craving your blood

interesting?

„If you can't stand the heat, get out of the kitchen."- Harry S. Truman

James hat sich zu seinen Kumpels in der letzten Reihe umgedreht und redet fröhlich mit ihnen. Wieso ist er so beliebt?
Er ist nicht so interessant, wie er es vielleicht denkt. Interessant genug, um dir den Kopf zu verdrehen. Meine Gedanken wissen echt nicht, wann sie besser mal eine Pause machen sollten. Ich schüttle energisch den Kopf.

"Ich find's auch nicht so toll, neben dir zu sitzen", reißt mich eine Stimme aus den Gedanken.
"Wie bitte?"
"Naja, weil du so energisch den Kopf geschüttelt hast." Er zuckt mit den Schultern.
"Das war nicht auf dich bezogen. Nicht Alles involviert gezwungenermaßen immer dich, du Möchtegern."
"Möchtegern?" James lacht laut auf.
Ich fasse es nicht. Wie kann man nur so ein Idiot sein?
Ich rolle genervt mit den Augen und richte meinen Blick wieder auf die Tafel zu Mr Walton. "Kann mir jemand ein Gesetz von meinem Fachkollegen Newton nennen?", fragt Mr Walton in die Runde.
Ich hebe meine Hand. "Ms Jones, bitte."
Ich blicke zu James, der mit seinen Knöcheln knackst und gelangweilt in seinem Stuhl sitzt.

"Das Trägheitsprinzip. Jeder Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder gleichförmig geradliniger Bewegung, solange keine Kraft auf ihn wirkt."
Mr Walton lächelt mich an und notiert es an der Tafel vor ihm.
"Schlau ist sie also auch noch", flüstert James in meine Richtung. Ich schaue ihn an und rolle mit meinen Augen.
"Zu viel Augenrollen ist nicht gut. Was ist, wenn deine Augen mal so stehen bleiben, dass du blind wirst." James lacht kleinlaut.
"Möchten Sie vielleicht ein weiteres Gesetz sagen, das Ihnen in den Kopf kommt, Mr Blurre?", dreht sich Mr Walton um und blickt direkt auf James.
Das hat er verdient. Ich wette, er hat keine Antwort auf seine Frage.
Siegessicher lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und warte auf James Ausrede, warum er die Frage nicht beantworten kann.
"Das Aktionsprinzip. Wirkt auf einen Körper eine Kraft, so wird er in Richtung der Kraft beschleunigt." Ich schaue geschockt zu ihm.
Hat er eben eine Antwort gesagt, die auch noch richtig war?
"Mhm." Mr Walton dreht sich wieder Richtung Tafel und notiert James Antwort.
Ich drehe mich zu James.
"Schlau ist er also auch noch."
"Was heißt hier denn auch? Was bin ich denn noch?" Ich könnte ihm so eine reinhauen. Arroganter Arsch.
"Nein, James. Tut mir leid. Ich meine, du bist NUR schlau." Punkt für mich.

Den Rest der Stunde verbringen wird damit, uns ein Video über physikalische Gesetze anzuschauen und im Handumdrehen klingelt die Schulglocke.
"War mir eine Ehre." James erhebt sich von seinem Tisch und legt mir meinen zweiten Stift auf meinen Tisch. Den hatte ich ja schon fast vergessen.
James verschwindet aus dem Raum und ich blicke ihm verstohlen hinterher.

Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt habe, gehe ich in meinen nächsten Unterricht. Der Tag verläuft relativ unspektakulär.
Ich verabrede mich für das Wochenende mit Clara zu einem Filmabend bei mir und ich freue mich schon sehr darauf.
"Ems", Lori ruft mir von der Eingangstüre aus zu und rennt auf mich zu. "Hast du schon gehört, heute steigt eine Party bei Richard. Gehst du mit? Bitte, bitte."
Lori setzt ihren Hundeblick auf. Das tut sie immer, wenn sie unbedingt etwas haben will, von dem sie weiß, dass sie es sonst nicht bekommt. "Nein, Lori. Echt nicht. Ich kenne die ganzen Leute doch überhaupt nicht. Ich bin da total fehl am Platz", entgegne ich ihr halbherzig.
"Bitteeee. Du musst mitkommen. So findest du auch leichter Anschluss, weißt du."
Sie weiß genau, dass ich ihrem Welpenblick nicht widerstehen kann. "Also gut."
Sie strahlt bis über beide Ohren und schon bin ich wieder besser drauf.
Aber ich habe leider keine Ahnung, was mich heute Abend erwartet.