fresh start

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„Be yourself; everyone else is already taken."- Oscar Wilde

"Herein", ertönt eine männliche und tiefe Stimme, als wir vor der Türe eines Zimmers stehen.
Langsam treten wir beide hinein und blicken auf einen Mann, der uns freundlich anlächelt. Er hat eine Kaffeetasse in der linken Hand und in der rechten Hand hält er einen Stift, den er schnell beiseite legt.
Er begrüßt uns mit einem festen Händedruck. Er ist noch relativ jung für einen Direktor.
Vielleicht gerade mal Ende Dreißig.
"Es freut mich, Sie bei uns begrüßen zu dürfen." "Wir sind auch sehr froh, dass wir hier sein dürfen", antwortet meine Schwester für uns. "Ich bin Lori Jones und das ist meiner Schwester Emily Jones."
Ich nicke dem Mann freundlich zu und er lächelt nach wie vor.

Nachdem wir alle formalen Sachen geklärt haben, gibt er uns unseren Stundenplan.
Super.
Wir haben gerade mal zwei Stunden in der Woche zusammen Unterricht. Ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als alleine durch diese neue Schule zu irren.
"Also ich muss in diese Richtung", zeige ich mit meinem Zeigefinger in Richtung der großen Halle, durch die wir vorhin hereingegangen sind. "Alles klar. Wir sehen uns in der Mensa."
Meine Schwester drückt mich noch kurz und verschwindet dann in die andere Richtung.
Ich wette, dass sie selbst in der Mittagspause schon bei den coolsten Leuten dieser Schule sitzt.

Ich komme in das Klassenzimmer und bemerke sofort, wie mich alle anstarren. Unangenehm.
Ich setze mich schnell in die vorletzte Reihe und packe mein Federmäppchen und meinen Notizblock aus.
Nachdem ich alles feinsäuberlich vor mich auf den Tisch gelegt habe, schaue ich nach vorne. Genau in diesem Augenblick erscheint die Lehrerin am Pult.
Ich merke, wie alle Blicke nach wie vor auf mich gerichtet sind und rutsche nervös auf meinem Stuhl hin und her. So viel Aufmerksamkeit bin ich nicht gewohnt und ich kann sagen, dass ich es nicht mag.
"Guten Morgen, Klasse. Darf ich euch eine neue Schülerin vorstellen, die gerade aus Asien zu uns gezogen ist. Emily Jones. Wollen Sie sich vielleicht kurz vorstellen?" Ms Fitzgerald lächelt mich aufmunternd an und setzt sich anschließend an ihr Pult.
Ich hasse diese Vorstellungsrunden. Ich weiß nie, was ich wirklich sagen soll.

"Ich heiße Emily Jones und wohne jetzt seit etwa einer Woche in...." Ich werde unterbrochen, als ein Junge zur Türe hereinstolpert und die ganze Klasse laut auflacht.
"Das tut mir total leid, Ms Fitzgerald. Es wird nicht mehr vorkommen", sagt der attraktive Junge selbstbewusst. Seine Attraktivität bringt mich beinahe zum Sabbern.
Die Klasse lacht nach wie vor und er genießt die Aufmerksamkeit, als er lässig durch die Reihen zu einem freien Platz schlendert. 
"Ja danke, Mr Blurre. Das habe ich jetzt schon ein paar Mal von Ihnen gehört. Beim nächsten Mal hat es Konsequenzen", Mrs Fitzgerald sieht mich an. "Fahren Sie bitte fort, Ms Jones."
Ich blicke nervös durch die Klasse, auf der Suche nach dem Platz des Jungen.
"Ja, wie gesagt, ich bin etwa vor einer Woche aus Asien hergezogen, da mein Vater dort geschäftlich zu tun hatte. Ja."
Ms Fitzgerald winkt ab und bittet mich, mich wieder hinzusetzen. Diesen Gefallen tue ich ihr sehr gerne.
"Wer ist die Neue?", höre ich ein Flüstern. Beziehungsweise ich nehme an, es sollte ein Flüstern sein. Doch die ganze Klasse hat es mitbekommen und richtet ihre Aufmerksamkeit auf den seltsamen zu spät kommenden Jungen. Ich beschließe, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, denn diesen Stress muss ich mir jetzt nicht auch noch antun. Meine Hände schwitzen sowieso schon genug. 

Die nächsten Stunden verlaufen ohne jegliche Seltsamkeit und ich merke, dass meine Gedanken schon wieder zu diesem Jungen abdriften.
Ich weiß nicht einmal, wie er heißt.
Ich weiß nur, dass sein Nachname Blurre ist und ich anscheinend nur den Literaturkurs mit ihm besuche. Ich habe ihn sonst nicht mehr gesehen.

Mittagspause 

Ich trotte den Weg hinüber zur Mensa und sehe Lori an einem Tisch sitzen. Um sie rum sitzen die verschiedensten Leute und scheinen sich sehr dafür zu interessieren, was Lori ihnen erzählt. Ich hab doch gleich gesagt, dass sie am Tisch mit ganz vielen Leuten sitzt.
Das ist Loris Wirkung auf andere.
Als sie mich sieht, winkt sie mich zu sich herüber und ich nehme mir ein Tablett mit Essen und setze mich neben sie.
"Das ist meine Schwester Emily." Meine Schwester wirft elegant ihre Haare nach hinten und lächelt in die Runde.
Ich bringe nur ein simples "Hi" raus.
Manche Mädchen am Tisch lächeln mich an, wohingegen die meisten Mädchen mich kritisch begutachten und sich dann wieder Lori widmen. Ich mag diese Leute jetzt schon nicht.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt