no more secrets

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Three can keep a secret, if two of them are dead." – Benjamin Franklin

Es ist Samstag und ich habe, wie immer, keine Pläne.
Ich muss Lori noch erwischen, bevor sie wieder mit ihren tollen Freunden zu Starbucks geht oder sonst was. Ich habe so die Schnauze voll von Allen.
Am Liebsten würde ich mich in meinem Bett verkriechen und den ganzen Tag lang Filme schauen. Aber das geht leider nicht.

Verschlafen ziehe ich mir eine graue Jogginghose an und binde meine Haare zu einem lockeren Dutt zusammen. Ich glaube nicht, dass ich heute gut aussehen muss. Erst recht nicht dafür, was ich vorhabe.
Ich weiß genau, dass Lori ziemlich angepisst sein wird. Aber das ist mir egal.

Ich schlendere zu Loris Zimmer und klopfe leise an der Türe. "Hmm." Ich höre einen Laut, den ich nicht einschätzen kann. Es könnte ein Stöhnen sein.
Oh, nein. Bitte, lass es nicht James sein. Mein Klopfen wird lauter. "Was?", ruft Lori etwas angepisst.
"Lori, ich muss mit dir reden."
"Oh, man. Emily. Kannst du mich vielleicht bitte wenigstens am Samstag Morgen mal in Ruhe lassen. Mein Gott." Ihre Worte treffen mich bis ins Mark.
Meine Schwester verändert sich in eine Richtung, die mir überhaupt nicht gefällt. Resigniert trete ich von der Türe zurück. "Schlampe", flüstere ich in mich hinein.

Das Haus ist komplett leer.
Es liegt lediglich ein Zettel auf dem Küchentisch. Wir sind heute Abend wieder da. Wir machen einen Ausflug nach Seattle. Bis heute Abend. Haben euch lieb- Mom und Dad.
Sie sind in letzter Zeit sehr häufig in Seattle und ich weiß nicht, wie ich das finden soll.
Mein stinkreicher Onkel, der Bruder meines Vaters, wohnt in Seattle. Er ist arrogant und kann vor allem mit uns Kindern nichts anfangen. Unsympathisch, wenn man mich fragt.

Schnell schalte ich mir einen Kaffee ein und setze mich an die Kücheninsel.
Ich tue es meinem Vater gleich und blättere in der Zeitung herum. Klar, Prince Harry und Prince William haben mal wieder Stress. Nichts Neues.
Ich sitze jetzt seit einer Stunde in der Küche und habe mittlerweile schon meinen zweiten Kaffee getrunken. Ich hoffe, dass Lori endlich mal runterkommt. Ich muss dieses Geheimnis einfach aussprechen, sonst werde ich noch verrückt.
Oder noch schlimmer: ich verplappere mich vor James und seinen Freunden. Hast du gestern schon fast, flüstert mir mein Gewissen zu.

Als ich ein leises Traben durch den Flur höre, sehe ich wie Lori gerade die Türe schließt.
"Wer war das denn?", frage ich, ohne aufzublicken. Das tut sie schließlich auch immer. Ich kann dich auch ganz gut mit deinen eigenen Waffen schlagen, liebe Lori.
"Das geht dich überhaupt nichts an." Lori läuft zu einem der Schränke und holt eine kleine Müslischüssel heraus.
Frühs isst sie lediglich ihren komischen Joghurt mit ein paar Früchten darin. Das sieht man auf jeden Fall an ihrer tollen Figur.
"Ja, wir sollten vielleicht mal über einige Dinge reden, die mich nichts angehen." Lori dreht sich rückartig um und starrt mich mit einem finsteren Blick an. "Von was redest du?"
"Naja, ich sage nur James."
"Was ist mit James?" Sie dreht sich wieder um und fährt damit fort, ihr Obst in kleine Stücke zu schneiden. Sie tut einfach so, als ob nichts wäre. Klar, anders kenne ich sie nicht.
Sobald eine Konfrontation auf sie zukommt, schaltet sie einfach auf Durchzug aus Angst vor den Konsequenzen.
"Verdammt, jetzt sag schon, Ems", schreit sie jetzt und zeigt mit ihrem Küchenmesser in meine Richtung.
Etwas eingeschüchtert falte ich die Zeitung vor mir zusammen und schaue ihr direkt in die Augen. "Hast du dich schon mal gefragt, wie es Ashley damit geht, dass James hier anscheinend ein und aus geht?" Ich zeige theatralisch auf die Haustüre.
"Das war nicht James, falls du das denkst." Sie lacht.
"Du hast meine Frage nicht beantwortet."
"Ich schulde dir keinerlei Rechenschaft. Du bist nur meine Schwester." Das hat schon wieder gesessen. Vielen Dank.
Ich halte mir mein Herz und schaue sie geschockt an. "Okay, alles klar. Dann frage ich eben James, was hier los ist. Wenn dir das lieber ist."
Entschlossen stehe ich auf, doch Lori ist schneller und hält mich am Arm fest.
"Man, du tust mir weh."
Lori lockert den Griff um meinen Arm etwas, lässt mich aber nicht los. "Du gehst nicht zu James. Das würdest du dich nicht trauen."
"Und wie ich mich das trauen werde." Ich befreie mich aus ihrem Griff und stapfe wütend die Treppen nach oben.
Sie kann ruhig sehen, dass ich es ernst meine. "Emily, komm runter. Verdammt." Lori eilt in mein Zimmer und schließt die Türe hinter sich. Jetzt bin ich aber mal gespannt auf ihre Ausrede.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt