Megans POV:
Als ich die letzte Treppenstufe hinunterstieg und die Küche betrat erwartete ich das übliche Chaos. Warum sollte es auch anders sein? Vermutlich, weil die Jungs es sich zur Aufgabe gemacht hatte, immer genau das Gegenteil von dem zu tun, das ich erwartete. Denn während ich mich in der Küche umsah, entdeckte ich keine verkohlten Toaster oder verstreuten Lebensmittel. James stand am Herd und machte Rührei, Miles deckte den Tisch, Dylan machte Kaffee und Callum und George saßen am Tisch und filmten sich gegenseitig dabei wie gut sie Smarties mit dem Mund auffangen konnten. Wenigstens Letzteres war normal. Kaum hatten die fünf mich entdeckt, ließen jedoch vier von ihnen alles stehen und liegen, um mich intensiv anzustarren.
„Wo warst du?"
„Joggen?"
Es war mehr eine Frage, als eine Antwort, aber ich war noch nie besonders gut im Lügen.
„Drei Stunden?"
Ja.Warum nicht? Wer tut das denn nicht?
„Ich bin schon länger wieder da. War duschen."
Um dem Verhör aus dem Weg zu gehen, tat ich so als wäre es super spannend James beim Kochen zuzusehen. Allerdings zerstörte er es,als er mich zur Seite schob und mich mahnend ansah.
„Ich kann nicht kochen, wenn du deine Nase in die Pfanne hälst."
Danke,für deine Hilfe, James.
„Seitwann bist du wieder da?" – „Du hattest doch gar keinen Schlüssel mit."
„Ungefähr eine Stunde."
Ich antwortete bewusst nur auf Georges Frage, da mir beim besten Willen keine sinnvolle Antwort auf Callums Frage einfiel. Aber es war klar gewesen, dass dieser Trick nicht funktionieren würde.
„Wie bist du ohne Schlüssel rein gekommen?"
Als ich hilfesuchend zu James sah, hatte er nur interessiert den Kopf schräg gelegt. Offenbar wollte er auch dringend wissen, wie ich das gemacht hatte. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren bis ich die perfekte Antwort fand.
„Ich hab mir James' Schlüssel ausgeliehen, weil ich meinen nicht gefunden habe."
Yeah! Superbrain-Megan!
„James?Wir haben dich doch gefragt, ob du weißt wo sie ist!"
Jetzt war es an ihm nervös herumzudrucksen. Belustigt sah ich zu wie er inder Pfanne herumstocherte und sich überlegte was er antworten könnte. Ganze fünf Minuten ließ ich ihn schmoren, bevor ich ihn rettete.
„Er hat noch geschlafen. Ich hab mir nur schnell den Schlüssel geschnappt und bin wieder raus."
Die überraschten Blicke, die ich erntete, ignorierte ich gekonnt und setzte mich an den Tisch. Plötzlich donnerte James die Pfanne auf die Arbeitsplatte und verschränkte mit wutverzerrtem Blick die Arme vor der Brust.
„Du hast dich in mein Zimmer geschlichen?!"
Woho! Was zu Hölle? Er wusste doch, dass das nicht stimmte. Warum rastete er da jetzt so aus? Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie Dylan seine Kamera zückte. Noch bevor ich kapierte, was hier vorging sprang James auf mich zu. Gerade noch rechtzeitig bevor er mich packen konnte, stieß ich meinen Stuhl nach hinten, der dabei umfiel und laut auf dem Boden aufkam. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich auf die andere Seite des Tisches und schob so viele Stühle wie möglich zwischen James und mich. Was auch immer er vorhatte, er würde mich nicht bekommen! Ich rannte aus der Küche, gejagt von James, der wiederum von seinen vier Bandkollegen verfolgt wurde.Mangels Alternativen flüchtete ich ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter mir. Doch es dauerte nur ein paar Minuten bis James die Tür wieder aufgestoßen, seinen Arm um meine Hüfte geschlungen und mich hoch gehoben hatte. Schreiend schlug und trat ich um mich.Vergebens. James war zu stark für mich. Er warf mich auf ein Sofa und begann mich durchzukitzeln. Ich versuchte mich nach Leibeskräften zu wehren, doch ich hatte absolut keine Chance, zumal die anderen Jungs sich mittlerweile dem Angriff angeschlossen hatten.
„Stopp!"
Atemlosgriff ich immer wieder nach ihren Händen, doch es fiel ihnen mehr als leicht, mich abzuschütteln. Es dauerte gefühlte Stunden, bis sie ihre Attacke abbrachen und von mir abließen. Nach Atem ringend lag ich mittlerweile auf dem Boden, während meine fünf Mitbewohner sich wieder auf den Weg in die Küche machten um zu frühstücken.
Drei Stunden später saß ich gelangweilt auf einem Stuhl und verfolgte die verschiedenen Interviews, die die Jungs gaben. Ich hatte bereits alle Vorbereitungen für das Konzert heute Abend getroffen und hatte nichts mehr zu tun. Stattdessen zückte ich Miles' Kamera, die er mir gegeben hatte, und filmte kleine Auszüge der Interviews.
Miles'POV:
Mein Blick wanderte immer mal wieder während den Interviews zu Megan hinüber. Sie saß schon seit einer guten Stunde auf ihrem Stuhl und schien, als würde sie jeden Moment einschlafen. Ja, ihr Job war dann doch zwischendurch nicht allzu spannend. Mittlerweile hatte sie meine Kamera ausgepackt, aber auch das schien sie auch nicht sonderlich von ihrer Langeweile abzubringen. Und ich konnte es ihr nicht mal verübeln. Selbst ich langweilte mich zu Tode und ich bekam die ganze Zeit Fragen gestellt.
„Wie fühlt ihr euch so kurz vor eurem ersten Konzert dieser Tour?"
Es war die Art von Frage, die meistens ich beantwortete, aber heute plapperte George einfach drauflos.
„Wir hatten ja letzte Woche schon zum Aufwärmen ein Konzert hier in London, aber natürlich sind wir alle unglaublich aufgeregt und können es kaum erwarten endlich loszulegen."
Ichnickte zustimmend. Wir alle hatten kaum geschlafen in der letzten Nacht.
„Auf welchen Part der Tour freut ihr euch mehr? UK oder USA?"
James ratterte seine Standardantwort herunter, die er gelegentlich nur ein wenig umformulierte. Und Dylan ergänzte einige Worte. Bei seinem letzten Satz horchte ich auf.
„Ich freue mich schon darauf Megan Amerika zeigen zu können. Soweit wie ich weiß war sie noch nie da drüben."
Erklang begeistert, doch als ich einen Blick zu Megan war, hatte diese ihre Stirn gerunzelt und hatte ihre Tasche aufgehoben um den Raum zu verlassen. Der Rest des Interviews zog sich in die Länge. Auch die anderen Jungs hatten bemerkt, dass Megan nach Dylans Kommentar den Raum verlassen hatte und wir waren nervös, weil wir nicht wussten was los war.
Megans POV:
Unruhig ging ich im Flur auf und ab bis die fünf Jungs aus dem Interviewraum herauskamen. Sofort packte ich Dylan am Arm und zog ihn ein Stück von den Pressefutzis weg.
„Was denkst du dir eigentlich dabei? Wieso redest du über mich in diesem Interview?"
Dylan schien überrascht. Womöglich war ihm nicht mal klar, dass er etwas falsch gemacht hatte, aber das interessierte mich in diesem Moment nicht im Geringsten. Ich bemerkte, dass die Anderen sich zu uns gestellt hatten, aber ich ignorierte sie.
„Du hast denen gefälligst nichts über mich zu sagen, wenn sie dich nicht danach fragen! Du redest nicht über mich bei der Presse, wenn es nicht unbedingt ..."
„Hey, Megan, beruhig dich doch mal eben!"
Miles berührte mich am Arm, doch ich schüttelte ihn sofort wieder ab und fuhr zu ihm herum.
„IHRREDET NICHT ÜBER MICH BEI DER PRESSE! Verstehst du das? Geht das bei euch in die Birne?"
Fünf Augenpaare starrten mich entgeistert an. Miles setzte erneut an etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn.
„Ich war schon in Amerika. Mehr als einmal. Ich habe als Kind fast jeden Sommer dort verbracht, aber ihr müsst mich natürlich vor der ganzen Welt als Dorftrottel darstellen, der noch nie auch nur ansatzweise was von der Welt gesehen hat!"
Ich reagierte über. Ich wusste das, aber irgendwas in mir explodierte bei dem Gedanken, dass womöglich jemand etwas über mich herausfinden würde. Ohne ein weiteres Wort löste ich mich von der Gruppe und ging Richtung Ausgang.
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Prune
RomanceMegan Lewis, ein ganz normales Mädchen aus London, will Managerin werden. Doch ihr Traum scheint zum Scheitern verurteilt. Bis sie plötzlich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommt, das ihr Leben vollkommen auf den Kopf stellt. "Prune"...