41. Kapitel

49 9 0
                                    

Megans POV:

Eine halbe Stunde späte stieg ich wieder aus der Dusche und schlüpfte in meine Sachen. Meine Haare wickelte ich in ein Handtuch und drapierte es auf meinem Kopf zu einem Turban. Dann öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, warum ich überrascht war. Eigentlich müsste es doch mittlerweile zur Gewohnheit werden , dass meine Pläne in diesem Haus niemals so umsetzbar waren, wie ich es gerne hätte. Aber ich war tatsächlich überrascht James auf meinem Bett sitzen zu sehen,mit meiner Tasse und meinen Tee trinkend. Gut, der Tee war wahrscheinlich mittlerweile sowieso kalt, aber trotzdem... es ging um's Prinzip.

"Was willst du hier, James?"

"Tee trinken und quatschen?"

Wer's glaubt...

"Na den Tee hast du dir ja schon genommen. Gequatscht haben wir auch gerade. Du weißt ja wo die Tür ist."

Wie üblich reagierte er nicht wirklich auf meine schroffen Worte. Er trank einen weiteren Schluck Tee und lächelte mich an.

"Willst du noch einen Film gucken?"

Konnte er mich nicht ein einziges Mal einfach in Ruhe lassen? Es war doch so schon schwer genug Abstand zu ihm zu halten, musste er mir dann auch noch in meinem eigenen Zimmer auf die Nerven gehen? Konnte er nicht einfach gehen? Merkte er nicht, dass er mich nervte?

"Mit dir sicher nicht, James."

"Warum so grantig, Meggie?"

"Du nervst, Jamie."

Sein Lächeln versteinerte. Ob, wegen meiner wenig netten Worte oder wegen dem Spitznamen wusste ich nicht. Jedenfalls setzte er nur eine Sekunde später sein Lächeln wieder auf.

"Du sollst ja gar nicht mit mir den Film gucken. Ich soll dich von den Jungs fragen."

"Kann ich einfach mal einen Abend ohne euch verbringen? Zehn Monate sine eine lange Zeit und noch länger mit euch Deppen."

Erstaunlicherweise stand James auf und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen.

"Ich nehm' die Tasse zum Spülen mit runter, okay?"

"Ja, danke."

"Kein Problem."


Es nur ein paar Minuten bis ich einschlief. Doch mein Schlaf war (mal wieder) alles andere als erholsam. Mein Albtraum quälte mich und wachte ich mitten in der Nacht auf. Schreiend. Mal wieder... Wie sollte das bloß auf der Tour werden? Im Tourbus würde es mehr als unpraktisch sein immer wieder schreiend aufzuwachen. Erstens hatte ich keinem der Jungs etwas von den Träumen erzählt und hatte es eigentlich auch nicht vor und zweitens blieb mir keine andere Wahl, wenn ich sie Nacht für Nacht aus dem Schlaf riss. Ich hatte mir vor ein paar Tagen von meinem Arzt Schlaftabletten aufschreiben lassen, aber ich wollte sie nicht nehmen, wenn es nicht unbedingt nötig war. Sprich: erst wenn ich im Tourbus schlafen musste. Als ich jünger gewesen war hatte ich auch eine gewisse Zeit die Tabletten genommen, aber als meine Familie herausgefunden hatte, dass der Albtraum davon nicht wegging und ich stattdessen nur stumm darin gefangen war, unfähig aufzuwachen, hatten sie mir verboten die Tabletten weiter zu nehmen.

"Ist alles okay?"

Erschrocken fuhr ich kerzengerade hoch und schaltete das Licht auf meinem Nachttisch an. James stand im Türrahmen und sah mich besorgt an. Warum musste er das jetzt mitbekommen?

"Geh weg, James."

Aber er ging nicht. Er blieb in der Tür stehen und betrachtete mich.

"Meine Schwester hatte auch oft Albträume... Ich weiß wir hatten keinen guten Start und es ist immer noch kompliziert, aber ... ähm... meiner Schwester hat es immer geholfen nicht alleine schlafen zu müssen. Also wenn du willst...? Du weißt ja wo du mich finden kannst."

Dann verließ James mein Zimmer und ließ mich mit meiner Verblüffung zurück. Was war das denn gewesen? Bot er mir wirklich an bei ihm schlafen zu können? Ich war verwirrt und es schien als gäbe es nur eine Möglichkeit diese Verwirrung zu entwirren. Entschlossen schlug ich die Decke zurück und tapste auf nackten Füßen über den Flur zu James' Zimmer. Seine Tür war nur angelehnt und das Licht brannte noch. Plötzlich war ich mir doch nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war. Schließlich hatte ich beschlossen Abstand zu halten und das hier war so ziemlich das Gegenteil von Abstand halten. Doch dann klopfte ich leise an, bevor ich langsam hineinging. Unsicher blieb ich direkt hinter der Türschwelle stehen. James hockte auf seinem Bett und schrieb etwas in ein Notizbuch, das vor ihm auf dem Bett lag. Mit der freien Hand hielt er die Gitarre auf seinem Bein fest. Er schien mich gar nicht zu bemerken. Erst als er fertig mit schreiben war hob James den Kopf und sah mich erwartungsvoll an. Nicht wissend was ich sagen sollte, zupfte ich an meinem Shirt herum.

"Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe."

"Du kannst mich nicht wecken, wenn ich nicht schlafe. Ich sitze hier schon die ganze Zeit. Hab dich nur eben schreien gehört und mir Sorgen gemacht."

Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, wandte er sich wieder seiner Gitarre zu und spielte ein paar Akkorde. Ich wusste nicht mehr, was ich hier eigentlich tat und was ich hier gewollt hatte. Schweigend wollte ich mich wieder aus dem Staub machen, doch da unterbrach James wieder sein Spielen.

"Wo willst du hin?"

"Wieder in mein Zimmer. Schlafen."

Es war eine glatte Lüge. Ich wusste aus Erfahrung, dass ich bis zum Morgenanbruch schlaflos in meinem Bett liegen und mich hin und her wälzen würde. Genau das war auch der Grund, warum ich hier in James' Zimmer stand. So ungern ich es zugeben wollte brauchte ich James jetzt. Ohne seine Anwesenheit würde ich den Rest der Nacht kein Auge mehr zumachen und es war gerade erst halb zwei. Aber ich konnte es James nicht sagen. Zu viel stand zwischen uns. Sein Hass auf mich, die Küsse, unsere Streitigkeiten, meine zwiespaltigen Gefühle für ihn. Er durfte nicht erfahren wie sehr ich ihn braucht und wie schwach ich tatsächlich war.

"Megan, ich meinte mein Angebot ernst. Du kannst hier schlafen, wenn du willst."

Verzweifelt schloss ich die Augen. Ich stand mit dem Rücken zu ihm. So konnte er nur sehen, dass ich meine Hand immer noch auf der Türklinke hatte. Was sollte ich bloß tun? Mein Stolz verbot es mir eigentlich mich jetzt noch einmal umzudrehen und auf das Angebot einzugehen. Doch was hatte ich schon für eine Wahl? Wenn ich es nicht tat würde ich nur eine weitere Nacht grübelnd mit einer Flasche Wodka verbringen...

PruneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt