Hellcat

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"Hell is other people."- Jean-Paul Sartre

"Jetzt fahren wir."
Ich schüttle den Kopf. "Kommt dein Fahrer noch oder wie ist das?"

Ich kann hier weit und breit keinen Fahrer entdecken.
Er lacht und nimmt meine Hand.
Er läuft mit mir aus unserem Tor heraus. Anscheinend hat er einen Fußmarsch geplant. Absolut toll.
Er führt mich um die Ecke herum und holt Schlüssel zu einem Auto heraus. "Wir nehmen einfach den hier." James zeigt auf eines der parkenden Autos.
Ich kenne mich ziemlich gut mit Automarken aus, da ich ja auch ein Vaterkind bin.
James steigt in einen grauen Dodge Hellcat ein. Das Auto passt perfekt zu ihm.

Ich renne ihm hinterher und lasse mich auf den Ledersitz auf der Beifahrerseite plumpsen.
"Du fährst selber?", frage ich ihn, als ich mich in seinem Auto umschaue. Es ist alles feinsäuberlich und man würde hier wahrscheinlich das kleinste Staubkorn sehen, so sauber ist es hier.
"Wieso sollte ich nicht selber fahren? Ich liebe es, selbst zu fahren. Bist du jemals in deinem Leben gefahren?"
"Naja, ich habe zwar einen Führerschein, aber saß seitdem nicht mehr am Steuer. Das ist vielleicht auch besser so."
James lacht und steigt aus seinem Auto heraus.
Er läuft zur Beifahrerseite und öffnet die Türe. "Los. Du fährst."
"Äh, James. Das ist vielleicht keine so gute Idee. Wie gesagt, ich bin das letzte Mal gefahren, als ich meinen Führerschein gemacht habe."
Er rollt mit den Augen, greift über meine Beine und schnallt mich ab. "Emily Jones. Du willst mir jetzt nicht sagen, dass ausgerechnet du vor etwas Angst hast? Ich meine, du hast dich an deinem, wohlgemerkt, ersten Tag an einer neuen Schule mit dem wohl beliebtesten Jungen angelegt. Also beweg deinen Hintern hinters Steuer."
Ich steige widerwillig aus und laufe auf die Fahrerseite.
Zum Glück ist sein Auto ein Automatikauto. Schalten müsste jetzt dann doch nicht sein.
Ich suche das Loch, wo ich den Schlüssel reinstecken kann, doch finde keins.
"Du musst einfach nur auf den Start-Stopp-Knopf drücken." Ich schaue in James' Richtung, als er lacht und ich nicke. "Ach so."
Ich drücke den Knopf und das Auto beginnt, zu brummen. Es klingt fantastisch.

Ich biege langsam in den Verkehr ein und James lotst mich aus der Stadt heraus.
Wir halten an einem kleinen Diner außerhalb, das ich bisher noch nicht kenne.
Als wir aussteigen, schmeiße ich James die Autoschlüssel zu und er steckt sie in seine Hosentasche. "Siehst du, war doch gar nicht so schwer, oder?", lächelt er mich an.
Ich erwidere sein Lächeln und schüttle den Kopf. "Nein, wars nicht. Danke, dass du mich fahren lassen hast."
"Ist kein Stress. Ich fahre eh oft genug", winkt er ab.

James hält mir die Türe zum Diner auf und wir betreten gemeinsam das Lokal.
Es sieht haargenau so aus, wie in allen amerikanischen Hollywoodfilmen.
"Wow. Es ist so schön." Meine Augen beginnen, zu glänzen und James lacht kleinlaut.

Wir setzen uns an einen Tisch in einer kleinen Nische, wo uns niemand sehen kann.
Ich bin gerade sehr froh darüber. Für den Fall, dass jemand auftaucht, den wir möglicherweise kennen.
"Also, was willst du essen?" Ich neige meinen Kopf und sehe James an. "Oh, nein. Sag mir bitte nicht, dass du jetzt einen Salat essen willst?", rollt er mit den Augen. Wie kommt er denn darauf?
"Ich wollte eigentlich einen Burger probieren mit Süßkartoffelpommes?" Er sieht mich an und kleines Lächeln umspielt seine Lippen.
"Ach so. Das ist gut. Ich dachte nur, weil Ashley sich immer einen Salat bestellt, egal ob du gerade das beste Steak in ganz Washington bekommen könntest. Es muss immer der Salat sein."
Beim Namen seiner FREUNDIN, bekomme ich ein schlechtes Gewissen und kaue auf meiner Unterlippe herum.
"Was ist los?" James sieht mich fragend an. "Naja, ich weiß nicht. Ich schätze, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich gerade heimlich mit dem Freund eines anderen Mädchens etwas essen bin." Beschämt schaue ich auf meine Hände, die auf dem Tisch liegen.
"Mach dir keinen Stress. Wir tun hier nichts Verbotenes."
Ich lächle etwas und versuche, mich zu entspannen.

Das Essen war super und James ist gar nicht so schlimm, wie man denkt.
Ehrlich gesagt, kann man mit ihm tiefgründige Gespräche führen und er versteht mich. Das habe ich noch nie bei einem Jungen erlebt.
Als wir vor seinem Auto stehen, halte ich James am Arm fest. "Hey, danke für den schönen Nachmittag. Das war echt..nett?"
"Dieses Fragezeichen am Ende des Satzes. Ich kann es sogar hören", lacht er. "Aber ja, es war echt sehr entspannt und naja, schön."
Er dreht sich um und geht in Richtung seines Autos. "James", sage ich. "Darf, naja, darf ich uns nach Hause fahren?"
Seine Augen blitzen auf und er wirft mir sofort die Autoschlüssel entgegen. "Klar doch."

Die Heimfahrt war entspannt und wir haben uns jede Menge Fragen gestellt über uns selbst und unser Leben.
Ich habe das Gefühl, als würde ich ihn schon ewig kennen. Es fühlt sich zu schön an, um wahr zu sein.

"Vielen Dank nochmal. Ich hätte mir keinen besseren Feiertag vorstellen können." Ich lehne mich über die Mittelkonsole und schließe ihn in meine Arme.
Nach kurzer Schockstarre erwidert er meine Umarmung. "Fand ich auch", flüstert er in mein Haar. Ich habe das Gefühl, er würde meinen ganzen Geruch in sich aufnehmen.

Sobald ich ausgestiegen bin, winke ich ihm noch zu und er macht sich auf den Weg.
Mit voller Elan steuere ich auf unser riesiges Tor zu und schlendere ins Haus.

"Wo warst du?" Natürlich kommt mir sofort meine Schwester entgegen. "Das geht dich nichts an", sage ich beiläufig.
Nicht mal sie kann meine Laune gerade zerstören. Das was du kannst, kann ich schon lange. Ich laufe an ihr vorbei und gehe direkt in mein Zimmer.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt