"Go ahead, make my day."- Harry Callahan
Als ich auf meinem Bett liege und an die Decke starre, driften meine Gedanken zu James ab.
Er war heute tatsächlich nett. Er hat sich heute weder über mich lustig gemacht noch mir einen dummen Kommentar an den Kopf geworfen. Ohne mich umzuziehen, schlafe ich schließlich beim Gedanken an den freundlichen James ein.
"Oh man." Mein Wecker rüttelt mich wach und ich merke, wie ich in den Klamotten von gestern quer über dem Bett liege. Scheiße.
Ich bin tatsächlich so eingeschlafen.
Ich springe aus dem Bett und laufe schnell in mein Badezimmer.
Pfeifend lege ich mir etwas Make-up auf und glätte mir meine Haare, bevor ich mich in meine Schuluniform quetsche."Guten Morgen, Liebling. Wir haben dich gestern gar nicht mehr gesehen. Warst du noch unterwegs?", sagt mein Vater, der schon vor der Haustüre steht und sich seinen Mantel überstreift.
Ich überlege kurz, was ich ihm antworten soll. Das dauert ihm anscheinend zu lange. "Du, Ems. Das hat doch nicht etwa was mit einem Jungen zu tun, oder?"
"Nein, nein. Äh, ich war mit Clara unterwegs. Wir waren was essen und danach noch in einer Bar. Es war sehr schön." Ich lächle meinen Dad unschuldig an.
Ich hasse es, ihn anzulügen. Aber ich kann ihm schlecht, die Wahrheit über James erzählen. "Das..das freut mich, Schätzchen. Haben wir doch die richtige Schule für euch ausgesucht. Beide meiner Töchter sind glücklich." Er lacht und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Schläfe, bevor er zur Arbeit geht.
Meine Mutter scheint, schon weg zu sein, denn ich kann sie weder in der Küche noch im Wohnzimmer sehen.Ich mache mir einen Kaffee und setze mich noch kurz an unsere Kücheninsel.
Lori kommt in die Küche, ohne mich anzusehen. Das Einzige, was ich von ihr bekomme, ist ein böser Blick. Aber dieser Blick ist so flüchtig, dass ich nicht weiß, ob es wirklich passiert ist.
"Kommst du?", schnaubt meine Schwester genervt. Sie steht vor der Haustüre und schaut hektisch auf ihre Armbanduhr.
In Windeseile bin ich auf meinen Beinen und renne zur Haustüre.
Draußen wartet Logan bereits vor dem Wagen, um uns die Türe aufzuhalten.
Ich würde echt gerne mal mit James zur Schule fahren, kommt mir der Gedanke.
Oh Gott. Ich weiß gar nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.Lori schaut die ganze Fahrt über aus dem Fenster und beachtet mich nicht weiter.
Auch als ich aussteige, läuft sie direkt auf ihre Freunde zu, ohne auf mich zu warten.
In der Eingangshalle sehe ich, James an einem der Spinde lehnen. Er redet mit Toby und als sich unsere Blicke treffen, starrt er mich einen Moment lang an, wendet sich dann aber wieder Toby und dem Gespräch zu. Alles klar.
Ich schätze, das heißt, dass wir die Sache von gestern einfach ignorieren.Meine erste Stunde ist Physik bei Mr Walton.
Ich liebe Physik und ich liebe die physikalischen Gesetze, mit denen wir uns momentan beschäftigen.
James hat mich die erste Stunde über nicht einmal angesprochen.
Es ist vielleicht auch besser so. Immerhin hat er eine Freundin, flüstert mir mein Gewissen zu.
Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken nach hinten zu schleudern.
"Wieso schüttelst du eigentlich immer so energisch mit dem Kopf?" James lacht und dabei fallen ihm ein paar einzelne honigblonden Strähnen ins Gesicht.
"Keine Ahnung. Ich schätze, manchmal muss ich einfach meine Gedanken mal zurecht rütteln", flüstere ich, ohne ihn anzuschauen.
James lässt mich nicht aus den Augen, als ich meine Hand hebe. "Ja, Ms Jones?"
"Dürfte ich mal auf die Toilette?" Mr Walton nickt mir zu und ich stehe auf.
Vor James' Tisch laufe ich extra langsam.Im Flur angekommen, lasse ich mich gegen einen der Spinde fallen und rutsche daran hinab.
Ich sehe James jetzt mit anderen Augen und genau das sollte ich nicht.
Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie er gestern geredet hat, gelacht hat und freundlich war. Nicht zu vergessen, dass er unheimlich gut aussieht. "Fuck, was machst du nur mit mir?", flüstere ich in mich hinein."Was macht wer mit dir?" James taucht wie aus dem Nichts neben mir auf.
"Scheiße. Was soll das, Blurre? Du hast mich zu Tode erschreckt", schüttle ich den Kopf.
"Das hab ich gesehen. Also, Jones. Wer macht was mit dir?"
"Das geht dich nichts an." Er nervt mich. Wieso erwischt ausgerechnet er mich immer in solchen beschissenen Situationen?
"Was machst du überhaupt hier draußen?", rolle ich mit den Augen. James reibt sich nervös den Nacken. "Ich musste aufs Klo?"
Ich verschränke die Arme vor der Brust und hebe eine Augenbraue. "Ach, ja?"
"Ja, klar. Was sollte ich sonst hier draußen machen?" Er überlegt einen kurzen Moment und packt mich am Handgelenk.
Ein kleiner Schrei entflieht mir, als er mich quer über den Schulflur zieht. "James, was zur Hölle machst du?"
"Naja, wir verschwinden."
"Was meinst du mit 'wir verschwinden'?"
James dreht sich kurz zu mir und schaut mir tief in die Augen. "Ich glaube, Mr Walton kann auch ganz gut mal auf uns beide verzichten."
Will er gerade mit mir die Schule schwänzen? "Das können wir nicht machen. Das weißt du, oder?", frage ich ihn ungläubig und lache. "Kannst du dich nicht einfach mal locker machen? Also?"
"Okay."
Ich glaube gerade selber nicht, dass ich diesem Schwachsinn zustimme.
Aber hier bin ich.
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craving your blood
RomanceEmily war schon immer unscheinbar und keiner hat je von ihr Notiz genommen. Doch an ihrem ersten Tag auf der neuen Highschool scheint sich ihre komplette Welt auf den Kopf zu stellen. Sie lernt den gut aussehenden James kennen. Irgendetwas liegt in...