten gebracht, für sie gekocht und ihre Hausaufgaben kontrolliert. An Elternsprechtagen bist du in die Schule gefahren und hast dir angehört, was die Lehrer über deine Brüder zu sagen hatten. Du hast sie anschließend zurecht gewiesen, wenn sie Mist gebaut hatten. Meggie, du hast meine Aufgaben übernommen ohne, dass ich dir dafür je gedankt habe. Aber du hast gesehen wie wenig ich mit der Situation zurecht gekommen bin. Mit acht Jahren warst du schon so unglaublich erwachsen. Es tut mir unendlich leid, dass ich dir das zugemutet habe..."

"Mum..."

"Nein, lass mich ausreden. Ich hätte mich nach dem Unfall zusammenreißen müssen. Für euch. Für meine Kinder. Ich hab nicht gesehen, dass es euch genauso schlecht ging. Ihr hattet euren Vater verloren und ich war nicht für euch da. Aber jetzt ist damit Schluss. Du musst diesen Job annehmen. Du hast es dir mehr als verdient. Es ist an der Zeit, dass ich meine Rolle als Mutter wieder übernehme und du endlich dein eigenes Leben aufbauen kannst."

Die Tränen flossen mittlerweile in Bächen über meine Wangen.

"Mum... Ich hab dich so lieb."

PruneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt