twist

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„Life isn't about waiting for the storm to pass. It's about dancing in the rain." – Vivian Greene

Es ist jetzt schon 17:15 Uhr und ich weiß genau, dass Lori gleich nach Hause kommen wird. Ich habe keine Lust auf sie und ihre Fragen und Eifersüchteleien.
Wie gerufen, schwingt die Haustüre auf und ich höre, wie Lori unser Haus betritt. Sie quatscht kurz mit unseren Eltern und geht dann nach oben. Ihre Schritte werden immer lauter, bis es an meiner Türe klopft. "Kann ich reinkommen?"

Ich schnaube. "Wenn es sein muss."
Lori tritt ein und bleibt vor meinem Bett stehen. "Ich habe gehört, dass es dir nicht gut geht? Ist alles okay?"
Schnell setze ich mich in meinem Bett auf und lehne mich an das Kopfteil. "Was willst du hören, Lori? Hat James was damit zu tun? Ich muss dich enttäuschen. Das hat er nicht", lüge ich.
Ich kann mich noch erinnern, dass James meinte, er habe die Gedanken der anderen Frauen manipuliert. Sie wissen also Nichts von seinem Wesen oder wie auch immer man das nennen soll.
"Ich wollte nur wissen, ob alles okay ist. Ist das so schwer, zu glauben?"
"Ja, in der Tat. Es ist verdammt schwer, zu glauben. Du hast dich verändert und ich mag deine neue Seite und deine neuen Freunde wirklich nicht. Und deine Eifersüchteleien kannst du dir sonst wohin schieben. Du kannst James haben. Ich will ihn eh nicht mehr. Habt ein schönes Leben", sage ich und blicke stur an ihr vorbei. Ich muss mit mir kämpfen, dass mir nicht sofort wieder die Tränen in die Augen schießen.
Sie ist verwirrt und schaut mich perplex an.
Tja, mit dieser Antwort hat sie nicht gerechnet.

"Was heißt hier, du magst meine neuen Freunde nicht? Dafür, dass du sie nicht magst, hast du jetzt schon mit zwei von ihnen geschlafen. Findest du das nicht selbst ein bisschen lächerlich?" Jetzt lacht sie.
Drohend stehe ich auf und stelle mich vor sie. Mein Selbstbewusstsein hat eindeutig zugenommen. Das hast du James zu verdanken, kommt mir ein Gedanken. Ich schüttle den Kopf, um ihn zu verscheuchen. "Ich würde sagen, dass du lieber aus meinem Zimmer gehst, bevor ich dir nochmal eine gebe. Ich habe damit absolut kein Problem. Vor allem nicht an so einem Tag wie diesem."
Sie bleibt stehen und überkreuzt die Arme vor der Brust. Es reicht. Ich schubse sie ihn Richtung der Türe. Ich will nur, dass sie verschwindet und mich in Ruhe lässt.
Gerade als wir die Türe öffnen, schaue ich in die Augen meines Vaters. In ihnen sehe ich Schmerz. Er hat alles gehört. Meine Schwester war ja auch nicht gerade leise.
Mein Vater schüttelt den Kopf und geht in Richtung seines Schlafzimmers. Ich stoße mich an Lori vorbei und renne ihm hinterher.
Als ich vor der geschlossenen Türe zum Stehen komme, drehe ich mich noch einmal zu Lori um. "Vielen Dank. Du bist eine tolle Schwester. Lass mich in Ruhe. Für immer", schreie ich unter Tränen.

Ich klopfe an der Türe und mein Vater murmelt irgendetwas. Langsam öffne ich die Türe. "Kann ich reinkommen?"
Dad sagt Nichts, sondern klopft nur neben sich auf das Bett. Ich trete ein und schließe die Türe hinter mir.
"Entschuldigung. Ich wollte nicht, dass du es so erfährst", gebe ich kleinlaut von mir. Er streicht sich über sein Gesicht und legt einen Arm um mich. "Ems, ich bin nicht böse auf dich. Vielleicht bin ich etwas enttäuscht, dass du es mir verheimlicht hast. Ich meine, wir verstehen uns so gut und ich dachte immer, dass du mit mir über Alles redest."
"Dad", setze ich an. "Es ist nicht so leicht, mit dir über solche Sachen wie Jungs zu sprechen. Du hast einen gewaltigen Beschützerinstinkt und ich liebe das, glaub mir. Aber manchmal übertreibst du es ein bisschen. Ich bin ein junges Mädchen und ich habe einen Jungen kennengelernt, den ich sehr mag. Äh, naja, mochte. Ich dachte, er sei der Richtige. Leider war Dem nicht so und ich bin auf die Schnauze geflogen. Ich wollte es dir sagen, das musst du mir glauben."

Mittlerweile weine ich. Er drückt mich fest an sich heran. "Ich liebe dich, Ems. Du bist mein Ein und Alles. Vielleicht habe ich etwas übertrieben, gerade im Bezug auf Jungs, aber das habe ich nur getan, weil ich dich liebe. In meinen Augen wird nie Jemand perfekt für dich sein, aber das ist es vielleicht auch, was einen Vater ausmacht." Jetzt muss ich lachen.
"Ich würde mir wünschen, dass du dein Glück findest und wenn der letzte Typ dich verletzt hat, war er vielleicht nicht der Richtige. Aber das kannst im Endeffekt nur du entscheiden und ich weiß, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst."
"Danke, Dad. Ich liebe dich", sage ich.
Wir sitzen noch eine Weile so da, bevor mein Dad aufspringt. Er klatscht in die Hände. "So und jetzt weg mit dem langen Gesicht. Wir gehen raus. Wir gehen jetzt essen. Nur zu zweit."
Ich lächle und schaue an mir herunter. "Vielleicht sollte ich mir noch was Anderes anziehen, aber ich gehe sehr gerne mit dir essen."

Ich mache mich schnell etwas frisch und ziehe mir eine schwarze Jeans mit einer cremefarbenen Bluse an.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt