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"Kommst du Freitag mit auf die Party bei Richard?" Lori sieht mich nicht an, sondern starrt aus dem Fenster.
"Wow. Sie kann reden", lache ich beinahe.
Jetzt schnellt ihr Blick zu mir und ihre finstere Miene wird durch ein fröhliches und beinahe fürsorgliches Gesicht ersetzt. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. "Komm, Ems. Wir streiten uns schon viel zu lange. Wir sollten wieder anfangen, miteinander zu sprechen, findest du nicht auch?"
"Äh, Lori. Wenn ich dich erinnern darf, hast du aus dem Nichts damit aufgehört, mit mir zu reden."
"Naja, du warst an der Sache ja nicht ganz unbeteiligt."
Sie nervt mich, aber ich habe diese ständigen Streitereien auch sehr satt. "Warum warst du überhaupt so angepisst auf mich?", frage ich sie. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern.

"Naja, ehrlich gesagt, dachte ich, dass du was mit James am Laufen hast. Aber er ist ja jetzt wieder mit Ashley zusammen. Also ist alles gut", schaut sie mich mit einem fiesen Blick an. Sie erwartet jetzt wahrscheinlich, dass ich ausraste.
Den Gefallen werde ich ihr unter keinen Umständen tun. "Das ist doch schön für die Beiden."
Lori entweicht jegliche Farbe aus dem Gesicht, denn mit dieser Antwort hat sie anscheinend nicht gerechnet und das wusste ich. "Äh, ja. Schön für die Beiden." Das letzte Wort flüstert sie in sich hinein.
Ich weiß genau, dass Lori was von James will und sie versucht, mich damit aufzuziehen.

Zuhause angekommen, setze ich mich an die Kücheninsel zu meiner Mom und meinem Dad.
Sie haben ausgesprochen gute Laune. Ich weiß zwar nicht warum, aber so wirklich interessieren tut es mich auch nicht.
Ich frage mich nur ständig, warum James jetzt wieder mit Ashley zusammen ist. Das wird nur ein Gerücht sein, schätze ich beziehungsweise hoffe ich es.

Der Rest der Woche verläuft eher unspektakulär. Clara und ich treffen uns hin und wieder, um ins Kino zu gehen oder sonst was zu machen.
Von James habe ich die ganze Woche über Nichts mehr gehört.
Ich weigere mich aber, den Schritt zu machen, ihm zu schreiben. Das ist schließlich nicht meine Aufgabe.

Es ist Freitag und ich sitze wie immer brav im Literaturkurs. Heute Abend ist die Party und ich weiß nicht, warum ich überhaupt ja dazu gesagt habe. Bescheuerte Idee.
Ich habe keine Lust auf James. Seit er sich nicht einmal meldet und mich nicht einmal anschaut. Der kann mir gestohlen bleiben.
Wenn er meint, dass er mit Ashley rummachen muss, dann schlage ich ihn mit seinen eigenen Waffen. Wofür bin ich denn schließlich eine Frau?

Ich drehe mir meine Haare zu Beachwaves und lege etwas mehr Schminke auf als normalerweise. Passend zu meinem Make-up ziehe ich ein enges marineblaues Kleid an, das meine Hüften perfekt umschmeichelt. Die hohen Schuhe sind das I-Tüpfelchen meines Outfits.
Als ich mich im Spiegel begutachte, kann ich nicht glauben, dass das wirklich ich bin.
Ich habe in zwei Wochen eine 180 Grad Wendung hingelegt und ich mag meinen neuen Style.

Es klopft an der Türe und ich schrecke nach oben. Auf Lori habe ich jetzt definitiv keinen Bock. "Ja?"
Mein Dad streckt den Kopf zur Türe hinein.
Als er mich sieht, werden seine Augen auf einmal ganz groß. "Wow. Ems. Du siehst unglaublich aus." Er macht eine kurze Pause, bevor er sich neben mich setzt und meine Hände in seine nimmt. "Du weißt, dass ich immer da bin, wenn etwas ist. Und ich möchte nicht, dass du mir Sachen verheimlichst, vor allem nicht die, die was mit Jungs zu tun haben."
"Dad, ich...", setze ich an.
Doch mein Dad unterbricht mich. "Ich weiß, dass ich ziemlich hart bin, was das Thema Jungs angeht. Dennoch kannst du immer mit mir reden. Wir waren doch schon immer ein Team", sagt er, während er traurig auf den Boden schaut. Ich nehme ihn in meine Arme.
"Dad, wenn da jemals etwas sein sollte, bist du der Erste, dem ich es erzähle. Keine Sorge", versuche ich, ihn zu besänftigen.
"Sehr gut, Spätzchen. Mehr will ich gar nicht." Er schaut auf seine Rolex. "Du solltest los. Lori ist schon weg, aber Logan wartet unten auf dich." Ich nicke nur und ziehe mir meinen Mantel über.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt