42. Kapitel

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Megans POV:

Langsam drehte ich wieder um und sah James an. Er sah nicht aus, als würde er sich gerade wie üblich über mich lustig machen. Im Gegenteil, er schien ernsthaft besorgt zu sein. James rutschte ein Stück zur Seite und klopfte leicht auf die Bettdecke. Das Rücken war zwar irgendwie ein bisschen sinnfrei, weil das Bett mehr als groß genug war, aber es sollte wohl eine einladende Geste sein. Immer noch zögerlich ging ich auf das Bett zu und setzte mich.

"Warum warst du noch wach?"

"Ich schreibe an einem neuen Song, aber ich komme nicht ganz weiter. Nachts hab ich bessere Ideen."

"Darf ich hören?"

James verzog wenig begeistert das Gesicht.

"Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten."

"Nein, schon ok. Ich hab bloß erst die erste Strophe. Ich zeig nicht gerne meine Arbeiten, bevor sie fertig sind."

Trotzdem setzte James sich nun aufrecht hin und rückte das Notizbuch zurecht. Dann begann er zu spielen. Leise und bedächtig zupfte er die Saiten. Die Finger seiner linken Hand flogen wie von alleine von einem Akkord zum nächsten und die Gitarre gehorchte ohne Murren. Die Melodie riss mich schon nach den ersten Tönen mit und ich schloss entspannt meine Augen. Wie konnte jemand, der die meiste Zeit des Tages so fies war, so schöne Musik hervorbringen? Als wäre die Melodie nicht schon schön genug, begann James die erste Strophe zu singen.

"When you're looking at me, tell me, what do you see?
Do you think my life is perfect?
Do you think my life is complete?
I'm not sure..."

Als die Musik plötzlich stoppte und nur noch die letzten Töne leicht in der Luft hingen, riss ich empört meine Augen auf. James sah mich fragend an. Verwirrt schüttelte ich leicht den Kopf.

"Was ist? Gefällt es dir nicht?"

"bist du verrückt? Das ist großartig!"

Tadelnd schlug ich ihm mit der Faust leicht gegen die Schulter. Er grinste und senkte mit roten Wangen den Kopf.

"Danke."

Scheinbar konnte der Superstar nicht gut mit Komplimente umgehen. Sollte er nicht mittlerweile daran gewöhnt sein welche für seine Musik zu bekommen? Es fühlte sich plötzlich anders an, hier auf James Bett zu sitzen und auch hier schlafen zu dürfen. Es fühlte sich richtig an. Lächelnd schloss ich die Augen und ließ mich in die Kissen sinken. Die Matratze bewegt sich leicht, als James aufstand und seine Gitarre irgendwo im Raum abstellte, doch ich öffnete meine Augen nicht um zu sehen was er tat. Kurz darauf legte er sich wieder neben mich und plötzlich spürte ich wie sich ein Arm um meine Hüfte schlang und mich näher zu dem dazugehörigen Körper zog. Erschrocken öffnete ich meine Lider und blickte in das wunderschöne braun von James' Augen.

„Gute Nacht, Megan."

Grinsend drückte er mir einen Kuss auf die Stirn und zog die Decke über uns. Wow, er zog das wirklich komplett durch. Ich war davon ausgegangen, dass er mindestens zwanzig Zentimeter von mir entfernt liegen würde, stattdessen kam er kuscheln. Unsicher schloss ich wieder die Augen. Entschied mich jedoch wieder um. Wenn man das Entscheidung nennen konnte. Ich riss die Augen auf und küsste James' Lippen. Einen Moment schien er wie zu einer Salzsäule erstarrt, bevor er meinen Kuss erwiderte. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und presste seine Lippen hart auf meine. Verlangend vergrub ich meine Hände in seinen Haaren. Sie waren weich und etwas feucht. Wahrscheinlich hatte er gerade erst geduscht. Die Vorstellung wie James unter der Dusche stand machte mich fast wahnsinnig und ich konnte nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken. Ohne den Kuss zu unterbrechen, löste James eine Hand von meinem Gesicht und legte sie sanft an meine Hüfte. Durch den dünnen Stoff meines Shirts spürte ich die Wärme seiner Handflächen und ich genoss mit geschlossenen Augen die Berührung. Doch dann löste James sich aus dem Kuss und sah mich nach Atem ringend an. Ich sah in seine Augen und fragte mich, was er gerade dachte. Meine Gedanken jedenfalls überschlugen sich förmlich. Einerseits ohrfeigte ich mich für meine grenzenlose Blödheit ihn zu küssen, andererseits wünschte ich mich nichts sehnlicher als seine Lippen wieder zu spüren.

„Megan."

Er klang als müsste er einem Kind erklären, dass es keine Schokolade mehr bekommen würde. Und wie ein Kind, das unbedingt mehr Schokolade haben wollte, sah ich ihn an.

„Megan, ich kann das nicht machen. Du willst das doch eigentlich gar nicht. Du bist verwirrt und wahrscheinlich hast du wie die gesamte letzte Woche nicht nur ein Glas Wein zum Einschlafen getrunken..."

„Hab ich nicht!"

Trotzig rückte ich ein Stück von ihm weg und verschränkte die Arme vor der Brust. James sah mich mit einem sehr zweifelnden Blick an und ich wusste, dss er mir nicht glaubte.

„Ich verstehe, dass das hier alles gerade sehr verwirrend für dich ist. Inder letzten Woche ist viel passiert."

Skeptisch hob ich die Augenbrauen.

„James, stopp. Du weißt nicht was in mir vorgeht. Vielleicht hast du recht und ich bin verwirrt, aber das hat absolut nichts mit den Ereignissen der letzten Woche zu tun."

„Womit dann?"

Mit dir, dachte ich. Aber das konnte ich ihm nicht sagen. Ich hatte ihm sowieso schon viel zu viel gegeben um sich in den nächsten Wochen gründlich über mich lustig zu machen. Stattdessen presste ich meine Lippen aufeinander und drehte mich mit dem Rücken zu James. Dabei rutschte seine Hand von meiner Hüfte. Schweigend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ach ja, genau! Gar nichts... Einige Minuten herrschte Stille zwischen uns. Keiner rührte sich. Irgendwann schloss ich die Augen, überzeugt, dass James längst eingeschlafen war. Aber dann bewegte er sich doch noch neben mir. Er richtete sich auf und beugte sich vorsichtig über mich.

„Meggie, ich weiß, dass ich dich verwirre, aber ich weiß nicht wie ich mit dir umgehen soll."

Überrascht hielt ich die Luft an.

„Megan, tu nicht so, als würdest du schlafen."

Langsam öffnete ich die Augen und sah direkt in James Gesicht. Er stützte sich mit den Händen neben mir ab und hatte sich halb über mich gelehnt um mich direkt ansehen zu können. Durch diese Position war sein Gesicht mal wieder nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und es viel mir dezent schwer mich zu konzentrieren. So langsam wurde das wirklich zu einer leicht merkwürdigen Gewohnheit.

„Du könntest aufhören mich zu küssen und mich anschließend wie Dreck zu behandeln."

James zog sich zurück und legte sich auf ‚seiner' Seite des Bettes auf den Rücken.

„Das ist nicht so einfach."

„Wieso?"

„Weil du mich jedes Mal küsst, wenn ich es geschafft habe mich zurückzuhalten."

Provozierend lehnte diesmal ich mich über ihn. Ich sollte also das Problem sein? Ich wollte ja gar nicht, dass er sich von mir fernhielt. Also eigentlich schon, aber ist ja auch egal... James riss die Augen weit auf, als ich plötzlich so nah war. Sein Blick schrie geradezu ‚Was zur Hölle tust du da?'. Trotzdem blieb ich in dieser Position. Schweigend starrten wir uns an. Minutenlang passierte nichts. Nur dieses Knistern, das andauernd zwischen uns war, steigerte sich immer weiter. Doch wir ignorierten es beide und starrten uns nur schweigend an, bis James mich plötzlich an der Hüfte packte, hochhob und mich auf seinem Schoß platzierte. Im selben Moment erhob er sich. Erschrocken schnappte ich nach Luft.

„Du kannst es einfach nicht lassen, oder?"

Einen Moment war ich mir nicht sicher, ob er diese Worte tatsächlich geflüstert hatte, denn fast gleichzeitig spürte ich seine Lippen wieder auf meinen. Ich hörte ihn Seufzen, als sich unsere Lippen endlich wieder berührten. Dann verlor ich mich in dem Kuss und vergaß alles um mich herum...

PruneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt