private

99 4 0
                                    

Ich wache in James' Bett auf und zu meiner Überraschung liegt er nicht neben mir.
Was ist, wenn er gestern Abend bereut?Widerwillig stehe ich langsam auf und streife mir ein T-Shirt über. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich mir eine Adidas-Jogginghose von ihm ausleihe. Ich versuche, den Bund so gut es geht richtig eng zu machen, sodass mir die Hose nicht mehr runterrutscht.
Als ich am Spiegel vorbeilaufe, sehe ich mich.
Ich habe rote Wangen und meine Haare sind etwas zerzaust. Die Jogginghose macht mein Aussehen noch perfekter.
Ich sehe aus wie ein Penner. Herzlichen Glückwunsch, Emily.

James sitzt bei Jonathan und Ed am Frühstückstisch. Sie scheinen, sich sehr zu amüsieren.
Als Ed mich sieht, stößt er James in die Seite, der sofort in seiner Bewegung inne hält. Ich weiß nicht so recht, was ich tun oder sagen soll. "Guten Morgen?", sage ich etwas leiser als sonst.
James lacht, als er meinen Körper abgescannt. "Schöne Hose", lächelt er mich an. "Guten Morgen."
Ich setze mich neben Ed an den Frühstückstisch. "Hast du gut geschlafen?", fragt mich Ed.
Ich nicke nur und schmiere mir nebenbei ein Brötchen, das vor mir auf meinem Teller liegt. Die Jungs nehmen ihr Gespräch wieder auf. Plötzlich springt James auf und zieht mich nach oben. "Ems und ich müssen jetzt gehen. Schule und so." Perplex starre ich erst ihn an und dann Ed und Jonathan.
Die Beiden scheinen, genauso überrascht zu sein über seinen plötzliche Auftritt wie ich.
"Alles klar. Wir sehen uns dann später." Jonathan winkt mir zu und ich winke zurück.

Im Zimmer angekommen, befreie ich mich aus James' Griff. "Was ist dein Problem? Wir haben doch noch eine halbe Stunde, bis die Schule beginnt", jammere ich und lasse mich auf sein großes Bett plumpsen.
"Sorry. Aber wir müssen nun mal jetzt los. Sonst kommen wir nicht pünktlich zur Schule."
Ich kann nicht anders, als zu lachen. "Und was ist der wahre Grund?"
"Hab ich dir doch gerade gesagt. Ich will nicht..." Ich unterbreche James, indem ich mich vor ihn stelle und sein Gesicht in beide Hände nehme. "Und jetzt die Wahrheit? Ich meine, du hast mich gestern überredet, einfach die Schule zu schwänzen. Also?"
"Ich habe einfach keine Lust auf diese behinderten Gedanken von meinen Freunden. Das geht mir auf den Sack", gibt er zu. Gedanken? Woher will James wissen, was die Beiden denken? "Gedanken? Kannst du etwa Gedanken lesen?", lache ich.
James bleibt ernst und schaut mich beunruhigt an. "Quatsch. Aber das ist ja wohl nicht schwer, zu erraten, was die denken." Er zeigt auf seine Zimmertüre, vor der Ed und Jonathan sich unterhalten.
Ich weiß echt nicht, was sein Problem ist. Aber egal. Ich binde mir meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und ziehe mir meine Schuluniform an. "Bin fertig."
"Das wurde ja auch mal Zeit", rollt James gespielt mit den Augen. Ich werfe meine Jacke nach ihm. "Sei ruhig, James. Ich glaube, du bist ganz Anderes gewohnt."
"Das könnte stimmen. Dahingegen bist du ja wirklich ultraschnell." Er lacht. Ich könnte sein Lachen ewig hören.

Wir steigen gemeinsam in seinen Hellcat und James fährt uns zur Schule. Auf dem Parkplatz dreht er sich zu mir. "Vielleicht sollten wir das nicht gleich öffentlich machen?"
Ich muss lachen. "Wer sagt jetzt alles mit einem Fragezeichen dahinter? Aber ja, vermutlich hast du Recht. Es muss ja nicht gleich jeder wissen." Ich steige aus dem parkenden Auto und werfe James noch einen unauffälligen Kuss zu, den er lächelnd annimmt.
Ich habe keinerlei Probleme damit, das noch geheimzuhalten. Vor allem Lori muss es nicht erfahren. Sie rennt sonst wahrscheinlich direkt zu unserem Vater und der wäre mehr als nur enttäuscht von mir.

Auf den Stufen kommt mir Clara entgegen. "Verdammt, Emily. Ich habe gehört, dass du gestern die Schule geschwänzt hast. Das passt so überhaupt nicht zu dir." Sie schielt zu James hinüber. "Hattest du vielleicht etwas Besseres vor?"
Ertappt schaue ich auf den Boden.
"Du kannst es mir ruhig sagen. Ich bin die Letzte, die irgendetwas ausplaudert, glaub mir", hakt sie weiter nach.
"Eventuell. Ich kann dir heute Nachmittag Alles erzählen bei einem Kaffee?"
"Ja, klar. Gerne. Wir treffen uns einfach nach der Schule wieder hier. Ich muss jetzt dringend in meinen Unterricht. Hast du dir schon überlegt, ob du heute in den Unterricht gehst?" Sie lacht laut und ich boxe sie in die Seite und fange ebenfalls an, zu lachen.
"Ich lieb dich auch."

Die ersten beiden Schulstunden vergehen ziemlich schnell. Ehrlich gesagt, warte ich nur auf den Aufruf, um ins Direktorat gehen zu müssen.
Wie auf das Kommando, ertönt die Lautsprecheranlage. James Blurre und Emily Jones, bitte ins Direktorat. Sofort.
Ich stehe auf und hoffe, dass mich niemand anstarrt. Doch alle starren mich an und schütteln den Kopf. Scheiße. So viel dazu, dass wir das mit uns geheimhalten wollen.

Vor dem Direktorat kommt James lächelnd auf mich zu.
"Wieso lächelst du so? Wir müssen zum Direktor. Ich hoffe, sie benachrichtigen nicht meine Eltern oder wahrscheinlich haben sie das schon getan." Ergeben lasse ich mich nach hinten an die Wand fallen.
"Bleib ruhig, Jones. Das kriegen wir schon hin. Ist nicht das erste Mal, dass ich deswegen hier bin", zwinkert James.
Im gleichen Augenblick öffnet unser Direktor die Türe. "Kommt rein", sagt er und James und ich gehorchen ihm.
James setzt sich selbstbewusst auf einen der freien Stühle vor dem Pult.
Ich wünschte, ich hätte das Selbstbewusstsein von ihm. Ich habe keine Ahnung, was mich erwarten wird.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt